Kultur Südpfalz Sarkastisch, anzüglich, gut

Für zart besaitete Feministinnen oder glühende Anhänger der Gender-Mainstreaming-Bewegung war der Comedy-Abend mit Hans Werner Olm am Freitag kein reines Vergnügen. Wer sich jedoch auf seine schnoddrigen, bisweilen reichlich anzüglichen verbalen Ergüsse einließ, konnte in der TSG-Turnhalle herzhaft lachen. Olm war mit seinem aktuellen Programm „Mach fertig“ in die Pfalz gekommen.

Der mehrfach ausgezeichnete Kabarettist, Schauspieler und Musiker nahm das bestens aufgelegte Publikum im gut gefüllten Saal mit auf eine Zeitreise durch das manchmal zu lange Leben eines männlichen, meist wenig sympathischen Durchschnittsdeutschen. Gerade zu Jahresbeginn sei doch die Zeit des Neuanfangs, der bewussten persönlichen Veränderungen, appellierte er in bester Star-Verkäufermanier an sein Publikum. Wie aus der Pistole geschossen gab Olm Ratschläge zum Ergattern eines Bankkredits. Männern auf Frauensuche empfahl er, sich in die Deko-Abteilung eines schwedischen Möbelhauses zu stellen: „Denn dort nehmen Frauen jeden Scheiß mit.“ Oder er schlug bösartig schräge Texte für Glückswunschkarten vor. „Was soll ich sagen, ich habe es doch nett gemeint“, entschuldigte er sich für seine unbrauchbaren Tipps, und fand: „Ich lass’ es besser bleiben, denn die Menschen verstehen heute keine Ironie, keinen Witz mehr.“ In seinem Rundumschlag gegen „unser Land, das immer dümmer wird“, zeterte Olm über Freak-Shows im Privatfernsehen, trauerte Kindheiten in den 70er-Jahren nach und kam zu dem Schluss, dass die „Deutschen heute zu viel meckern“, einen zu negativen Blick haben. Ob seine teils singend vorgebrachten Vorschläge, widrige Situationen positiv zu beschreiben so viel besser wären, wagten die Zuhörer zu bezweifeln. Eloquenz sei der Schlüssel für ein erfolgreiches Leben. Wenn dies bei Männern über 50 in ihrem zweiten Frühling nicht mehr ausreiche, könnten ja Schönheitsoperationen und allerlei Tricks nachhelfen – oder eben auch nicht. Voller bitterbösem Sarkasmus rechnete Olm in seiner Dankesrede mit Vorurteilen und Klischees ab. So dankte er in einem grellen Glitzer-Outfit, dass er weder als Frau noch als dunkelhäutiger Mann oder sogar als Sachse geboren wurde. Als vom Alkohol verblödeter Ehemann wollte er seiner Frau die Scheidung schmackhaft machen, um Platz für eine junge Freundin zu haben. Hart am Rand des guten Geschmacks zelebrierte er allzu menschliche, schwer zu steuernde Geräusche oder begab sich auf die Suche nach der analogen Gemütlichkeit. Dabei wurde der Kabarettist doch tatsächlich romantisch, brachte kurz Poesie ohne Unterton auf die Bühne. Mit der heutigen Musik hatte er hör- und sichtbar seine Probleme. Die Texte der neuen deutschen Sänger fand er so blöd, dass er sie kurzerhand umtextete, da die alten Schlager doch viel besser seien. Prompt verwandelte er sich in Roberto Blanco und Howard Carpendale, deren Texte zwar auch sehr simpel gewesen, aber viel positiver rüber gekommen seien. Einfach herrlich seine Gestik, mit der er die alten Hits interpretierte. Nach so viel Lebenshilfe und Alltagsweisheit fehlte nur noch eins: eine Lektion in sexueller Aufklärung. Die ließ der Comedian in seiner Zugabe folgen.

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