Kultur Südpfalz Musik als Transportmittel ohne Schublade

Roland Bliesener ist viel herumgekommen. Als Keyboarder und Sideman für Stars wie Hubert Kah, Peter Schilling, Markus und Chris Norman von Smokie oder mit seiner Band Knutschfleck im Vorprogramm von Nena, Münchner Freiheit, Spider Murphy Gang, Manfred Mann’s Earth Band, Hermes House Band und vielen mehr hat er schon weit über 1300 Konzerte gegeben. Am Freitag tritt er im „Haus“ des Vereins Südstern in Landau auf.

Seit 2012 hat er sich einen langjährigen Traum erfüllt und ist mit seinem Soloprogramm als Singer/Songwriter am Klavier unterwegs. „In die Rolle als Frontmann musste ich mich erstmal einfinden. Lampenfieber hab ich nach über 1300 Konzerten immer noch“, sagt er. Wer aber denkt, der gelernte Tontechniker spiele jetzt nur noch Balladen, hat sich geschnitten. Das jugendhafte „Auf und davon“-Gefühl verströmt er noch immer – und seinen jugendlichen Charme hat er auch nicht abgelegt. Seine Vorbilder – Wir sind Helden, Reinhard Mey, Rio Reiser, Konstantin Wecker und Udo Lindenberg – verkörpern in den meisten Liedern genau den Pep, den auch Roland in seinen Liedern mitschwingen lässt. Ab dem fünften Lebensjahr bekam Roland Klavierunterricht, lernte Geige – und gibt nun das Erlernte weiter. Der 47-jährige beschreibt seine Musik als „Transportmittel ohne Schublade“, was enge Textbezogenheit, aber auch das breitgefächerte Spektrum der Musikstile mit sich bringt. Aus diesem Grund bedient er sich auch nur der einfachen musikalischen Begleitung durch das Klavier. Das ist jedoch nicht zu unterschätzen. „Wenn man sich nur die Lyrics durchliest, wird man eine ganz andere Vorstellung von dem Lied bekommen, als wenn man es live miterlebt“, betont er. Die metaphorischen und intellektuellen Texte stehen für die freie Entfaltung der Gedanken. „Das ist der Grund, warum ich das hier mache und nicht mehr nur einer Musikrichtung anhänge“, sagt Roland. In seinem Lied „Vogelfrei“, das auf der Liederbestenliste nominiert wurde, greift er relevante Themen mit ausdrucksstarker Sprache und Humor auf. „Trotz manch harter Themen ist mir die Leichtigkeit der Musik wichtig. Ich will nicht, dass die Leute abends geknickt nach Hause gehen.“ Seine Texte entstehen größtenteils durch Stimmungen und Empathie, was er als „Segen und Fluch“ bezeichnet: „Ich gehe mit offenen Augen durch die Welt.“ Er schätze die kleinen Dinge und finde so Anhaltspunkte für seine Texte. „Meine Musik soll keine bestimmte Gruppen ansprechen, weshalb es für mich schwer ist, alle zu involvieren – der junge Hüpfer sieht etwas anderes in meiner Musik als Leute in meinem Alter“, erzählt der Landauer Psychologie-Student, der sein Studium als Unterstützung seiner Songs sieht. „Ich lerne auch im Studium sehr viel über das Individuum an sich, was meine Empathie verbessert und mir bei der Erstellung meiner Liedtexte unmittelbar hilft“. Neben seinem Studium ist Roland als Dozent bei der europaweit bekannten Schule für Ton und Audiotechnik („House of Audios“) tätig. Er ist leidenschaftlicher Wanderer und sagt von sich selbst, er sei ein „Naturbursche“. Glücksbringer und Rituale vor seinen Auftritten hat er nicht. Wenn er eine ruhige Minute vor seinen Auftritten findet, reflektiert er lieber: „Ich darf jetzt Musik machen, mich selbst präsentieren und die Leute zum Nachdenken anregen.“ Abseits der Bühne ist Roland eher introvertiert, aber auf der Bühne blüht er auf – sein immer noch jugendlicher Humor, aber auch seine Emotionen verpackt er in seinen Auftritten. „Ich bin manchmal so arg ich selbst auf der Bühne, dass ich mich selber ziemlich verletzbar mache. Musik ist meine persönlichste Ebene“, sagt Roland. Auf die Frage, ob und mit wem er sich ein Duett vorstellen könnte, nennt er Judith Holofernes, die Sängerin von Wir sind Helden. „Einen Text mit ihr zusammen zu schreiben, wäre eine Bereicherung.“ Aber auch von „Cäthe“ könnte er sich zu einem Duett begeistern lassen. Der Singer/Songwriter schreibt nicht nur für sich, auch für andere Künstler setzt er sich an der Schreibtisch und ist auch dabei wandelbar. Info —Roland Bliesener tritt am 23. Oktober um 20 Uhr im „Haus“ in Landau beim Verein Südstern auf. Der Eintritt ist frei. Infos unter Telefon 06341 918730. —Die redlan@rheinpfalz.de, Fax 06341 281151 oder (mvk)