Kultur Südpfalz Intensive Bodenarbeit

Unkonventionell und experimentierfreudig bietet Hubbard Street 2, die „junge“ Truppe des bekannten Tanzensembles Hubbard Street Dance aus Chicago, jungen Tänzerinnen und Tänzern ebenso wie Nachwuchs-Choreographen eine hervorragende Chance, etwas auszuprobieren. Auf hohem Niveau, wie der Auftritt von sechs der insgesamt neun Mitglieder von Hubbard Street 2 in der Landauer Festhalle bewies.

Dabei schließen sich Humor und moderner Tanz keineswegs aus. „This is Katie“, verkündete eine Stimme aus dem Lautsprecher, und eine der Tänzerinnen zeigte in einem kurzen Solo, was an Körperbeherrschung in ihr steckt. Jedes Ensemblemitglied wurde so vorgestellt, einmal mit einem kurzen Solo und dann in der Interaktion mit der Gruppe. Es ist das perfekt getimte Zusammenspiel zwischen den Tänzern, das die unterschiedlichen Stücke so spannend machte. Eines haben die gezeigten Choreographien gemeinsam: den Verzicht auf spektakuläre Hebefiguren. Hubbard Street 2 ersetzte die tänzerische Eroberung des Luftraums über der Bühne durch eine intensive Bodenarbeit. Unermüdlich ließen sich die Tänzer fallen, rollten über die Bühne oder übereinander, ließen sich ziehen und waren im nächsten Moment wieder in der Vertikalen. Die Kraft, die das kostet, war dem kleinen Ensemble nicht anzumerken. Ein sehr intimes, eng aufeinander abgestimmtes Pas de deux bot das Duett aus „Lickety-Split“. „Long Story Short“ war keineswegs kurz. Ihsan Rustems abstrakte Choreographie forderte von den Tänzern, sich expressiv in Körpersprache auszudrücken. Es war faszinierend zu beobachten, wie geschmeidig das Ensemble selbst komplizierte raumgreifende Bewegungen umsetzte. Als witziges Intermezzo inmitten des viel Konzentration fordernden Programms kam „stop…stop…stop“ gerade recht. Choreographiert von Terence Marling, dem künstlerischen Leiter von Hubbard Street 2, wies dieses Stück das aufwendigste Bühnenbild des Abends auf: einen Tisch und zwei Stühle. Schüchtern und ratlos standen Adrienne Lipson und Zachary Enquist am Rand, während Jules Joseph locker-lässig zu kubanischer Musik tanzte. Die angedeutete, nie zu Ende geführte Unterhaltung zwischen einer Frau und einem Mann wurde von Lipson und Enquist herrlich amüsant in Bewegung gespiegelt. Vom dritten Tänzer rüde auf die Stühle gesetzt, versuchten sie allerliebst, sich näher zu kommen, aber Joseph als störender Dritter verhinderte das zuverlässig. Die gehaltvollste Choreographie des Abends stand am Ende. Choreograph Bryan Arias spielt gekonnt mit Kettenreaktionen und nahtlosen Übergängen. In den schwarz-weißen Kitteln zu Beginn erinnerten die Tänzer nicht von ungefähr an Dominosteine, sie richteten sich auch synchron aus. Bis auf einen, der mit einem mehr oder weniger sanften Schubs vom Kollegen auf die richtige Spur gesetzt wurde. Ohne erkennbare Anstrengung hielt das Ensemble das hohe Tempo dieses Stückes durch, hier ein intensiv verschlungenes Pas de deux, dort gleich das nächste, immer wieder neue Formationen die ständig in Bewegung waren. Und, wie ein Grundthema unter den getanzten Variationen, oft blieb einer der Tänzer oder Tänzerinnen außen vor, wurde der Kontrast zwischen dem Einzelnen und Gruppe betont. Viel Beifall für die großartigen Mitglieder von Hubbard Street 2. Das kompromisslos moderne Programm allerdings, dessen Stücke teilweise mehr auf Geräusche als auf Musik choreographiert wurden, hatte doch einige der Zuschauer verstört.

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