Kultur Südpfalz „Ich habe schon als Jugendlicher Jazz gehört“

Beim Festival Palatia Jazz ist Manu Katché ein immer wieder gern gehörter Gast. Am Samstag, 27. Juni, spielt der französische Schlagzeug-Star mit seiner Band bei Palatia Jazz in Germersheim im Innenhof der Festungsanlage Fronte Beckers. Im Vorprogramm ist die polnischstämmige Sängerin Natalia Mateo mit ihrem Sextett zu erleben. In den 1980er-Jahren war Katché von Peter Gabriel entdeckt und als regelmäßiges Mitglied in seine Studio- und auch Livebands aufgenommen worden. Rainer Köhl sprach mit dem Schlagzeuger.

Sie haben lange Jahre mit vielen Größen des Rock und Pop musiziert, mit Sting, den Dire Straits – wie sind Sie zum Jazz gekommen? Hat Jan Garbarek dabei eine Rolle gespielt, der Sie in seine Band nahm?

Noch bevor Jan ein Stichwort wurde für mein Jazz-Engagement, habe ich schon als Jugendlicher Jazz gehört und auch gespielt. Das Lustige an der Sache war: als ich noch Rock spielte, sagten die Musiker zu mir, dass ich einen Jazz-Stil hätte. Und nun, da ich Jazz spiele, sagen die Leute, ich hätte einen Pop-Stil. Aber ich denke nicht, dass ich die musikalische Richtung gewechselt habe. Ich bin einfach nur dem gefolgt, was in mir war, der Leidenschaft für Musik – ganz gleich, ob man es Rock, Jazz, Soul oder sonst wie nennt. Ihre Kompositionen scheinen mit Ihrer langen Karriere in Verbindung zu stehen, sie scheinen eine Fusion zu sein aus Rock, Pop and Jazz. Ich würde sagen, sie klingen sehr nach Jazz, wenigstens in der Art, wie wir um Themen und Akkorde herum spielen, und in der Freiheit, darüber zu improvisieren. Ich denke nicht, dass dies ein Fusion-Stil ist. Vielleicht kann man sagen, dass die Struktur der Stücke mit jener von Pop-Musik verwandt ist (mit Intro, Thema und Chorus), aber das Musizieren selber in der Band ist echter Jazz, ist locker und nicht so komplex wie Fusion-music. Sie haben familiäre Wurzeln an der Elfenbeinküste: Wie viel afrikanische Musik ist in Ihrem Spiel? Man kann dies hören im polyrhythmischen Stil, in den Beats, welche Tanzen, Singen und Sprechen vereinen… Sie sagen es. Nun, die afrikanischen Wurzeln kommen von der Seite meines Vaters, aber ich bin in Frankreich geboren und bin in einem sehr europäischen kulturellen Umfeld aufgewachsen. Die afrikanischen Gene, die ich in mir habe, sind wahrscheinlich die Antwort auf das Instrument, das ich spiele, und die Art, unterschiedliche rhythmische Möglichkeiten zu benutzen. Auf der anderen Seite entwickelte sich meine Beziehung zu afrikanischer Musik durch die Musiker, die ich im Laufe meiner Karriere traf, und durch den Respekt vor ihrem musikalisch-kulturellen Bewusstsein, das mich zu einer eigenen Entwicklung meines Stils über all die Jahre brachte. Was mein Schlagzeug-Stil betrifft, der mit Tanzen und Sprechen sehr viel zu tun hat. Das habe ich schon sehr verinnerlicht: Figuren zu spielen, die einen tänzerischen Puls, sprechenden Beat und melodischen Sinn vereinen. Sie wechseln öfter die Besetzung, spielen immer mit exzellenten Musikern. Sehen Sie sich selbst eher als eine Institution, eine Schule, in der Weise von Art Blakey & The Jazzmessengers oder mehr als eine „Band in progress“? Danke für den Vergleich mit Art Blakey und seiner Schule! Ich möchte das sehr gerne, aber ich glaube nicht, dass das auf mich zutrifft. Ich wechsle meine Besetzung ziemlich regelmäßig aus zwei Gründen: Der erste ist, dass jedes meiner Alben für mich verschieden klingt. Und genau das will ich auch immer erreichen, dass es immer neu und verschieden vom Vorhergehenden klingt, dadurch, dass ich unterschiedliche musikalische Persönlichkeiten einlade. Der zweite Grund betrifft die Live-Auftritte: Die guten Jazzmusiker von heute sind viel beschäftigt, sie spielen in mehreren Bands. Es ist schwierig geworden, dies für die verschiedenen Tourneen zu koordinieren.

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