Kultur Südpfalz Gebet, Gotteslob, Glaubensbotschaft

Die neben Beethovens Missa solemnis und Schuberts Es-Dur-Messe sicher bedeutendste Vertonung des Messordinariums des 19. Jahrhunderts erklang am Karfreitag in der Landauer Stiftskirche: in eindrucksvoller Weise sang die Landauer Kantorei unter Stefan Viegelahn die gut einstündige f-moll-Messe von Anton Bruckner.

Viegelahn hatte seinen Chor für diese sehr anspruchsvolle und ungewohnte Aufgabe (die Messe dürfte seit mehr als drei Jahrzehnten erstmals wieder in Landau erklungen sein) exzellent vorbereitet. In einer gewiss nicht einfach zu bewältigenden gemischten Aufstellung der Sängerinnen und Sänger, die hier eben nicht nach Stimmgruppen getrennt waren, erzeugte die Landauer Kantorei an der Stiftskirche einen weichen und homogenen Klang, der nicht zuletzt den A-capella-Stellen die gebotene Fülle und Präsenz verlieh. Groß waren die dynamische Breite des Vortrags und die Deutlichkeit bei den von Bruckner vorgeschriebenen Akzenten. So hatten die leisen Chorpartien zum Beispiel im Kyrie oder am Ende des Agnus Dei beim Dona nobis pacem viel Zartheit. Umgekehrt fehlte es etwa der großen Cum-sanctu-spiritu-Fuge am Schluss des Gloria nicht an Kraft und Spannung. Stefan Viegelahn bot eine im Ausdruck breit anlegte Wiedergabe des grandiosen Werks, das Gebet, Gotteslob und Glaubensbotschaft in einer im Grunde universellen und überkonfessionellen Weise verbindet. Der Stifts- und Bezirkskantor dirigierte einen erfreulich unpathetischen Bruckner in sehr schön fließenden Zeitmaßen mit deutlich modellierten Motiven und Themen. Die große dynamische Bandbreite und die sprachgewaltige Akzentuierung waren zwei wesentliche Tugenden der Aufführung. Andere waren die prägnante Ausfächerung des Satzes und der Sinn für sinnfällige Übergänge. Das Werk entfaltete so mit zwingendem Nachdruck seine Wirkung. Die Kammerphilharmonie Mannheim agierte dabei in allen Registern klangvoll und souverän. Ganz ausgezeichnet war das Solistenquartett. Philip Niederberger, der die Basspartie sang, überzeugte durch erlesene Diktion, feine Tongebung und wundervoll ebenmäßige Linien. Die Sopranistin Katharina Leyhe sang mit strahlendem Timbre – auch bei hohen Tönen. Sie gefiel durch ihren immer klaren und ausgefeilten Gesangsstil. Die Altistin Sandra Stahlheber setzte ihre weich klingende Stimme stets sicher und unaffektiert ein. Der Tenor Andreas Wagner hatte, ebenfalls mit noblem lyrischen Gestus, seinen großen Auftritt im Et incarnatus est. Die Aufführung in der voll besetzten Kirche war ein Benefizkonzert für die Sanierung des Gemeindehauses an der Stiftskirche. (rg)

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