Karlsruhe Filmemacher spielen die Lieder von Gundermann beim Zeltival

Alexander Scheer und Andreas Dresen beim Dreh von „Gundermann“.
Alexander Scheer und Andreas Dresen beim Dreh von »Gundermann«.

Dem DDR-Liedermacher Gerhard Gundermann haben der Regisseur Andreas Dresen und der Schauspieler Alexander Scheer 2018 ein einfühlsames Filmporträt gewidmet. Nach der Premiere gingen die beiden auf Konzerttournee, die sie zum Abschluss des Zeltivals nach Karlsruhe führt.

Mit seinen poetischen, oft bitter-ironischen Liedern war Gerhard Gundermann eine Symbolfigur des Ostens. Der schlaksige „große Blonde“ mit Zopf und viel zu großer Brille spielte 1994 im Vorprogramm von Bob Dylan und Joan Baez. Und er war ein unbequemer Geist, der als überzeugter Sozialist von jeher die Gemüter spaltete. Denn anders als viele Genossen sagte er oft, was er dachte. Als Kritiker des Systems schloss ihn die SED sogar aus der Partei aus und ließ ihn überwachen. Zugleich bespitzelte Gundermann selbst über Jahre Kollegen für die Stasi als inoffizieller Mitarbeiter „Grigori“. Seine Stasitätigkeit machte er später bei einem Konzert öffentlich.

Der 1955 im thüringischen Weimar geborene Gundermann hat nie eine künstlerische Ausbildung absolviert. „Gundi“ lebte im Lausitzer Braunkohlerevier, steuerte einen riesigen Bagger, war Musiker, Idealist und Fantast. Mit nur 43 Jahren starb er 1998 an einem Hirnschlag in Spreetal bei Hoyerswerda – an dem Ort, wo er jahrzehntelang im Tagebau gearbeitet hatte und den er in seiner Ballade „Hoy Woy“ besungen hatte. Oft trat „Gundi“ nach seiner Arbeit im Tagebau mit der Band auf oder hatte umgekehrt nach einem Konzert noch Schicht.

Lied auf die Bergarbeiter

Die erste Gitarre bekam er mit 15 Jahren, das Spielen brachte er sich selbst bei. Erste Bühnenerfahrungen sammelte er im Singeklub Hoyerswerda, der später als „Brigade Feuerstein“ auftrat. In beiden Gruppen sang auch seine spätere Frau Conny mit. Nach der Wiedervereinigung gründete „Gundi“ die Band „Seilschaft“, die seit 2010 wieder aktiv ist.

Er gab vielen Menschen im Osten eine Stimme. So etwa würdigt er in einem Song über die Grube „Brigitta“ Bergarbeiter „im Herzen Asche, in den Adern Alkohol“. Der Film „Gundermann“ von Andreas Dresen machte ihn auch bei einem größeren Publikum im Westen Deutschlands bekannt. Er zeichnet die Biografie des Liedermachers nach. Zum Erfolg hat auch der Soundtrack mit seinen Songs beigetragen: Hauptdarsteller Alexander Scheer, selbst umtriebiger Sänger und Musiker, erhielt neben dem Bayerischen Filmpreis und der Lola auch den Preis der Deutschen Schallplattenkritik für die Songs im Film. Beim Deutschen Filmpreis 2019 war Gundermann mit sechs Auszeichnungen (darunter bester Spielfilm, beste Regie und bester Hauptdarsteller) der erfolgreichste Wettbewerbsbeitrag. Das Album schaffte es in die Top 20 der Deutschen Albumcharts.

Für die Filmpremiere wurde eigens eine Band gegründet, nicht ahnend, dass sie nun auf den Festivals der Republik tourt. Inzwischen ist auch eine Live-Platte herausgekommen: „Immer wieder Nie Genug“. Zum Abschluss des Zeltivals im Karlsruher Tollhaus kommen Alexander Scheer und Andreas Dresen mit Gundermann-Songs und eigenem Material nach Karlsruhe.

Termin

Montag, 7. August, 20 Uhr, beim Zeltival im Karlsruher Tollhaus.

Der echte Gerhard Gundermann, der vor 25 Jahren starb.
Der echte Gerhard Gundermann, der vor 25 Jahren starb.
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