Kultur Südpfalz Ein Altar für Fatima

Bereits im vergangenen Jahr hat Madeleine Dietz – von ihr stammt auch die Erinnerungsplastik für Thomas Nast auf dem Platz vor der Roten Kaserne in Landau – den geschlossenen internationalen Wettbewerb gewonnen. Ausschlaggebend für die Jury, das weiß sie heute, war vor allem die Stringenz, die klare, geometrische Linienführung ihrer so puristisch anmutenden Arbeiten gewesen. Madeleine Dietz: „Das bewahrt vor Überraschungen.“ Gelingt es, die ausschließlich in englischer Sprache geführten nicht immer einfachen Verhandlungen zu einem guten Abschluss zu bringen, wird sie in den kommenden Monaten noch so manche Nachtschicht einlegen müssen. Sollen doch noch in diesem Jahr die sogenannten Prinzipalstücke in die Pilgerstätte – gut 100 Kilometer von Lissabon entfernt – geliefert werden und den größten Kirchenplatz der Welt zieren. Übrigens: 1907 soll in Fatima den Menschen die Madonna erschienen sein. Ihr wird bis heute heilende Kraft nachgesagt. 100 Jahre später haben die Portugiesen auf diesem Platz in Fatima, gegenüber der historischen Wallfahrtsstätte die viertgrößte Kirche der Welt eingeweiht. Änderungswünsche haben die Verhandlungen zwangsläufig verzögert. So soll beispielsweise anstelle des dunklen Cortenstahls, mit dem Madeleine Dietz in der Regel arbeitet, Bronze verarbeitet werden. In einigen Wochen, hofft Dietz, „wird die Ausführung unter Dach und Fach sein“. Dabei wird sie aber nicht von der ihr so eigenen Symbiose aus Kunst und Architektur abweichen. Schließlich macht das ihre Werke so besonders. Auch bleibt ihre Existenz-Bildhauerei, mit der sie Erde und Stahl auf so ganz besondere Weise ins Szene setzt, Dürre zu neuem Leben erweckt, durchaus mystisch anmutend, immer erhalten. Und immer ist ihre Arbeit geprägt von außergewöhnlicher Ästhetik. Und das gilt nicht nur für die Inszenierung jenes kleinen Mädchens im weißen Kleid, das quasi in einer Säule aus getrockneten Steinbrocken zu Leben erweckt wird und dann wieder dem Dasein auf geheimnisvolle Weise entflieht. Zurück bleibt die Erde. „Erde ist für mich die einfachste Symbolik für Leben und Tod, für Anfang und Ende, für Wachsen und Absterben, für all das, was uns immer wieder begegnet“, beschreibt Madeleine Dietz ihr Werk. Vor vielen Jahren hatte eine Reise die Künstlerin, die bis dahin vor allem malte und Bücher illustrierte, nach Afrika geführt. Staubige Dürre, ausgetrocknetes Land hatten ihr jenen künstlerischen Weg gewiesen, den ihr das Material Erde gepflastert hat. Voller Aussagekraft. Zu den vielen Auszeichnungen, mit denen sie seit dieser Zeit bedacht wurde, gehört der Daniel-Henry-Kahnweiler-Preis ebenso wie der Ernst-Barlach-Preis. Ihre Arbeiten, die Schatzkästen und Tresore, die Schreine, in denen die Erde aufbewahrt und erhalten wird, stehen für sie auch für Fair Play im Umgang mit unserer Erde. Als Deko-Kunst hat sie das, womit sie sich beschäftigt, nie empfunden. Vielmehr als ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Leben. Sie schwärmt von einer ihrer jüngsten Arbeiten, bei der sie völlig freie Hand hatte. Mit einem vier Meter breiten Kreuz, das jetzt in der Kreuzeskirche in Essen steht, hatte sie auch dort im vergangenen Jahr den Wettbewerb gewonnen. Weil Kunst für Madeleine Dietz vor allem auch Erinnerungskultur bedeutet, hat sie sich im Landauer Süden, als dort die ehemaligen militärischen Gebäude für die Landesgartenschau abgerissen wurden, umgesehen. Auf der Baustelle hat sie alte Bodenfliesen, Dachziegel, Backsteine, Marmorstücke, Natursteine oder Zementteile gesammelt und aufbewahrt. Verschiedene Steine mit konkreter Geschichte, deren Bruchstellen und Kanten in der Kombination eine unregelmäßige Form ergeben, hat sie inzwischen in eine fast drei Meter hohe Torskulptur geschichtet, die in Kürze auf dem Gartenschaugelände aufgestellt wird. Dietz: „Tore sind für mich meist Übergangsorte, an die sich Erinnerungen knüpfen.“ Vielleicht kann dieses Tor auch als Wegweiser zum „himmelsgrün“, dem Kirchenpavillon auf der Landesgartenschau dienen. Für diesen Raum, der auch nach der Landesgartenschau noch eine Weile erhalten bleiben soll, hat die Godramsteiner Künstlerin einen Altar, ein Lesepult und einen „Taufstein“ gestaltet.

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