Rheinpfalz „Die Sau kam von schräg hinten“

LANDAU

. Die Polizeiinspektion Landau meldete am Dienstag einen Wildunfall vom Abend davor. Gegen 21.45 Uhr sei ein Autofahrer auf der L 509 von Landau Richtung Wollmesheim in Höhe der protestantischen Kirche mit einem Wildschwein kollidiert. Der Fahrer habe von einer Rotte gesprochen, die von links kommend die Straße überquert habe. Laut Polizei wurde das Tier durch den Aufprall getötet, am Wagen entstand ein Schaden von rund 10.000 Euro, vermutlich Totalschaden. Die Wollmesheimer wissen es besser: Zwei Tiere kamen bei dem Unfall um. Stefan Altschuh schickte der Redaktion Fotos, die er mit seinem Handy am Dienstagmorgen gemacht hat. Ein Tier habe auf der Straße gelegen, ein zweites gegenüber im Graben. Das bestätigten auf Nachfrage auch Ortsvorsteher Rolf Kost (SPD) und Kreisjagdmeister Jörg Sigmund. Stefan Altschuh spricht aus, was im Dorf wohl viele denken: „Wenn man es lange genug aussitzt, verkleinert sich die Rotte von selbst, in der Hoffnung, dass nichts Schlimmeres passiert.“ Im vergangenen Jahr erwischte es laut Sigmund bei Wollmesheim sechs Wildschweine, macht insgesamt jetzt acht. Wie Mitte Januar berichtet, leben die Tiere auf einem 2000 Quadratmeter großen, unbebauten Grundstück in der Oberen Hauptstraße unterhalb der L 509, das einer Erbengemeinschaft in der Schweiz gehört. Niemand weiß, wie groß die Rotte ist. Gesichtet wurden nach Angaben des Ortsvorstehers 15 Exemplare. Altschuh berichtet, dass sein Hund schon vor zwei Monaten direkt hinter den Gärten von einem ausgewachsenen Wildschwein gejagt worden sei. „Zum Glück hatte ich ihn nicht angeleint und er konnte abhauen. Die Sau kam von schräg hinter mir aus dem Weinberg, raste in einem Meter Abstand an mir vorbei und ging voll auf ihn los. Sie können sich vorstellen, wie ich erschrocken bin. Daraufhin rief ich bei unserem Ortsvorsteher an, der verwies mich ans Ordnungsamt. Dort sagten sie, ich solle mich an den Ortsvorsteher wenden.“ Altschuh berichtet, dass sein fünfjähriger Sohn, bevor er ins Bett muss, gern mit dem Papa und dem Hund noch rausgehe. „Kann mir jemand sagen, ob das Wildschwein zwischen meinem Sohn und dem Hund unterscheiden kann, oder soll ich ihn auch anleinen, damit sich das Tier nicht bedroht fühlt?“, fragt er. Ihm war geraten worden, den Hund anzuleinen. Die Verantwortlichen haben sich offenbar auf einen Termin für die Treibjagd in Wollmesheim verständigt, „in den nächsten Wochen“. Dazu muss die Landesstraße kurzzeitig gesperrt werden. Gleich danach werde das Grundstück gerodet, sagte Kost gestern auf Anfrage. Kreisjagdmeister Sigmund kennt ähnliche Probleme mit Wildschweinen, die den Lebensräumen der Menschen näher kommen, auch in anderen Gemeinden. In Leinsweiler sei 2014 ein Golden Retriever von einem Keiler attackiert und schwer verletzt worden. In unwegsamem Gelände ließen sich die Tiere gerne nieder, es sei schwierig zu bejagen. Sigmund weiß von Rotten auf dem Ebenberg und auch bei Arzheim in einer ehemaligen Grube. (sas)

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