Kultur Südpfalz Die großen Schuhe passen

Das Publikumsvotum für die Premiere von LJO Brass beim Weihnachtskonzert ist eindeutig. Weitermachen!
Das Publikumsvotum für die Premiere von LJO Brass beim Weihnachtskonzert ist eindeutig. Weitermachen!

Es hätte weder einer Schweigeminute noch einer Erinnerungssequenz bedurft, um zu verstehen, dass das junge Ensemble LJO Brass in gewaltig große Schuhe schlüpfen musste. Die Stiftskirche war voll besetzt, als die jungen Musiker am zweiten Weihnachtsfeiertag einen sanften Abschied von einer großartigen Tradition feierten. Im Oktober ist der Musiker Peter Leiner, Spiritus Rektor der weihnachtlichen Konzerte, die das Rennquintett über 21 Jahren in der Landauer Stiftskirche gegeben hat, gestorben (wir berichteten). Felix Schauren (Trompete) Jared Scott (Horn), Bruno Wipfler (Posaune), Constantin Hartwig (Tuba) und Johannes Leiner (Trompete) haben mit LJO Brass längst schon ihr eigenes Profil kultiviert. Sonst hätten sie in den vergangenen elf Jahren kaum all diese Preise eingeheimst. Die Jungs sind schlicht gesagt Oberliga und sowohl in der technischen Ausführung wie im „g’spürigen“ Ensemble-Spiel allererste Sahne. Überaus sympathisch: Johannes Leiner hat erst gar nicht versucht, den Vater als Kopie auferstehen zu lassen, sondern sich als Moderator wunderbar spontan und jugendfrisch auf Hinweise zu den Stücken und Solisten beschränkt. Das wirkte unmittelbar, authentisch, ungekünstelt eloquent. Das Programm setzte – im Sinn der Rennquintett-Tradition – auf eine Mischung aus Klassik und modernem Sound. Fast schienen die Jungen gar größeres Gewicht auf klassische Elemente zu legen. So erklangen Johann Sebastian Bachs Präludium in einer Blechbläser-Bearbeitung und seine Fuge D-Dur (BWV 532) mit der brillant agierenden Stiftskantorin Anna Linß an der Rieger-Orgel. Es folgten Blechbläser-Bearbeitungen von Wolfgang Amadeus Mozart (Final-Satz des Streichquartetts G-Dur KV 387) und Sätze aus der Nussknacker-Suite von Piotr I. Tschaikowski. Mit Mozarts Bravour-Kantate „Exsultate, jubilate“, einfühlsam begleitet durch das Bläser-Quintett, empfahl sich die Gast-Sopranistin Elena Harsányi überaus eindrucksvoll. Sie prunkte frisch und unangestrengt mit geschmeidigem, dabei strahlendem Koloraturen-Gold in der Kehle. Und sie setzte wenig später mit Franz Biebls stimmungsvollem „Ave Maria“ – im Arrangement für Sopran, Blechbläser und Orgel – ihr Timbre, das ebenso anmutig wie kraftvoll klingen kann, auch im romantischen Kontext effektvoll ein. Die berühmte „Suite Gothique“ von Léon Boëlmann in einem Arrangement für Blechbläser-Quintett und Orgel war nicht allein originell, sondern als Klangerlebnis von geradezu rauschhafter Sinnlichkeit – nicht zuletzt wegen des fantastisch enervierenden Zusammenspiels zwischen Ensemble und Solistin auf der Bank. Pfiffig aufbereitet waren die weihnachtlichen Medleys: einmal mit Volksweisen amerikanischer Provenienz und Anna Linß als Solistin (Diana Bish: „Christmas Fantasy“), fürs Blech dann mit deutschem Liedgut in poppig frischem Gewand. Auch die Glenn-Miller-Revivals, die elegische „Moonlight Serenade“, erst recht der spritzige „Bugle Call Rag“ zeigten das stilistische Breitband-Format der fantastisch trittsicher und exquisit aufspielenden LJO Brass. Nach dem gemeinsam mit dem Auditorium angestimmten Choral „Stille Nacht“ bedankte sich das sympathische Ensemble für den überschwänglichen Applaus bezugreich mit „Danke für die Blumen“ und einem flotten Christmas-Carol-Rausschmeißer. Ob es im kommenden Winter eine Neuauflage mit LJO-Brass geben wird, ist noch nicht abgemacht. Die VR-Bank als Sponsor und die Stiftskirchengemeinde müssen das letztlich entscheiden. Das Publikumsvotum indes war eindeutig. Weitermachen!

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