Kultur Südpfalz Der Wind hat ihr ein Lied erzählt

Der Berliner Ufa-Star Zarah Leander (gespielt von Tanja Maria Froidl) mit Komponist Michael Jary (Christian Auer).
Der Berliner Ufa-Star Zarah Leander (gespielt von Tanja Maria Froidl) mit Komponist Michael Jary (Christian Auer).

Das Münchener „Kurzweil und Wohlklang“-Theater beleuchtet in seinem Stück den Aufstieg und Fall der Zarah Leander. Das siebenköpfige Ensemble nimmt sein Publikum mit in eine Zeit, in der der aufkommende Nationalsozialismus in alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens bestimmend eingreift. Die Hommage an die Sängerin bleibt am Donnerstagabend jedoch hinter den Erwartungen zurück.

Die rothaarige Chanteuse und Schauspielerin Zarah Leander mit der „zu tiefen Stimme und dem zu dicken Po“ ist zwischen 1937 und 1943 der unumstrittene Star der Berliner UFA-Filmstudios. Divenhaft, mit großen Gesten und einer tiefen timbrierten Stimme steht Leander dann auch im Scheinwerferlicht, nachdem sie ihre einfache Heimat samt Mann und Kindern in Schweden hinter sich gelassen hat. Eine frappierende Ähnlichkeit hat die Darstellerin Tanja Maria Froidl, die die schmachtenden Lieder stimmstark interpretiert. „Kann denn Liebe Sünde sein?“, „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh’n“ und „Ich steh’ im Regen“ haben dabei natürlich ihre Berechtigung und dürfen bei einer Hommage an Zarah Leander nicht fehlen. Dazwischen gibt es immer wieder szenische Darstellungen und original Film- und Tonaufnahmen, die auf einer Leinwand eingeblendet werden. Erzählt wird der kometenhafte Aufstieg in den Berliner UFA-Studios und die schicksalhafte Begegnung mit dem Schlager- und Filmkomponisten Michael Jary (Christian Auer) und dem Textdichter Bruno Balz (Robert Gregor Kühn). Die beiden Darsteller schlüpfen noch in zahlreiche weitere Rollen, die jedoch überwiegend blass bleiben und Tiefe vermissen lassen. So dümpelt die Geschichte recht monoton vor sich hin, wovon der zurückhaltende Zwischenapplaus zeugt. Nach der Pause, die Besucherränge haben sich leicht gelichtet, nimmt die Geschichte dann doch noch Fahrt auf. Das schlichte Bühnenbild verwandelt sich zur düsteren Leinwand des NS-Regimes. Der Konflikt, sich als Künstlerin mit der nationalsozialistischen Filmpolitik zu arrangieren, wird nun beklemmend spürbar. Vor allem, als der homosexuelle Balz in die Fänge der Gestapo gerät und ein Schauspiel-Kollege für sich und seine jüdische Familie den Freitod wählt. Da rücken die Anekdoten über Hitlers Frisur und Goebbels Talent als unterhaltsamer Tischherr – Historiker würden sich die Haare raufen – schnell in den Hintergrund. Einerseits wird nun eine verzweifelte Leander gezeigt, die sich um Freunde sorgt, eine klare politische Meinung jedoch nach wie vor vermissen lässt. Wie sie dazu stehe, dass sie als „Sirene des Nazi-Regimes“ bezeichnet wird, fragt ein Journalist. „Ich klinge doch nicht wie eine Sirene. Ich habe einen Kontra-Alt!“, ruft sie empört. Sie sei eine stilisierte Kunstfigur gewesen, habe immer nur von Liebe singen wollen, argumentiert sie an anderer Stelle. Andererseits plant der Publikumsliebling, der sich sein Gehalt zum Teil in schwedischen Kronen ausbezahlen lässt, schon längst die Heimreise. So wird sie aus deutscher Sicht zur Verräterin, und auch in Schweden ist man alles andere als begeistert von ihr. Hier endet das Stück, und so richtig greifen kann man Zarah Leander nicht. Die echte Zarah Leander stirbt 1981 mit 74 Jahren, nachdem sie nach dem Krieg doch wieder den Weg auf die Bühnen gefunden hat.

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