Eisenberg „Dann explodierten bei mir die Ideen“

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EISENBERG. Am Montag, 20. Februar, lädt das Wirtschaftsgymnasium an der Berufsbildenden Schule Donnersbergkreis zu einer Lesung ein. Der Autor ist kein berühmter Schriftsteller, sondern der ehemalige Schüler Jan Sebastian Kunkel, der dort im Juni 2015 Abitur gemacht hat. Der junge Mann, der heute an der TU Dresden Sozialpädagogik studiert, stellt seinen Debüt-Roman „Mindnet“ vor. Anja Benndorf unterhielt sich mit dem 26-Jährigen über sein Werk und seinen Werdegang.

Herr Kunkel, wann und wie entstand die Idee, ein Buch zu schreiben?

In den Weihnachtsferien 2014 sah ich zwei Youtube-Videos, die mich inspirierten. Der erste Film handelte von einem Wissenschaftsvortrag über das Verbinden von Menschen- und Rattengehirnen, der zweite erklärte kurz, wie man eine fiktionale Welt konstruiert. Dann explodierten bei mir förmlich die Ideen. Wie kamen Sie auf die Geschichte mit der Psycho-Studie? Die Technologie zur Konstruktion einer fiktionalen Welt ist heute schon voll ausgereift – allerdings hinter verschlossenen Türen. Ich wollte, dass die Hauptfiguren am Anfang ebenso wenig davon wissen wie der Leser selbst. Also durfte die Öffentlichkeit keine Kenntnis von der Erfindung des „Mindnets“ haben. Um die ahnungslosen Protagonisten in den geschlossenen Kreis der Entwickler zu bekommen, bedurfte es eines Eingangs. Das realistischste, was mir einfiel, war eine Psychologie-Studie mit Schweigepflicht. Die Leseprobe im Internet macht neugierig, und es könnte sich durchaus um Stoff für einen Wälzer handeln. Warum hat Ihr Werk nur 78 Seiten? Hauptsächlich ging es mir darum, dass die Idee des kollektiv verbundenen menschlichen Gehirns öffentlich etwas weiter gedacht wird. Wäre dies damals schon in irgendeiner Weise behandelt worden, so hätte ich mich dieser Community angeschlossen und kein Buch geschrieben. Zudem wollte ich ganz bewusst eine kurze, spannende und Fragen aufwerfende Geschichte schreiben, da dieses Thema durchaus mehr Impulse vertragen kann. Zuletzt ist das Buch, welches mich in meinem bisherigen Leben am meisten beeinflusst hat, „Siddhartha“ von Hermann Hesse. Es ist sehr kurz und gab mir die Sicherheit, dass auch ein bündiges Buch Ungeahntes bewegen kann. Wie lange haben Sie für das Verfassen des Buches benötigt und wie sind Sie dabei vorgegangen? Ich gab mir genau 14 Tage. In meiner Ausbildung zum Technischen Produktdesigner lernte ich, dass große Projekte zunächst ausführlich zu planen sind. Also schmiedete ich drei Tage lang auf 21 Schmierblättern den gesamten Verlauf der Geschichte in Stichpunkten – dies war sehr chaotisch und aufwendig, da ich viele Elemente einfügen wollte und diese in einer integren Handlung miteinander verweben musste. Als dann alles stimmig war, konnte ich die folgenden zehn Tage entspannt täglich ein Kapitel schreiben und die vorgegebene Struktur kreativ ausschmücken. Während dieser Zeit schrieb ich bereits äußerst euphorisch meiner ehemaligen und sehr geliebten Deutschlehrerin Gisela Glas-Lorenz per E-Mail. Anschließend bot sie mir ihre unersetzliche Hilfe bei den sprachlichen Korrekturen an und schenkte mir derweil überhaupt erst den Mut, das Buch an Verlage zu senden. Wie schwierig war es, einen Verlag zu finden? Tatsächlich leichter als gedacht. Per Wikipedia ermittelte ich alle 51 deutschsprachigen Verlage und sendete jedem mein Exposé und eine Leseprobe bis Kapitel sechs. Ich wollte es einfach mal ordentlich versuchen. Nach drei Monaten meldete sich der Idea-Verlag aus München, und das Ganze begann unheimlich real zu werden. „Mindnet“ ist seit einem Dreivierteljahr auf dem Markt. Mit welchem Erfolg? Das weiß ich leider nicht, da ich mich darüber nicht erkundige. Reich wird man nicht als Autor, also zähle ich erst gar nicht auf die Einnahmen. Warum reisen Sie für Ihre erste Lesung extra nach Eisenberg? In erster Linie möchte ich den Schülern zeigen, dass es essenziell ist, einfach mal etwas zu versuchen, aus Fehlern so viel wie möglich zu lernen und mit dem Gelernten weiter zu machen. Ganz nach dem Motto: Vor etwas mehr als zwei Jahren hat einer von euch mal etwas Verrücktes gemacht, und das hat geklappt – so etwas könnt ihr auch. Wie stellen Sie sich Ihr Erwerbsleben vor? Hauptsächlich werde ich der Arbeit des Sozialpädagogen nachgehen, da ich im Bücherschreiben keine ausreichende Einnahmequelle sehe, um eine Familie zu ernähren. Das Buch hat es in der multimedialen Welt immer schwerer. Werden Sie dennoch weiterschreiben – so nebenbei? Eine Zeitlang habe ich über eine Fortsetzung von „Mindnet“ nachgedacht, ein Kapitel ist auch schon konstruiert. Aber ich will keine Fortsetzung schreiben nur um der Fortsetzung Willen. Falls mir eine Idee kommt, welche einen originären Impuls bietet und es wirklich wert ist, die Geschichte fortzuführen, so werde ich mich sofort daranmachen. Auch neue Romane plane ich momentan nicht. Es gibt genügend Trivialliteratur, die immer wieder das Gleiche durchgeht. Ich will nur ein Buch schreiben, wenn es sich um eine wirklich komplett neue Idee handelt. TERMIN Die Lesung aus dem Roman „Mindnet“ mit Jan Sebastian Kunkel findet statt am Montag, 20. Februar, um 9.45 Uhr, in der BBS Eisenberg, Martin-Luther-Straße. Der Eintritt ist frei. |abf

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