Rheinpfalz Briefe an die Lokalredaktion:

Vermutlich ist es doch so, dass jegliche geänderte Nutzung auf dem Windhof eines Bebauungsplans oder eventuell auch einer Änderung des Flächennutzungsplans bedarf. Dann genügt es zunächst seitens der Stadt, eine Veränderungssperre zu erlassen, und einer Vereinbarung mit der Bima (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Anm.d.Red.) bedarf es vorläufig nicht. Der frische Wind aus Rammelsbach hält es für „wichtig für die Region, dass die Kaserne nicht – wie leider an vielen anderen Orten – in einen Dornröschenschlaf fällt und lange ungenutzt bleibt“. Warum eigentlich nicht? Dies kann durchaus auch eine Lösung sein. Zumindest soll man doch mal mit solchen Kommunen in Verbindung treten und dort die Ursachen und Gründe für die Untätigkeit vor Ort erfragen. „ Die Parole „Friede den Hütten, Krieg den Palästen“ prägte nicht, wie in H.-J. Seilers Artikel irrtümlich dargestellt, die Französische Revolution (1789). Vielmehr stellte der Dichter, Medizinstudent und Revolutionär Georg Büchner (1813 - 1837) seine 1834 erschienene Flugschrift „Der Hessische Landbote“ unter dieses Motto. Vergeblich versuchten er und seine Mitstreiter die hessische Landbevölkerung zum Aufbegehren gegen ihre Unterdrückung und ihre dadurch bedingten ärmlichen Lebensverhältnisse zu bringen. (...). Vor nicht einmal 20 Jahren gaben sich die beiden Kuseler Sonderschulen (...) den gemeinsamen Namen Jakob-Muth-Schule. Sie verpflichteten sich damit dem Denken von Jakob Muth, der (...) ein starker Verfechter der Integration war, aus der die heute angestrebte Inklusion hervorging. Die Feier zur nunmehr neuen Namensgebung warf für mich einige Fragen auf. (...): Wie kann es sein, dass alle Ebenen der am Schulleben Beteiligten sich auf diese Umbenennung einließen, weil die Post nicht ans richtige Ziel kommt? Werden nun öfter solche Schlagzeilen zu lesen sein, wenn Einrichtungen Post nicht zielgerichtet weiterleiten? Inhaltlich jedoch ist mir weit wichtiger: Warum die Abkehr von Jakob Muth? Eine Gegenüberstellung zu Paul Moor verbietet sich. Paul Moors Wirken als Sonderpädagoge zu seiner Zeit ist über jeden Zweifel erhaben. Einer Zeit, in der es bei uns noch keine Sonderschulen für Geistigbehinderte gab. Insofern geriet der Versuch einer Laudatio etwas kurz, da seine Verdienste zu sehr im Allgemeinen belassen wurden. Dass seine Aussage: „Es ist ein Irrtum zu glauben, man behandele alle gleich, indem man alle gleich behandelt“ sehr populistisch zum Anlass genommen wurde, um gegen heutige Wege der Inklusion zu polemisieren, war mit dem Beifall zu dieser Darlegung für mich schwer auszuhalten. Dies ist ein Signal, das der integrativen Arbeit an Schulen in keiner Weise dienlich ist. Da greift auch der Hinweis auf die Planung eines Aufzuges auf Burg Lichtenberg als Beispiel für integratives Denken und Wege der Inklusion im Kreis Kusel eindeutig zu kurz. Nein – hier wurde eine Chance vertan, dem noch immer unklaren Begriff der Inklusion Bedeutung zu geben. Mit der Namensgebung einer Schule wird eine Botschaft nach außen gesendet. Für die am Schulleben Beteiligten ist dies ein Auftrag. Mit dem bisherigen Namen gab es eine gemeinsame Verantwortung der beiden Schulen untereinander und darüber hinaus. Der zentrale Satz von Muth „So viel Integration wie möglich, so viel Segregation wie nötig“ beinhaltete eine differenzierte und differenzierende Option, jedem einzelnen gerecht werden zu können. Dies wurde jetzt aufgegeben. (...)

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