Eisenberg Blick in den Bio-Betrieb

KERZENHEIM. Kälbchen streicheln, einmal den Finger in das Melkzeug stecken, sich den Unterschied zwischen Homogenisieren und Pasteurisieren erläutern lassen und selbst gemachten Camembert probieren: Das alles (und noch viel mehr) erwartet die Teilnehmer der nächsten RHEINPFALZ-Sommeraktion, die auf den Biohof Risser in Kerzenheim führt. Das Angebot ist vor allem für Familien geeignet. Bis zu 20 Personen können sich anmelden.

Der Hof ist schon seit Jahrhunderten ein landwirtschaftlicher Betrieb. Er beherbergte einst die Schaffnerei, also die Verwaltungsstelle des Klosters Rosenthal, wo der Zehnte abzugeben war. „In der Chronik steht er als ,großer Hof vom Unterdorf’“, berichtet Bauersfrau Anette Risser, die die Führung über den Hof machen wird. In der Hand ihrer Familie ist das Anwesen in vierter Generation. „Der Uropa meines Mannes Hartmut kam einst aus Biedesheim hierher“, erzählt die 46-Jährige, die vom Arleshof stammt. Landwirtschaftsmeister Hartmut Risser ist mit 18 in den Betrieb eingestiegen und hat ihn 1989 von konventioneller auf ökologische Bewirtschaftung umgestellt. Mit einem Festangestellten und acht Minijoblern bearbeiten er und seine Frau 110 Hektar Ackerland, betreiben Milchwirtschaft mit insgesamt 45 Kühen – von denen etwa die Hälfte auf dem Arleshof untergebracht ist – und vermarkten ihre Produkte. Im September 1991 eröffneten die Eheleute im historischen Kreuzgewölbe ihren Bauernladen. Sie offerierten ihre Erzeugnisse zudem auf verschiedenen Märkten. Im Juni 1993 suchte das Landwirtschaftsministerium jemanden, der die Verköstigung beim „Mainzer Land-Tag“ übernahm und die Kerzenheimer Biolandwirte meldeten sich. „Seither sind wir in der Landeshauptstadt auf dem Wochenmarkt am Domplatz vertreten, zunächst einmal wöchentlich und seit rund zehn Jahren freitags und samstags“, erzählt Anette Risser. Mit Produkten ihres Betriebs werden zudem verschiedene Hofläden und ein Restaurant versorgt. Durch diese Absatzstrategie sei die Weiterverarbeitung effektiver geworden, da man bei etwa gleichem Aufwand größere Mengen herstellen könne, so die Landwirtin, die sich über viele Stammkunden freuen kann. Auf Anfrage des Tofuhauses in Ramsen haben die Rissers in diesem Jahr auf drei Hektar Fläche Soja angebaut. Der Versuch stand unter keinem guten Stern. „Wir haben sehr viel Unkraut und hohe Lohnkosten, weil uns die passenden Maschinen für die Bearbeitung fehlen“, berichtet die zweifache Mutter, die sich aber nicht entmutigen lässt. „Wir werden es noch einmal probieren“, blickt sie auf schon so manche Experimente in ihrem Betrieb. Zu Beginn der Führung am 5. September dürfen die Teilnehmer mal auf Getreidekörnern kauen. Auf den Feldern des Biohofs gedeihen unter anderem Roggen, Weizen, Dinkel und Gerste. Zum Abschluss des etwa eineinhalbstündigen Rundgangs, bei dem einiges Interessantes zu erfahren ist, können im Hofladen Brote und andere Backwaren, Marmelade und zahlreiche Milchprodukte aus eigener Herstellung erworben werden. Zugekaufte Waren ergänzen das Angebot. (abf)

x