Rheinpfalz Bedeutend weniger Kohle als gedacht

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Einige saarländische Kohlevorkommen liegen direkt an der Grenze zum Kreis Kusel. Eines davon, das „consolidierte Nordfeld“, wurde ab 1889 erschlossen, war aber nur wenige Jahre in Betrieb. Zu den erhaltenen Ruinen gehört die Mauer des ehemaligen Verladebahnhofs.

Im Brandsbachtal, zwei Kilometer westlich von Waldmohr, steht eine eindrucksvolle Mauer aus unterschiedlich großen Quadern. Sie ist etwa 60 Meter lang und acht Meter hoch. Teile sind eingestürzt, auch von zwei Torbögen, die aus Ziegeln errichtet waren, ist nur noch einer an den Resten erkennbar. Ohne die Infotafeln wäre es kaum möglich, die ursprüngliche Funktion des ungewöhnlichen Bauwerks zu erkennen. Aber Bilder und Texte erklären anschaulich, dass es sich um die Verladerampe für den Kohlenabbau des in der Nähe gelegenen „Nordfelds“ handelt. Aufgrund von benachbarten Steinkohlevorkommen hoffte man, auch im „Pfaffwald“ zwischen Höchen und Waldmohr ergiebige Lagestätten zu finden. Im Jahr 1889 erwarb der Leipziger Kaufmann Moritz Rosenthal das Gelände und gründete eine Bergwerksgesellschaft, die ihren Sitz in Bochum hatte. Im selben Jahr begann die Erschließung, nachdem ein Gutachter eine jährliche Förderung von mehr als 83.000 Tonnen vorhergesagt hatte. Zuerst entstanden die beiden Schächte „Fortuna“ (628 Meter tief) und „Wilhelmine“ (867 Meter) und die dazugehörigen Betriebsgebäude. Ab 1900 wurde Kohle gefördert, die von einer Eisenbahn nach Waldmohr transportiert werden sollte. Dafür legte man einen 700 Meter langen Stollen an, dessen „Mundloch“ im Brandsbachtal lag. Die Beförderung erfolgte mit einer Seilbahn, deren Endlosseil von den beiden Schächten bis zur Verladerampe lief. Daran wurden die Förderwagen gehängt, durch den Stollen gezogen und anschließend zur Verladerampe gebracht. An der Rampe begann das Normalspurgleis der Eisenbahn. Die Förderwagen kippten die Kohlen selbstständig über einer Rutsche aus und füllten die am Fuß der Rampe stehenden Waggons. Während sie anschließend leer in das Bergwerk zurückkehrten, zog die Lokomotive „Nordfeld 1“ den Zug zum Bahnhof Jägersburg. Die Gesellschaft investierte insgesamt 7,5 Millionen Mark in das Bergwerk und beschäftigte zeitweilig 500 Personen. Doch es stellte sich sehr schnell heraus, dass die Kohlevorkommen sehr viel geringer waren, als man angenommen hatte. Bis 1904 wurden nur insgesamt 88.000 Tonnen gewonnen. Deshalb beschloss man im selben Jahr, das Bergwerk stillzulegen. Die neuwertige Lokomotive wurde nach Alsdorf bei Aachen verkauft, wo sie noch fast 60 Jahre in Betrieb war. Die Anlagen wurden abgebaut. Außer der Verladerampe gibt es noch weitere interessante Überreste des ehemaligen „Nordfelds“. Sie sind durch einen historischen Grubenweg erschlossen, der an der ehemaligen Gaststätte „Jägerhaus Nordfeld“ beginnt und auf sieben Kilometer Länge zu 17 Stationen führt. Zu ihnen gehören die Fundamente und Abraumhalden der beiden Schächte und die Grundmauern des ehemaligen Maschinenhauses. In dem romantischen Brandsbachtal ist das Mundloch des Stollens erhalten, so dass man von dort aus auf der ehemaligen Seilbahntrasse bis zur Verladerampe wandern kann.

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