Karlsruhe/Konstanz/Reichenau Badisches Landesmuseum stellt Jahresprogramm vor

Leiten das Badische Landesmuseum Karlsruhe: Eckart Köhne und Susanne Schulenburg.
Leiten das Badische Landesmuseum Karlsruhe: Eckart Köhne und Susanne Schulenburg.

Das Badische Landesmuseum Karlsruhe hat am Mittwoch auf seiner Jahrespressekonferenz im Karlsruher Schloss das umfassende Programm auf der Insel Reichenau und darüber hinaus vorgestellt. Statt einer einzigen Ausstellung im Karlsruher Schloss wird es mehrere, verteilte Schauen geben.

Für Jahrhunderte war die Klosterinsel Reichenau ein Zentrum von Glauben, Kunst und Wissenschaft. Eine Erfolgsgeschichte von europaweiter Bedeutung, seit Gründervater Pirmin im Jahr 724 auf der Reichenau das erste Kloster gründete. Nachdem er die Schlangen von der Insel vertrieben hatte, wie es heißt. Die große Landesausstellung „Welterbe des Mittelalters – 1300 Jahre Klosterinsel Reichenau“ beleuchtet die vielen unterschiedlichen Facetten des Ortes.

Im Archäologischen Museum Konstanz treffen ab Mitte März die rund 250 Exponate ein, die den Glanz und das Können des Klosters Reichenau im Mittelalter zeigen. Goldschmiedearbeiten, Textilien, Malereien und natürlich Handschriften, für die das Kloster berühmt war. Dabei sind fünf Prachthandschriften, die im Reichenauer Kloster entstanden sind und inzwischen zum Unesco-Weltdokumentenerbe gehören.

Landesbibliothek beteiligt sich an Reichenau-Jubiläum

Den größten Teil der umfangreichen einstigen Klosterbibliothek hütet die Badische Landesbibliothek in Karlsruhe. Auch sie ist Teil des Ausstellungsnetzwerks und zeigt ab dem 15. Mai in der Schau „Alte Bücher – neue Inspirationen“, wie 13 Nachwuchskünstler die mittelalterlichen Handschriften neu interpretieren.

Eckart Köhne, Direktor des Badischen Landesmuseums im Karlsruher Schloss, empfiehlt besonders, die Insel selbst zu erkunden mit den drei romanischen Kirchen aus der Klosterzeit und den neu angelegten Klostergärten. „Die große Landesausstellung soll ein Gesamterlebnis werden“, sagt Köhne. Dafür wurde eigens eine kostenlose Besucherapp kreiert, die wissenschaftlich fundierte Informationen liefert, darüber hinaus aber auch höchst unterhaltsam sein dürfte. Für die Dialoge auf dieser App, die sozusagen ein gigantisches Hörspiel darstellen, wurde eigens die für Historienromane berühmte Autorin Tanja Kinkel engagiert.

Autorin Kinkel gestaltet App und schreibt Buch

Auf der Jahrespressekonferenz erzählte Kinkel, wie der Anruf von Köhne sie überrascht hat: „Ich musste mich erst einmal in das Thema einlesen. Dann habe ich zugesagt.“ Die Autorin hatte zwei Ideen. Zum einen die Dialoge für die App, die kurze, aber inhaltlich packende Szenen aus der Klostergeschichte schildern. Zum anderen ein Buch. In „Reichenau – Insel der Geheimnisse“ erzählen Kinkel selbst sowie weitere Autorinnen wie das Duo Iny Lorentz, Sabine Ebert oder Carmen Meyer vom Leben auf der Klosterinsel im Mittelalter. Von Beschaulichkeit keine Spur. 1135 und 1136 wurden nacheinander zwei Reichenauer Äbte ermordet. Ein Glück, dass Schwester Adelindis ermittelt.

Über dem Gesamterlebnis Reichenau sollten die anderen Ausstellungen des Badischen Landesmuseums nicht vergessen werden. Ab dem 13. Juli erzählen die Skulpturen der in Karlsruhe geborenen und im Iran aufgewachsenen Künstlerin Myriam Schahabian im Studio „Vom Gedächtnis der Dinge“. Schahabian greift die Tradition von Spolien auf. Das ist der Fachbegriff für historische Bauteile, die in Neubauten integriert werden. Schahabians Keramikskulpturen scheinen aus Scherben zusammengesetzt zu sein, sie zitieren tradierte Motive oder Schriftzüge. Am Nikolaustag, 6. Dezember, beginnt die Ausstellung der zehn Volontäre des Landesmuseums. In der Schau „Kann das weg? – Von Abfällen und Einfällen“ führen sie ein kreatives Plädoyer für einfallsreiche Neunutzungen bestehender Dinge. Als wahrhaft nachhaltige Schau verwenden sie Aufbauten aus vergangenen Ausstellungen.

Schloss-Sanierung soll im Herbst 2025 beginnen

Eben zu Ende gegangen ist die Schau „Die 80er“, die auf die stolze Zahl von 78.000 Besuchern zurückblicken kann. Jetzt sind „Die 80er“ umgezogen ins digitale creative museum, wo man in der aktuellen Kampagne „Die 80er – was bleibt?“ diskutieren kann, mit anderen Besuchern und Museumsleuten. Man sollte sich ans Digitale gewöhnen, denn im Herbst 2025 soll die lange geplante Sanierung des Karlsruher Schlosses beginnen. Die Sammlung bleibt in dieser Zeit im Schloss, wird aber nicht zugänglich sein, erklärt Köhne. Wo das Landesmuseum dann ein Ausweichquartier finden wird, ähnlich der Staatlichen Kunsthalle, die Räume im ZKM bespielt, ist noch offen.

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