Tiere Turnierhundesport: Nicht nur für Profis

Beim Hindernislauf haben Denis Wesel und Aska bei den Deutschen Meisterschaften gezeigt, wie schnell sie sein können. Im Vierkam
Beim Hindernislauf haben Denis Wesel und Aska bei den Deutschen Meisterschaften gezeigt, wie schnell sie sein können. Im Vierkampf erhielt das Mensch-Hund-Team die höchste Punktzahl.

Agility kennen alle Hundebesitzer, die gerne sportlich mit ihren Vierbeinern unterwegs sind. Weniger bekannt ist der Turnierhundesport, kurz THS. Eines der besten Teams kommt aus Ludwigshafen. Denis Wesel und seine Aska hatten bei den deutschen Meisterschaften in Bamberg im Vierkampf Nase und Schnauze vorn. Ein Besuch beim Training zeigt: Bei diesem Sport können (fast) alle mitmachen.

Aska, genauer Aska Ragnarsbreed, hat heute Pause. Nicht, weil die dreijährige Malinois-Hündin keine Lust auf Training hat, sondern Herrchen Denis nicht ganz fit ist. Der Übungsleiter THS beim Mannheimer Verein Hund & Sport ist frischgebackener Meister in der Königsdisziplin der Sportart, bei der es gilt, den Gehorsam der Hunde zu beweisen, einen Hürdenlauf mit dem Hund zu bewältigen sowie einen Slalomlauf und einen Hindernisparcours hinter sich zu bringen. Das klingt nicht nur sportlich, das ist es auch, wenn man wie Denis Wesel einen gewissen Ehrgeiz mitbringt. „Ich schaue sehr auf Kleinigkeiten, da lässt man die Punkte liegen“, sagt der 30-jährige Ludwigshafener.

16 Titel in allen Disziplinen hat der gelernte Drucker bisher abgeräumt. „Bis auf die Geländestrecke, die mag ich nicht besonders“, gibt er zu. Bei den Geländeläufen gibt es Strecken bis zu 5000 Metern als Hund-Mensch-Team zu bewältigen. Der Mensch trägt dabei ein Hüftgeschirr, der Hund ein Brustgeschirr. Eine weitere Disziplin ist der Combination Speed Cup, bei dem Teams drei verschiedene Bahnen laufen. Inzwischen wurden auch Disziplinen wie Canicross in die Geländedisziplinen aufgenommen.

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Was ist Turnierhundesport?

Für fast alle Hunderassen geeignet

„Man kann nicht untrainiert da reingehen“, erklärt Wesel. „Je besser ein Team trainiert ist, desto besser.“ Er ist zwei- bis dreimal pro Woche auf dem Trainingslände in Mannheim in den Vierkampf-Strecken unterwegs. Es gibt aber auch Teams, die sechs- bis siebenmal Füße und Pfoten fliegen lassen. Das klingt, als ob THS doch nicht für alle Hunde und Menschen geeignet ist. „Im THS findet man alle Rassen“, entgegnet Wesel, wobei es leichtere Hunde natürlich einfacher haben, etwa die Hürden zu überwinden. Für Hunderassen mit Atemproblemen wie Französische Bulldogge und Mops ist THS eher nicht geeignet.

Inzwischen hat sich das Trainingsgelände gefüllt, und siehe da, tatsächlich kommt eine bunte Mischung zusammen. Australien Shepherds, aber auch Labrador und Mischlinge flitzen über Hürden und um Stangen. Jeder nach seinen Möglichkeiten. Wie auch ihre Herrchen und Frauchen. Manche mit Handicap, dann wird eben langsamer gemacht. Hauptsache, allen macht es Spaß. So versteht sich der THS vor allem als Breitensport. Für Hundeführer und -führerinnen mit körperlichen Beeinträchtigungen gibt es daher den Para-Vierkampf. „Viele machen das auch nur aus Spaß“, berichtet Denis Wesel.

Begleithundeprüfung vorteilhaft

Eine wichtige Voraussetzung gilt für alle Mensch-Hund-Teams: Die Hunde müssen gehorsam sein. „Eine Begleithundeprüfung sollte man vorher machen“, empfiehlt Wesel. Die Basics der Hundeerziehung müsse man auf jeden Fall beherrschen. Mit der Begleithundeprüfung könne man in manchen Bundesländern zum Teil für einige Zeit von der Hundesteuer befreit werden, so Wesel.

Außerdem sollte ein Hundesportplatz in der Nähe sein, auf dem THS angeboten wird. „So kann man reinschnuppern und schauen, was geht“, sagt der Trainer. Man könne die Disziplinen auch mit einem Leihhund absolvieren. Einsteigen kann man Wesel zufolge in jedem Alter.

Von klein auf trainiert

Er selbst rutschte quasi durch seine Mutter vor 14 Jahren in den THS hinein. Mit der inzwischen 14-jährigen Hündin Cobra war Wesel bald erfolgreich bei Meisterschaften unterwegs. „Mir ist es wichtig, einen Hund schon als Welpen zu haben“, sagt er. Er trainiere mit ihnen von klein auf. Lockeres Joggen ist zunächst angesagt und das sogenannte Futtertreiben, durch das der Hund lernt, bei jedem Schritt auf Herrchen oder Frauchen zu achten. Das kann man auch in den Alltag einbinden. „Früher haben wir auch auf dem Ikea-Parkplatz geübt“, berichtet Wesel.

So kann ein Hund lernen, trotz Außenreizen konzentriert zu bleiben. „Mir ist es wichtig, dass der Hund abrufbar ist“, sagt Wesel. Wenn er unterwegs beim Gehorsamstraining sei, möge er es überhaupt nicht, wenn andere Hundehalterinnen und -halter ihre Tiere ableinen, damit die Hunde miteinander „spielen“ können. Ein Problem, mit dem nicht nur er im Alltag zu tun hat.

Gehorsam wichtig

Gehorsam ist bei Wettkämpfen, bei denen schon mal 500 Hunde zusammenkommen, unabdingbar. Kann aber auch schiefgehen. „In Bamberg hat sich eine Spendensammlerin ein Känguru-Kostüm angezogen und hat damit eine Hündin komplett zum Ausrasten gebracht“, erzählt Wesel schmunzelnd.

Als Belohnung nach getaner Arbeit gibt’s Balltraining. Das kommt auf dem Hundesportplatz bei allen Hunden gut an. Bei Meisterschaften ist diese Art von Belohnung allerdings nicht erlaubt. Hier hilft Denis Wesel ein kleiner Trick: Mit einem Magneten wird der Ball am Gürtel festgemacht. Bevor es auf den Platz geht, übernimmt eine Begleitperson den „verbotenen“ Gegenstand und übergibt ihn sofort wieder, wenn der Platz verlassen wird. Belohnung muss eben sein.

Gelassenheit herrscht vor

Denis Wesel ist inzwischen ins Trainingsgeschehen auf den Platz gewechselt. Er gibt Tipps, wie Hund und Mensch noch besser und schneller um die Slalomstangen herumkommen, und wie man es schafft, mit dem Hund möglichst synchron die kleinen Hürden zu überwinden. Die Teams sind bunt gemischt: Manche mit sportlichem Ehrgeiz, manche, die sich und ihren Hund einfach gut bewegen wollen – und manche Kinder machen auch die ersten Schritte in Sachen Hundeerziehung durch THS. Gelassenheit herrscht hier bei Mensch und Tier vor.

Und dann darf auch die neue deutsche Vierkampfmeisterin endlich auf den Platz. Als Ausgleich fürs geduldige Warten im Auto. Aska ist, wie bei Malinois nicht anders zu erwarten, pfeilschnell auf dem Platz unterwegs. Wesel gibt die Richtung vor, die Hündin klebt förmlich an ihm. Ihre Bewegungen erinnern an den Spanischen Schritt bei Pferden, was ihr immer wieder bewundernde Bemerkungen der Vereinsmitglieder einbringt. Hier ist unzweifelhaft ein Duo unterwegs, das gemeinsam durch Dick und Dünn geht.

„Ein Malinois ist kein Einsteigerhund“, warnt Denis Wesel trotzdem. Die Rasse sei nur für aktive Menschen geeignet, die bereit seien, die Hunde körperlich und geistig auszulasten. „Viele unterschätzen das: Malinois sind sehr sensibel, aber lernwillig“, sagt der Fachmann. Und er hat ein ganz einfaches Rezept parat, wie man alle Vierbeiner nicht nur unter Wettkampfbedingungen motivieren kann: „Loben, loben, loben!“

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