Tiere Therapie für tierische Zipperlein

Tierphysiotherapeutin Katrina Hannemann lässt ihren tierischen Patienten auf dem Laufband durchs Wasser laufen.
Tierphysiotherapeutin Katrina Hannemann lässt ihren tierischen Patienten auf dem Laufband durchs Wasser laufen.

Eine alte Verletzung schmerzt. Oder eine falsche Bewegung beim Toben. Auch bei Altersbeschwerden wie Arthrose und Hüftgelenksschmerzen können Tiere mit ihren Besitzern mithalten. Wie gut wäre da eine Physiotherapie speziell für Vierbeiner. Warum sie auch Patienten mit Fell helfen kann.

Ob altersbedingte Arthrosen, ein operierter Bänderriss oder eine andere Verletzung – es gibt viele Gründe, warum der Bewegungsapparat von Vierbeinern eingeschränkt ist. Dann kann eine gezielte Physiotherapie Hunde, Katzen oder Pferde wieder fit machen.

„Wir arbeiten schon lange mit Tierphysiotherapeuten zusammen“, sagt die Tierärztin Yasmin Diepenbruck aus Bernkastel-Kues. „Denn gezielt umgesetzte physiotherapeutische Maßnahmen können sich ergänzend oder nach Abschluss der Tierarztbehandlung positiv auf den Bewegungsablauf auswirken.“

Der Klassiker ist laut der Ärztin ein Kreuzbandanriss oder sogar Kreuzbandriss am Knie nach zu heftigem Toben oder einem Unfall. In diesem Fall sei das Kniegelenk nicht mehr gestützt. „Bei der Operation werden der Ober- und der Unterschenkel wieder stabilisiert, sodass das Kniegelenk in seiner Funktion wiederhergestellt ist“, sagt die Ärztin. „Dabei schaffen wir aus der Kniegelenkkapsel und der darüberliegenden Faszie eine Art Bandersatz, der durch die langfristige Vernarbung Stabilität erlangt und somit das Kniegelenk wieder stützt.“

Schonhaltung verändert Gang

Sechs bis acht Wochen nach der Operation muss das Bein geschont werden. Dabei entwickeln die Tiere fast immer eine Schonhaltung. Dadurch verändere sich auch das Gangbild. „Die Folge ist, dass sich so die Muskeln und Faszien verkürzen können“, sagt die Ärztin. Dann könne eine positive Bewegungstherapie den gezielten Muskel- und Faszien-Aufbau stärken. Hilfreich seien zum Beispiel gezielte Dehnübungen oder die Anwendung einer kontrollierten Wassergymnastik.

„Bei der Hydrotherapie läuft der Hund auf dem Laufband gegen den Wasserwiderstand an, und durch den Auftrieb werden die Gelenke entlastet“, sagt Katrina Hannemann, Tierphysiotherapeutin der Praxis „Begegnung Hund“ aus dem brandenburgischen Kremmen. Je nach Größe des Hundes kann sie in ihrer Praxis das Aquabecken mit bis zu 2000 Litern warmem Wasser füllen.

„Durch diese schonende Bewegung im Wasser wird ein gezielter Muskelaufbau ermöglicht und der Gang nach Verletzungen geschult“, sagt Hannemann, die sowohl eine Ausbildung zur Tierphysiotherapeutin als auch zur Hydrotherapeutin in England absolviert hat. Da die Therapeutin selbst mit im Becken ist und den Hund am Geschirr sichert, sei die Anwendung kontrolliert. Die Geschwindigkeit des Laufbandes könne individuell an den Gesundheitszustand des Tieres angepasst werden.

Neue vierbeinige Patienten müssen sich bei Erstvorstellung aber erst einer Anamnese unterziehen. So könne sie sich ein Bild von den Tieren machen, so Hannemann. Neuankömmlinge wie die elfjährige Riesenschnauzer-Dame Kaja müssten darum vor der Praxis zunächst im Schritt und, wenn möglich, im Trab auf der Straße laufen.

Auch Sitz und Platz ist angesagt – immer mit Frauchen im Schlepptau an der Leine. „Bei dieser Vorführung sehe ich schon erste Anzeichen, wo es Bewegungseinschränkungen gibt, zum Beispiel, ob das Knie bei der Bewegung richtig gebeugt wird oder ob die Schulter beim Laufen mitgeht“, so Hannemann.

Nach der „Vorführung“ geht’s ab auf die weiche Matte in der Praxis. Vorsichtig werden dort die vierbeinigen Patienten abgetastet. Im Liegen checkt die Physiotherapeutin jedes einzelne Gelenk. Stehen die Dornfortsätze der Wirbelsäule korrekt? Gibt es Einschränkungen beim Beugen und Strecken der Gliedmaßen? „Verkürzungen von Sehnen und Verspannungen sind so erkennbar“, meint die Expertin, die dann mit Massagen und manueller Therapie Abhilfe oder zumindest Linderung bringen kann.

Schmatzen bei Schmerzen

„Eine schwere Krallenverletzung links kann zum Beispiel die Folge davon sein, dass das Tier über längere Zeit das rechte Bein überbelastet. Knieprobleme entstehen nicht selten durch eine Schonhaltung, wenn etwas im Rücken nicht in Ordnung ist“, sagt Hannemann.

Bei der sogenannten Triggerpunkt-Diagnostik drückt sie vorsichtig bestimmte Punkte am Körper ab, um Schmerzpunkte zu erkennen. „Manche Hunde zeigen Schmerzen mit Schmatzen an, andere winseln. Es gibt aber auch welche, die gleich zubeißen. Da ist Fingerspitzengefühl gefragt“, meint die Tierfreundin.

Auch Prellungen und Sehnenverletzungen seien nicht selten. In diesen Fällen wenden viele Tierphysiotherapeuten die Lasertherapie an. „Dabei wird der verletzte Bereich mit einem gefächerten diffusen Licht bestrahlt, das geschädigtes Gewebe besser durchbluten lässt. Es regeneriert und heilt so schneller, Narbenbildung wird verringert“, sagt Katrina Hannemann. Auch Arthroseschmerzen bei alten Tieren wie bei Kaja sollen durch die Behandlung gelindert werden.

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