Coronavirus Tausende Rechnungen heimgeholter Touristen noch offen

In Kathmandu (Nepal) melden sich gestrandete Urlauber im April 2020 für eine Rückholaktion an.
In Kathmandu (Nepal) melden sich gestrandete Urlauber im April 2020 für eine Rückholaktion an.

Fast zwei Jahre nach der größten Rückholaktion in der Geschichte der Bundesrepublik zu Beginn der Corona-Pandemie sind noch viele Rechnungen nicht beglichen.

Etwa 7000 der insgesamt mehr als 54.000 vom Auswärtigen Amt verschickten Zahlungsbescheide an die Passagiere der 260 Rettungsflüge seien noch gar nicht oder noch nicht ganz beglichen, hieß es aus dem Außenministerium. Größtenteils läuft die Zahlungsfrist noch oder es wurde Ratenzahlung vereinbart. In 1200 Fällen musste das Ministerium aber Mahnverfahren einleiten. Manche Passagiere wehren sich vor Gericht gegen eine Beteiligung an den Kosten. Von ursprünglich 201 Klagen sind 135 immer noch anhängig.

Der damalige Außenminister Heiko Maas (SPD) hatte die Rettungsaktion am 17. März 2020 zusammen mit Reiseveranstaltern und Fluggesellschaften gestartet, nachdem viele Länder aus Angst vor dem Virus kurzfristig ihre Grenzen geschlossen und Flugverbindungen gekappt hatten. Insgesamt wurden etwa 240.000 Reisende zurückgebracht.

Insgesamt 260 Flüge

Die Reiseveranstalter selbst flogen die Touristen, die bei ihnen gebucht hatten, kostenlos aus. Für Individualreisende und andere Rückkehrwillige hingegen charterte das Auswärtige Amt Maschinen, die insgesamt 260 Flüge absolvierten und bis Ende April etwa 67.000 Menschen aus rund 65 Ländern zurückbrachten. Von Juni an wurden die Rückkehrer zur Kasse gebeten. Die Gesamtkosten wurden damals auf 93,8 Millionen Euro geschätzt, knapp 40 Prozent davon sollten die Flugpassagiere selbst übernehmen.

Bislang wurden im Inland 54.306 Rechnungen über zusammen 31,7 Millionen Euro versendet. Eingenommen wurden davon bisher 28,6 Millionen Euro. Etwa 500 Rechnungen an deutsche Staatsangehörige im Ausland müssen noch verschickt werden. Vier Millionen Euro erwartet das Auswärtige Amt von anderen Ländern für die Mitnahme von deren Staatsbürgern. Außerdem gab es EU-Beihilfen in Höhe von 38,1 Millionen Euro.

Preise vergleichbar mit Economy-Tickets

Unterm Strich geht das Auswärtige Amt davon aus, rund 75 Prozent der Kosten zurückzubekommen. Die Preise lagen etwa im Bereich günstiger Economy-Tickets für die jeweiligen Regionen. Für Flüge von den Kanarischen Inseln und Nordafrika müssen 200 Euro gezahlt werden, für die Karibik 500 Euro.

Eine Woche vor Weihnachten entschied das Berliner Verwaltungsgericht in zwei Einzelfällen, dass die Kostenbeteiligung der Passagiere an den Flügen rechtmäßig ist. Verhandelt wurde die Klage einer sechsköpfigen Familie, die aus Mexiko geholt wurde und 600 Euro pro Person zahlen sollte. Außerdem ging es um eine dreiköpfige Familie, die aus Neuseeland zurückflog und pro Person 1000 Euro zahlen muss.

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