Bildung Sorge vor Personalkollaps in Kitas und Schulen

In Grundschulen werden bis 2030 voraussichtlich 65.000 zusätzliche Fachkräfte gebraucht.
In Grundschulen werden bis 2030 voraussichtlich 65.000 zusätzliche Fachkräfte gebraucht.

Der Personalmangel wird nach Einschätzung von Experten das Bildungssystem langfristig schwer unter Druck setzen.

„Die Frage des Personalbedarfs ist eine der drängendsten“, sagte der geschäftsführende Direktor des Leibniz-Instituts für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF), Kai Maaz, am Donnerstag anlässlich der Vorlage des Nationalen Bildungsberichts. Der umfangreiche Report wird alle zwei Jahre unter Federführung des DIPF erstellt.

Personalgewinnung und Personalqualifizierung bleibe in den kommenden Jahren vordringlich für weiterhin hochwertige Bildungsangebote, heißt es im Bericht. „Die Frage ist ja nicht nur, wie kommen wir an zusätzliches Personal? Es ist auch unklar, wo es herkommen soll. Wir werden hier möglicherweise Verteilungskämpfe auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt erleben“, sagte Maaz. In vielen Bereichen der Wirtschaft oder im Gesundheits- und Pflegebereich werden auch händeringend Fachkräfte gesucht.

Mehr Personal – aber auch mehr Kinder

In dem Report ist zwar die Rede davon, dass sich etwa in Kitas, Schulen und Hochschulen die Personalstärke seit 2010 „teils merklich“ erhöht habe. „Allein Kindertageseinrichtungen verzeichneten einen Personalzuwachs von 75 Prozent“, heißt es. Da aber auch die Anzahl der Kinder in den Kitas gestiegen ist, gebe es trotzdem lediglich geringe Verbesserungen im Zahlenverhältnis Kinder pro Erzieherin.

Und der Personalbedarf wird nach Ansicht der Autoren weiter steigen, besonders in der Frühen Bildung. Bis 2025 könnten hier bis zu 72.500 Fachkräfte fehlen. Dazu kommt der beschlossene Anspruch auf Ganztagsbetreuung, der schrittweise ab dem Schuljahr 2026/2027 bundesweit eingeführt wird. Dadurch werde im Grundschulbereich bis 2030 ebenfalls mit einem großem Zusatzbedarf von bis zu 65.600 Fachkräften gerechnet.

Bildungserfolg hängt von Herkunft ab

GEW-Chefin Maike Finnern sagte, das System befinde sich in einem Teufelskreis aus Überlastung durch Fachkräftemangel und Fachkräftemangel durch Überlastung. „Es droht ein Personalkollaps.“ Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Karin Prien (CDU) , sagte, der Fachkräftemangel betreffe alle Lebensbereiche und Branchen, auch den Bildungsbereich. Sie verwies auch auf unvorhersehbare Entwicklungen. So seien bisher etwa 140.000 Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine „relativ leise“ in das Schulsystem integriert worden. Auch ein „verändertes Reproduktionsverhalten“, sei etwas, was man nicht vorhersehen könne, sagte die schleswig-holsteinische Bildungsministerin mit Blick auf gestiegene Geburtenzahlen. Als weitere Faktoren für steigenden Personalbedarf werden außerdem immer wieder gestiegene Anforderungen an Schulen, wie Inklusion oder Sprachfördermaßnahmen und auch die Zuwanderung genannt.

In dem Bildungsbericht wird auch erneut bestätigt, dass der Bildungserfolg von der Herkunft abhängt. Kinder von Eltern, die besser verdienen und eine hohe Bildung haben, haben mehr Erfolg in der Schule und auf dem späteren Bildungsweg.

Anteil der Schulabbrecher leicht gesunken

„Bildungsabschlüsse und Kompetenzen im Schul- und Erwachsenenalter erweisen sich auch hinsichtlich nichtmonetärer Aspekte als ertragreich“, heißt es zudem im Bericht. Übersetzt: Bildung zahlt sich nicht nur finanziell aus, durch bessere Jobs. Schüler mit besseren schulischen Leistungen seien mit ihrem Leben auch zufriedener. Und Erwachsene mit höheren Lesekompetenzen schätzten ihre Lebenszufriedenheit höher ein als solche mit geringerer Kompetenz.

Die Schulabbrecherquote ist laut Bericht leicht gesunken, bewegt sich aber in etwa auf dem Niveau der vergangenen zehn Jahre bei rund sechs Prozent der gleichaltrigen Bevölkerung. 2020 haben demnach etwa 45.000 Jugendliche ohne einen Abschluss die Schule verlassen. Den meisten gelinge es aber später einen Abschluss nachzuholen, heißt es auch.

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