Politik Schwere Krawalle überschatten Hamburger G-20-Gipfel

Das erste Mal: Russlands Präsident Wladimir Putin (links) im Gespräch mit seinem US-Amtskollegen Donald Trump. Sie waren sich zu
Das erste Mal: Russlands Präsident Wladimir Putin (links) im Gespräch mit seinem US-Amtskollegen Donald Trump. Sie waren sich zuvor seit dem Amtsantritt Trumps vor sechs Monaten noch nicht persönlich begegnet.

«Hamburg.» Der erste G-20-Gipfel in Deutschland ist gestern erneut von Gewalt und Chaos auf Hamburgs Straßen überschattet worden. Am Abend kam es sogar zu Plünderungen von Geschäften. Die Lage im Schanzenviertel spitzte sich am späten Abend dramatisch zu. Die Polizei ging davon aus, dass Randalierer schwere Straftaten gegen Einsatzkräfte vorbereiteten. „Die Situation ist sehr ernst“, hieß es. Die Hamburger Polizei gab gegen 23 Uhr bekannt, sie habe mittlerweile 83 Personen festgenommen, 19 weitere seien in Gewahrsam genommen worden. 196 Beamte seien verletzt worden. Die Polizei forderte Verstärkung aus anderen Bundesländern an. Die Zahl der Beamten liegt am Ende wohl bei 21.000 statt wie geplant bei 19.000. Trotzdem gingen wieder in mehreren Straßen Autos in Flammen auf. Die Ehefrau des US-Präsidenten, Melania Trump, konnte wegen der Ausschreitungen ihre Unterkunft lange nicht verlassen und so nicht am Programm teilnehmen. Kanzlerin Angela Merkel verurteilte die Ausschreitungen scharf: „Gewalttätige Demonstrationen bringen Menschenleben in Gefahr“, sagte sie. Heute, am letzten Gipfeltag, soll die größte Demonstration mit fast 100.000 Teilnehmern stattfinden. Gestern Abend versuchten Tausende G-20-Gegner auch zur Elbphilharmonie vorzudringen, wo sich die Gipfelteilnehmer zu einem Konzert trafen. Merkel hatte sich Beethovens Neunte Symphonie gewünscht. Die darin gesungene Zeile „Alle Menschen werden Brüder!“ gilt als Bekenntnis zur Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Das erste greifbare Ergebnis des Treffens war eine Erklärung zur Terrorbekämpfung. Darin sprechen sich die 20 wirtschaftsstärksten Länder für ein schärferes Vorgehen gegen Terrorfinanzierung aus. Am Rande des Gipfels trafen sich die Präsidenten der USA und Russlands, Trump und Wladimir Putin, erstmals persönlich. Das Gespräch dauerte über zwei Stunden und damit länger als erwartet. Später wurde bekannt, die USA und Russland hätten eine Waffenruhe für den Süden Syriens vereinbart. Die zusammen mit Jordanien ausgehandelte Feuerpause solle ab Sonntag gelten, sagte Moskaus Außenminister Sergej Lawrow. Ansonsten dominierten auf dem G-20-Treffen die Differenzen. Ob es eine Einigung in wichtigen Streitfragen wie Klimaschutz oder freiem Welthandel geben wird, ist ungewiss. Die gestrigen Diskussionen zeigten, dass die Staatengruppe wegen der Abschottungspolitik von US-Präsident Trump („America first!“) gespalten ist. Seine Pläne führten zum offenen Streit mit den Europäern. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker drohte den USA sofortige Sanktionen an, sollte diese zulasten europäischer Firmen ihren Stahlmarkt abriegeln. Die US-Regierung geht mit Strafzöllen bereits gegen Salzgitter und die Dillinger Hütte vor. Gegenwind bekam Trump auch von den Staats- und Regierungschefs der sogenannten Brics-Gruppe. Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika sprachen sich für offenen Handel aus. Sie forderten die Weltgemeinschaft zudem auf, das Pariser Klimaabkommen umzusetzen, aus dem die USA ausgestiegen sind. Seite 3

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