Politik Südafrika setzt auf Hilfe aus Deutschland

Angela Merkel und Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa haben einen Draht zueinander.
Angela Merkel und Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa haben einen Draht zueinander.

In Südafrika ist Bundeskanzlerin Angela Merkel in einem Land zu Besuch, das gnadenlos heruntergewirtschaftet wurde. Sie trifft auf einen als Hoffnungsträger gestarteten Präsidenten, der nun in Bedrängnis ist und auf deutsche Hilfe hofft.

Viel scheinen Angela Merkel und Cyril Ramaphosa nicht gemein zu haben. Er schwarz, sie weiß. Sie wuchs als Pfarrerstochter in einem realsozialistischen Staat auf, er als Polizistensohn in einem antikommunistischen Rassistenstaat. Trotzdem könnte man Angela Merkel und Cyril Ramaphosa Freunde nennen, wenn es Derartiges in der Politik überhaupt geben würde. Jedenfalls respektieren sie sich auf eine Weise, wie sie in der internationalen Arena inzwischen unüblich ist.

Doch nicht deshalb hat Ramaphosa Merkel eingeladen. Was der südafrikanische Präsident braucht, ist die Hilfe der deutschen Wirtschaft: Mit einem Handelsvolumen von 17 Milliarden Euro ist Deutschland Südafrikas zweitgrößter Handelspartner, noch vor den USA und nur von China überrundet.

Korruption und Vetternwirtschaft

Ramaphosa steht unter Druck. Er muss seinen Widersachern – zu denen fast jeder zweite in seiner eigenen Partei, dem ANC, gehört – dringend wirtschaftliche Erfolge vorweisen. Stattdessen bewegt sich das Land kaum vom Fleck. Der von seinem Vorgänger Jacob Zuma angerichtete Schaden ist wesentlich größer, als sich das selbst Skeptiker vorgestellt hatten: Ob es Ramaphosa gelingt, das von Korruption und Vetternwirtschaft an den Rand des Abgrunds geführte Land wieder flottzumachen, ist noch nicht ausgemacht. Die Kritik vor allem in südafrikanischen Wirtschaftskreisen wächst, dass Ramaphosa nicht entscheidend genug durchgreift. Doch der Präsident muss auch politische Rücksichten nehmen. Er ist auf Vertrauen angewiesen, das sich in Investitionen niederschlägt, und dabei soll ihm die Kanzlerin helfen.

Deutsche Firmen sind aktiv

Die verspricht dem Gastgeber, ihn bei seinen Reformvorhaben „zu unterstützen, wie immer wir können“: etwa bei der Energieversorgung, die derzeit Ramaphosas größtes Problem ist. Fast täglich muss der staatliche Energieversorger Eskom in wechselnden Teilen des Landes den Strom abstellen, um das Netz nicht kollabieren zu lassen. Die Praxis kostete Südafrikas Wirtschaft fast vier Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Deutsche Firmen wie Siemens, Hitachi Hamburg sowie Bilfinger sind bereits am Bau zweier riesiger südafrikanischer Kohlekraftwerke beteiligt. Doch das Land, das fast 90 Prozent seines Energiehaushalts der Kohle verdankt, will allmählich auf erneuerbare Energien umstellen. Auch dabei könne Deutschland behilflich sein, so Ramaphosa: Seine Amtskollegin habe ihm ausführlich über die deutschen Erfahrungen beim Übergang der Kohle zu erneuerbaren Energien berichtet. Deutschland und Südafrika seien „an der Hüfte zusammengewachsen“, schmeichelt der Gastgeber.

Merkels Gespräch mit dem Kommunistenchef

Beim Round-Table der Wirtschaftsbosse sind auch die südafrikanischen Chefs der drei deutschen Automobilhersteller anwesend, die hier über Werke verfügen. Die Präsenz von Volkswagen, Daimler-Benz und BMW selbst während der Apartheidzeit wird dafür verantwortlich gemacht, dass die De-Industrialisierung im Südzipfel Afrikas weniger verheerend als in anderen Teilen des Kontinents ausfiel. Und VW plant vom Kap aus eine Werbekampagne über den Kontinent, der Afrika für die Wolfsburger aufrollen soll.

Beim Mittagessen gerät Merkel mit Blade Nzimande, dem Chef der Kommunistischen Partei, in ein angeregtes Gespräch. Als sie später von der Identität ihres Gesprächspartners erfährt, sagt sie an die Adresse Nzimandes gerichtet: „Unter freiheitlichen Bedingungen sind die Kommunisten auch nicht mehr die, die sie mal waren.“

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