Nachruf Madeleine Albright: Resolute Dame der US-Außenpolitik

Madeleine Albright war die erste Frau an der Spitze des US-Außenministeriums.
Madeleine Albright war die erste Frau an der Spitze des US-Außenministeriums.

Die frühere US-Außenministerin Madeleine Albright ist tot. Die erste Frau an der Spitze des US-Außenministeriums erlag im Alter von 84 Jahren einem Krebsleiden.

Sie hat die US-Außenpolitik nach dem Zerfall des Ostblocks entscheidend mitgeprägt: Als Botschafterin bei den Vereinten Nationen und dann als erste Außenministerin der USA warb Madeleine Albright resolut, eloquent und prinzipientreu für Amerikas Interessen. Unter dem damaligen Präsidenten Bill Clinton wurde die ursprünglich aus Osteuropa stammende Demokratin zu einer führenden Stimme der US-Außenpolitik im 20. Jahrhundert.Auch nach ihrer Zeit in der aktiven Politik machte Albright kein Geheimnis aus ihrer Weltsicht. US-Präsident Donald Trump etwa warf sie vor, das Land zu spalten und der Demokratie zu schaden. Trumps Verachtung für die Medien und institutionelle Strukturen gefährde die Stabilität des Landes. „Dagegen müssen wir etwas unternehmen“, mahnte die damals 81-Jährige bei einer Diskussionsrunde zu ihrem Buch „Faschismus. Eine Warnung“.

Als UN-Botschafterin in New York bemühte sich Albright ab 1993 um eine Führungsrolle der USA bei der Befriedung von Krisen, die nach dem Ende des Ost-West-Konflikts ausgebrochen waren. Die Krisenherde Somalia, Ruanda und Bosnien zeigten allerdings auch die Grenzen der US-Außenpolitik auf.

Enges Verhältnis zu Joschka Fischer

Kritiker bezeichneten Albrights Auftreten bei den UN bisweilen als undiplomatisch. 1996 spielte sie die Schlüsselrolle bei den Bemühungen, UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali eine zweite Amtszeit zu verwehren. Die USA warfen ihm mangelnden Reformwillen vor. Albright setzte den US-Willen letztlich gegen großen Widerstand aus der internationalen Gemeinschaft durch.

In Clintons zweiter Amtszeit führte Albright ab 1997 als erste Frau das Außenministerium. Die 1937 in Prag geborene Diplomatin setzte sich dabei mit Nachdruck für die Nato-Osterweiterung ein. „Madam Secretary“ bemühte sich auch gezielt um die Pflege der Beziehungen zu Verbündeten. Mit dem damaligen deutschen Außenminister Joschka Fischer etwa soll sie ein sehr gutes Verhältnis gehabt haben.

Werben für Luftangriffe im ehemaligen Jugoslawien

Darauf setzte sie auch, als die Bemühungen um eine Einigung im Kosovo-Konflikt mit dem damaligen Serben-Präsidenten Slobodan Milosevic gescheitert waren. Sie warb erfolgreich für Nato-Luftangriffe im ehemaligen Jugoslawien.

Albright blieb bis zum Ende von Clintons zweiter Amtszeit im Januar 2001 Außenministerin. Aufmerksamkeit erregte auch Albrights Aufarbeitung der Geschichte ihrer Familie – von der die Politikerin jahrzehntelang gar nichts gewusst hatte. Sie wurde am 15. Mai 1937 als Marie Jana (genannt Madlenka) Korbelova in Prag als ältestes von drei Kindern einer jüdischen Diplomatenfamilie geboren. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen wanderte die Familie nach England aus, wo Albright in Unwissenheit ihrer jüdischen Herkunft katholisch erzogen wurde.

Erst spät von jüdischer Abstammung erfahren

Ihr Vater Joseph Korbel diente nach dem Zweiten Weltkrieg der Tschechoslowakei als Diplomat. Nach der Machtübernahme der Kommunisten in Prag beantragte die Familie 1948 Asyl in den USA und wanderte aus. Von ihrer jüdischen Abstammung und dem Tod Angehöriger, darunter drei ihrer Großeltern, in Konzentrationslagern der Nazis erfuhr Albright aber erst 1996. „Ich hatte keine Ahnung, dass ich aus einer jüdischen Familie stammte, geschweige denn, dass über 20 Verwandte von mir den Holocaust nicht überlebt hatten“, schrieb sie im Buch „Winter in Prag: Erinnerungen an meine Kindheit im Krieg“.

Die Politologin heiratete 1959 ihren Studienfreund Joseph Albright, den Erben eines Medienunternehmens. Mit ihm hatte sie drei Töchter, nach 23 Ehejahren ließen sich die Albrights scheiden.

Immer wieder beißende Kritik an US-Außenpolitik

Auch nach ihrem Ausscheiden aus der Regierung 2001 und der Rückkehr als Professorin an die Universität Georgetown zog Albright sich nicht aus der Politik zurück. Sie gründete eine globale Beratungsfirma, die auch Joschka Fischer zu ihren Experten zählte. Zudem meldete sie sich immer wieder mit beißender Kritik an der Außenpolitik zu Wort, etwa zum von Präsident George W. Bush angezettelten Irak-Krieg.

Am Mittwoch ist Albright im Alter von 84 Jahren gestorben. Sie sei im Kreis von Familie und Freunden einer Krebserkrankung erlegen, teilte ihre Familie mit,

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