Earth Hour Licht aus für den Klimaschutz

Zu den Gebäuden, deren Beleuchtung bei der Earth Hour 2023 ausgeschaltet wurden, gehörte das Brandenburger Tor.
Zu den Gebäuden, deren Beleuchtung bei der Earth Hour 2023 ausgeschaltet wurden, gehörte das Brandenburger Tor.

Weltweit werden am Samstagabend Sehenswürdigkeiten für den Umweltschutz in Dunkelheit gehüllt. In Deutschland geht es bei der „Stunde für die Erde“ auch noch um ein anderes, politisches Klima.

Unter dem Motto „Deine Stunde für die Erde!“ ruft die Umweltstiftung WWF an diesem Samstag wieder zur Earth Hour auf. Um 20.30 Uhr werden demnach zahlreiche Menschen in aller Welt für eine Stunde die Lichter ausschalten.

Mit der friedlichen Protestaktion wollen die Initiatoren nicht nur ein Zeichen für das meteorologische Klima, sondern auch für ein anderes politisches Klima setzen: „Der aktuelle Zeitgeist ist angespannt. Krisen, Konflikte und Kriege beschäftigen die Menschen sehr. Wir wollen in diesem Jahr die Earth Hour als Moment füreinander, für unsere Erde nutzen und gemeinsam zeigen: Wir stehen ein für mehr Klimaschutz, für gegenseitigen Respekt, für Demokratie“, erklärte Viviane Raddatz, Klimachefin beim WWF Deutschland. In Deutschland haben laut WWF mehrere Hundert Gemeinden ihre Teilnahme zugesagt. Die Lichter gehen bei berühmten Bauwerken genauso wie an und in Büros und Wohnungen aus. Auch das Brandenburger Tor in Berlin bleibt in dieser Stunde laut einer WWF-Sprecherin unbeleuchtet.

Neben dem einstündigem Verzicht auf Licht kann sich laut WWF jeder auch schon vor der Aktion für das Klima einsetzen: In einer „Hour Bank“ zählt die Stiftung seit dem 1. März jede einzelne Stunde zusammen, die sich Menschen für Klima oder Demokratie einsetzen.

2007 ins Leben gerufen

Der WWF hatte die globale Klima- und Umweltschutzaktion 2007 ins Leben gerufen – als Zeichen dafür, dass die Menschheit sich besser um die Erde kümmern muss. In diesem Jahr findet die Earth Hour bereits zum 18. Mal statt. Mittlerweile wird die „Stunde der Erde“ laut WWF auf allen Kontinenten begangen. In den vergangenen Jahren haben sich demnach Tausende Städte in 192 Ländern beteiligt. Allein in Deutschland hatten 2023 rund 580 Städte und Gemeinden teilgenommen.

Auf die Dringlichkeit von Klimaschutzmaßnahmen hat in dieser Woche besonders eindringlich die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) hingewiesen. Der Klimawandel sei im vergangenen Jahr mit alarmierenden Negativ-Rekorden deutlicher denn je sichtbar geworden.

Durchschnittstemperatur 2023 bereits 1,45 Grad höher

Und es könnte in diesem Jahr noch schlimmer kommen, warnte der Leiter der Abteilung für Klimaüberwachung bei der Weltwetterorganisation, Omar Baddour. Es sei gut möglich, dass 2024 den Temperaturrekord von 2023 noch übertreffe. Der Januar 2024 sei bereits der heißeste Januar seit Beginn der Industrialisierung gewesen, sagte Baddour anlässlich der Veröffentlichung des WMO-Berichts zum Zustand des Weltklimas 2023.

Die WMO bestätigte ihre vorläufigen Schätzungen: Die global gemittelte Durchschnittstemperatur lag 2023 rund 1,45 Grad über dem Niveau vor der Industrialisierung (1850 bis 1900). Davor war 2016 das wärmste Jahr, mit rund plus 1,3 Grad. Die WMO betrachtet Datensätze mehrerer renommierter Institute zusammen. Deshalb ist ihr Bericht über Klimaveränderungen besonders breit abgestützt und gilt als globale Richtschnur.

„Heutige Untätigkeit wird teuer“

Karsten Haustein vom Institut für Meteorologie der Universität Leipzig kritisierte, dass in der öffentlichen Debatte hierzulande verbreitet der Eindruck dominiere, die Klimawandelfolgen seien durch Technologie schon irgendwie zu bewältigen. Es fehle an Willen, die Klimakrise ernst zu nehmen. „Tatsache ist, dass die durch Nichthandeln entstehenden Klimawandel-Folgekosten die nötigen Kosten, um den Klimawandel rechtzeitig zu stoppen, um fast den doppelten Betrag jährlich übersteigen werden.“ Je mehr jetzt investiert werde, um die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu beenden, desto mehr Geld werde mittelfristig gespart. „Heutige Untätigkeit wird unsere Kinder und Enkel teuer zu stehen kommen.“

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