PolitikLeitartikel zum Start des deutschen Filmfestivals
Das Festival des deutschen Films in Ludwigshafen, das heute beginnt, ist mehr als eine hübsche Party. Sein Konzept eines sorgfältig kuratierten Programms ist wegweisend gerade in Zeiten sinkender Kinobesuche. Das Festival nimmt sein Publikum ernst und kann so im besten Fall auch Sehgewohnheiten verändern.
Die jüngsten Zahlen klingen bitter: Im ersten Halbjahr 2018 sind hierzulande über 15 Prozent weniger Menschen ins Kino gegangen als zur gleichen Zeit im Vorjahr. Die Kinobetreiber machen das gute Wetter, die Fußball-WM und die Filme verantwortlich, die bislang weniger massentauglich seien als 2017. Was mögliche heimische Hits betrifft, hoffen sie auf Til Schweiger und Matthias Schweighöfer, die im Herbst Millionen ins Kino locken sollen. Programmkinos wiederum, die auf Anspruchsvolleres setzen, sorgen sich ebenfalls: Sie haben wieder Gutes im Programm, aber auch ihre Klientel sitzt bald lieber zu Hause und streamt Serien. Um Filmfans heute aus ihrer Bequemlichkeit zu locken, braucht es daher ein besonderes Ereignis. Einen Starbesuch im Kino etwa oder gleich ein Konzert zum Film: Regisseur Andreas Dresen geht für „Gundermann“ mit den Darstellern Alexander Scheer und Axel Prahl unter die Musiker und spielt landauf, landab die Filmsongs live.