Politik Kommentar: Auf dem Weg

Eine überwältigende Mehrheit im Parlament scheint Frankreichs Präsident

Macron bald sicher zu sein. Und dann? Wer sind die Verlierer seiner Vision?

Emmanuel Macron kann die Ärmel hochkrempeln. Der zum Regieren und zumal Reformieren erforderliche parlamentarische Rückhalt ist ihm sicher. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn Frankreichs neuer Präsident die gestern erzielte Ausbeute seiner Bewegung „La République en Marche“ eine Woche später nicht in eine überwältigende Mehrheit ummünzen könnte. Er kann mit rund 400 der 577 Sitze der Nationalversammlung rechnen. Hervorragende Voraussetzungen sind das, um zur versprochenen Tat zu schreiten, Frankreich im sozialliberalen Sinne umzukrempeln und gemeinsam mit Deutschland mehr Europa zu wagen. In Frankreichs politischer Landschaft steht kein Stein mehr auf dem anderen. Die Traditionsparteien, die Jahrzehnte lang die Macht unter sich auszumachen pflegten, sind weitgehend zum Zuschauen verurteilt. Hiergegen wäre wenig einzuwenden, würden die Franzosen nun, wie von Macron verheißen, unter seiner Führung in eine alle Mitbürger gleichermaßen beglückende Moderne aufbrechen. Doch so richtig es war, die nach François Hollandes glückloser Präsidentschaft von Selbstzweifeln geplagte Nation auf eine Zukunftsvision einzuschwören: Es ist eben nur eine Vision. Die Wirklichkeit wird dahinter zurückbleiben. Nur weil sich ein Präsident politisch in der Mitte verortet, lösen sich gesellschaftliche Interessenkonflikte nicht in Wohlgefallen auf. Wie jeder Wandel wird auch der von Macron anvisierte Verlierer hervorbringen. Wer sind sie?

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