Politik Kaiserslautern inspiriert

Dass ein Studium in Kaiserslautern gewinnbringend ist, hat sich allenthalben herumgesprochen. So mancher Absolvent der Lauterer Uni bekleidet heute in der Wirtschaft oder in der Forschung einen hohen Posten. Aber nur manchen ist es vergönnt, dass nach ihnen ein ganzes Verfahren benannt ist – noch dazu eines, das in der Politik seine Anwendung findet. Es war der im Norden von Rheinland-Pfalz geborene Alex Müller, der in Kaiserslautern das Alex-Müller-Verfahren erfand, auch Dr.-Alex-Müller-Verfahren genannt. Wer schon einmal auf einem FDP-Bundesparteitag war, kennt das Prozedere, es ist dort seit vielen Jahren ein Ritual. Es ist sogar ein Exportschlager: Die Piratenpartei hat es unter dem gleichen Namen übernommen. Kein Wunder, geht es dabei doch um Basisdemokratie. Alex Müller hat das Verfahren erfunden, weil er sich ärgerte. Als Jungliberaler war er nach eigener Aussage 1990 an seinem Studienort Kaiserslautern Mitglied eines sehr fleißigen JuLi-Landesverbandes gewesen. 20 bis 25 Anträge für einen Landeskongress seien ganz normal gewesen. Doch die Antragskommission fand die Initiativen der jungen FDP’ler nicht so prickelnd. „Meine Anträge wurden immer ziemlich nach hinten geschoben, und das fuchst natürlich jeden“, erzählt Müller. Also schlug er vor, dass die Delegierten selbst über die Reihenfolge der Anträge abstimmen sollten – nicht die Antragskommission. Jeder darf jene drei Anträge aufschreiben, die ihm am wichtigsten erscheinen. Das überzeugte. Die erste urkundliche Erwähnung des Namens findet sich im Protokoll der JuLi-Landesvorstandssitzung vom 30. Oktober 1993. Dann machte das Alex-Müller-Verfahren Karriere und eroberte die gesamte Partei. Nur einer hatte Zweifel an der Idee, es war der damalige Generalsekretär Guido Westerwelle. Er teilte 1995 Alex Müller mit: „Eine Festlegung der Antragsreihenfolge durch Wahlen halte ich für kompliziert und zeitaufwendig. Das kann eine Antragskommission effizienter und sachlicher orientiert leisten.“ Alex Müller ist seit dieser Wahlperiode Bundestagsabgeordneter. Der Diplom-Informatiker mit Berufspilotenlizenz vertritt für die FDP den Wahlkreis Rheingau-Taunus-Limburg. Die Kaiserslauterer Alex-Müller-Straße wurde übrigens nicht zu seinen Ehren so benannt. Sie erinnert an den langjährigen sozialdemokratischen Oberbürgermeister der Stadt.

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