Politik Indien – ziemlich bester Freund

Abgang nach bemerkenswerter Rede: Rex Tillerson.
Abgang nach bemerkenswerter Rede: Rex Tillerson.

Die Rede des amerikanischen Außenministers Rex Tillerson, in der er am Mittwoch ankündigte, seine Regierung wolle ihre Zusammenarbeit mit Indien „dramatisch“ vertiefen, hat in Delhi Begeisterung hervorgerufen. In China nicht. Da macht sich so etwas wie Nervosität breit. Natürlich war es alles andere als ein Zufall, dass die Rede Tillersons mit dem Beginn des Kongresses der chinesischen kommunistischen Partei zusammenfiel, auf dem Staatspräsident Xi Jinping den Weltmachtanspruch Pekings bekräftigte. Wenige Tage vor Tillersons Besuch in Indien und Pakistan – und kurz vor dem Besuch von US-Präsident Donald Trump in Peking – wurden klare Linien gezogen. Das Signal aus den USA an China: Wir werden den chinesischen Expansionsdrang im indo-pazifischen Raum nicht stillschweigend hinnehmen. Dabei schien Washington nicht nur die militärischen Aktivitäten Pekings im südchinesischen Meer zu akzeptieren. Auch die Bestrebungen Chinas, sich die Dominanz über den Welthandel mit Investitionen von mindestens einer Billion Dollar in ein neues Seidenstraßen-Projekt zu erkaufen, waren von den „America first!“-Politikern in Washington bisher offensichtlich nicht als besonders bedrohlich empfunden worden. Angelehnt an die alten Handelswege sollen auf der „neuen Seidenstrasse “ Güter aus dem Reich der Mitte per Landweg und damit schneller als bisher per Schiff – via zentralasiatische Staaten und Südosteuropa – bis in den wohlhabenden Teil Europas gelangen. Indien war im Mai der einzige größere Staat aus Asien, Europa und Afrika, der damals dem „Seidenstraßengipfel“ fernblieb. Demonstrativ. Denn Indien begegnet dem im Englischen auch „One Belt, One Road“ genannten Projekt des ewigen Rivalen China mit seinen Investitionen in Häfen, Straßen, Eisenbahnlinien und Energieprojekte in 60 Ländern (darunter einige in Afrika) nicht nur mit höchstem Misstrauen. Indien betrachtet sich als das einzige Land in Asien, das China überhaupt noch die Stirn bieten kann. Die Rede Rex Tillersons zeigt, dass dies in Washington jetzt ähnlich gesehen wird. Die Wortwahl des Außenministers, mit der er gleich für eine „hundertjährige Partnerschaft“ mit Indien warb, ist erstaunlich. Auf diese Art und Weise haben sich die USA lange keinem Land mehr als Partner angeboten. Schon gar nicht unter einem Präsidenten Donald Trump.

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