Immobilien In Deutschland fehlen 800.000 Wohnungen

Hält nichts von Dauersubventionen: Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD).
Hält nichts von Dauersubventionen: Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD).

Hohe Preise und gestiegene Zinsen machen Neubauten häufig unrentabel. Verbände und Bundesregierung plädieren deshalb für niedrigere Baustandards.

Keine Keller, weniger Balkone, dünnere Decken: Einfachere Wohnungen könnten aus Sicht der Baubranche den Wohnungsbau in Deutschland wieder in Schwung bringen. Aktuell werde oft unnötigerweise „Goldstandard“ gebaut – zu hohen Kosten, so dass die Wohnungen dann für sehr viele kaum noch bezahlbar seien, erklärten sieben Wohnungsbauverbände am Donnerstag in Berlin.

Staatliche Förderung sei im Moment ausgerichtet an teurem Bauen mit hohen Effizienzstandards, kritisierte der Präsident des Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, Axel Gedaschko. Nötig sei aber, „nicht Zuckerguss zu fördern, sondern das bezahlbare Schwarzbrot“. Aktuell sei Neubau weder für den Bauherren noch für die künftigen Mieter bezahlbar. Deshalb entstünden in Deutschland nicht genügend neue Wohnungen.

Baukosten binnen vier Jahren um 42 Prozent gestiegen

Tatsächlich steckt der Wohnungsbau in einer Krise: Bundesweit fehlen Hunderttausende Wohnungen – zugleich brechen die Baugenehmigungen ein. Laut Wirtschaftsministerium gingen die Wohnungsbaugenehmigungen im vergangenen Jahr um mehr als ein Viertel zurück. Das liegt laut einer aktuellen Studie des Bauforschungsinstituts Arge unter anderem daran, dass die Baukosten in den letzten vier Jahren in Großstädten um ganze 42 Prozent gestiegen sind. Gleichzeitig zogen die Bauzinsen an.

Nach einer Prognose des Forschungsnetzwerks Euroconstruct dürften 2026 in Deutschland 175.000 Wohneinheiten fertiggestellt werden. Das sind 95.000 weniger als 2023 – weit entfernt vom Ziel der Bundesregierung von 400.000 Wohnungen im Jahr. Inzwischen fehlen in Deutschland laut Arge etwa 800.000 Wohnungen – vor allem vergleichsweise günstige.

Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) stellten Verbesserungen in Aussicht. Im Detail ist sich die Ampel-Regierung bei den konkreten Maßnahmen gegen die Wohnungsnot allerdings nicht einig.

Verbände für sofortige Neubau-Sonderförderung

Auf dem Wohnungsbau-Tag am Donnerstag in Berlin forderte das Bündnis von Bauverbänden eine „sofortige Sonderförderung des Wohnungsneubaus“ in Höhe von jährlich 23 Milliarden Euro: 15 Milliarden Euro für 100.000 neue Sozialwohnungen und acht Milliarden Euro für den Neubau von 60.000 bezahlbaren Wohnungen. Bauministerin Geywitz lehnte ab: „Mit einer Dauersubvention in allen Bereichen wird es nicht gehen“, sagte sie. Es brauche einen Markt. Auch die Bundesregierung setze daher auf eine Absenkung der oft zu hohen Baustandards.

Hier geht es zu einem Kommentar zum Mangel an Wohnraum und zur oft vergeblichen Wohnungssuche.

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