Ausschreitungen Haftbefehle nach Randale in Stuttgart

Besichtigung des Tatortes: Bundesinnenminister Seehofer (CSU) schaut sich in Stuttgart ein zerstörtes Polizeiauto an.
Besichtigung des Tatortes: Bundesinnenminister Seehofer (CSU) schaut sich in Stuttgart ein zerstörtes Polizeiauto an.

Nach den Plünderungen und Auseinandersetzungen mit der Polizei muss sich ein 16-Jähriger wegen versuchten Totschlags verantworten. Politiker betonen: Es geht um die Zukunft des Rechtsstaates, es darf nicht bei Entrüstung bleiben.

Der wegen versuchten Totschlags angeklagte 16-Jährige soll während der Randale in der Stuttgarter Innenstadt einen bereits am Boden liegenden Studenten gezielt gegen den Kopf getreten haben. Er habe dabei den möglichen Tod des Studenten zumindest billigend in Kauf genommen, teilte die Staatsanwaltschaft in Stuttgart mit. Der Student hatte laut Beamten zuvor die Krawalle kritisiert und war daraufhin von mehreren Tätern zusammengeschlagen worden.Insgesamt seien am Montag Haftbefehle gegen sieben mutmaßliche Randalierer beantragt worden, ein Haftbefehl sei bereits am Sonntagabend erlassen und ein weiterer gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt worden, hieß es von der Polizei.

In Stuttgart hatten in der Nacht zum Sonntag nach Polizeiangaben 400 bis 500 Menschen randaliert und Polizisten angegriffen. Die Einsatzkräfte wurden mit Flaschen und Steinen beworfen, etliche Geschäfte geplündert. Mindestens 19 Polizeibeamte wurden nach Angaben der Behörden verletzt und 25 Tatverdächtige, etwa die Hälfte von ihnen deutsche Staatsangehörige, festgenommen.

Seehofer sieht „Alarmzeichen“

Politiker quer durch alle Parteien verurteilten die Ausschreitungen. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, die Szenen seien „abscheulich“ gewesen und mit nichts zu rechtfertigen. Sie seien gegen die Stadt und ihre Bürger gerichtet gewesen. Seibert dankte der Polizei. Die Bundesregierung wisse sehr wohl, was die Polizisten tagtäglich leisteten. Den Verletzten wünschte Seibert baldige Genesung.

Es gehe um die „Glaubwürdigkeit des Rechtsstaats“, für den die Ereignisse ein „Alarmzeichen“ seien, sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) am Montag bei einem Besuch vor Ort. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sagte, die liberale Demokratie werde sich angesichts der von jungen Männern in Gang gesetzten „Gewaltorgie“ als „wehrhaft“ erweisen. Er erwarte, dass die Justiz gegen die Täter eine „harte Strafe“ ausspreche, sagte Seehofer. Es dürfe nun „nicht bei Entrüstung bleiben“. Die Vorgänge müssten auch in die Gesamtentwicklung in der Bundesrepublik eingebettet werden. Gewalt und Beleidigungen gegen Polizei und Rettungskräfte nähmen seit längerem „stetig“ zu.

Zum Schutz der Beamten wird die Bundespolizei nach Worten Seehofers nicht mehr einzeln oder zu zweit in einer Streife unterwegs sein, sondern künftig zu dritt. So sollen die Beamten im Alltag stärker geschützt werden.

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