Politik Guatemala eifert den USA nach

Als erstes Land will Guatemala den USA folgen: Der mittelamerikanische Staat will seine Botschaft in Israel ebenfalls von Tel Aviv nach Jerusalem verlegen. Diese Entscheidung hat auch historische Gründe.

Guatemalas Präsident Jimmy Morales verkündete an Weihnachten seine „frohe Botschaft“: Er habe mit Israels Premierminister Benjamin Netanyahu gesprochen, unter anderem über die „exzellenten Beziehungen, die wir haben, seit Guatemala die Gründung des Staates Israel unterstützt hat“. Und dabei habe er Netanyahu gesagt, Guatemala werde seine Botschaft ebenfalls in Jerusalem ansiedeln. US-Präsident Donald Trump hat Anfang Dezember im Alleingang Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkannt. Die Jerusalem-Frage ist brisant und hoch explosiv zugleich. Der Ostteil Jerusalems soll nach international mehrheitlich anerkannten Friedensplänen Hauptstadt eines künftigen unabhängigen Staates werden. Israel eroberte den arabischen Ostteil 1967 im Sechstagekrieg und annektierte ihn später. Die Verlegung von Botschaften nach Jerusalem könnte den Anspruch Israels auf ganz Jerusalem zementieren und eine Zwei-Staaten-Lösung mit einem eigenen Palästinenserstaat blockieren, befürchten Kritiker. Auch der Papst hat in seiner Weihnachtsansprache davor gewarnt, am Status quo zu rütteln – und den Palästinensern so jede Hoffnung auf einen eigenen Staat zu rauben. In Guatemala leben zwar nur einige Hundert Juden, aber es war das erste Land in Lateinamerika, das Israel nach dem Zweiten Weltkrieg 1948 anerkannte und zunächst in Jerusalem seine Botschaft eröffnete. Diese wurde später aus politischen Gründen nach Tel Aviv verlegt. „Wir warten auf Euch hier in Jerusalem“, sagte Netanyahu zu der geplanten Rückverlegung. Es gibt mittlerweile enge wirtschaftliche Beziehungen zwischen beiden Staaten, Israel unterstützte das mittelamerikanische Land zuletzt beim Bau einer Spezialklinik sowie im Agrar- und Umweltsektor. Zudem wurden Polizeikommissare aus Guatemala in Israel ausgebildet, und es gibt eine Kooperation im Militärbereich. Nach den USA und Guatemala wollen laut israelischen Regierungsangaben mehr als zehn weitere Staaten Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkennen. Es gehe dabei aber eher um einen symbolischen Schritt, nicht notwendigerweise um eine Verlegung der Botschaften von Tel Aviv nach Jerusalem, sagte Vize-Außenministerin Tzipi Hotovely von der Likud-Partei gestern der israelischen Zeitung „Haaretz“. Namen wollte sie nicht preisgeben. Nach Einschätzung israelischer Diplomaten könnten die mittelamerikanischen Staaten Honduras und Panama als nächstes eine Verlegung ihrer jeweiligen Botschaft einleiten.

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