Türkei Erdogans fliegender Palast: Geheimniskrämerei um Luftflotte des Präsidenten

Türkische Regierungsmaschine 2022 auf dem Flughafen von Madrid. Zum Nato-Gipfel reisten Staatschef Erdogan und sein Gefolge mit
Türkische Regierungsmaschine 2022 auf dem Flughafen von Madrid. Zum Nato-Gipfel reisten Staatschef Erdogan und sein Gefolge mit vier Flugzeugen an.

Wie viele Flugzeuge nutzt der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan? Das wollte 2022 die oppositionsnahe Zeitung „BirGün“ vom Präsidialamt wissen. Das ist eigentlich verpflichtet, auf Anfragen binnen 30 Arbeitstagen zu antworten. Doch dieses Mal mussten sie offenbar lange zählen. Die Redakteure von „BirGün“ warteten sage und schreibe 17 Monate auf eine Antwort.

Die kam erst am 19. Februar – und fiel ziemlich dürftig aus: „Im Bestand des Präsidialamtes befindet sich genau die richtige Anzahl von Beförderungsmitteln, die in angemessener Weise für die Aufgaben des Staates genutzt werden“, lautete die Antwort der Presseabteilung.

Hang zur Prachtentfaltung

Erdogan hat einen Hang zur Prachtentfaltung. Das zeigt sich nicht nur am Präsidentenpalast mit über 1000 Zimmern, den er sich am Stadtrand von Ankara in einem Naturschutzgebiet errichten ließ. Die Architektur des prunkvollen Gebäudes ist darauf angelegt, Besucher ganz klein und den Präsidenten ganz groß erscheinen zu lassen. Auch auf seinen Reisen gibt sich das Staatsoberhaupt statusbewusst.

Zum Nato-Gipfel in Madrid 2022 etwa reisten der türkische Staatschef und sein Gefolge gleich mit vier Regierungsflugzeugen. Insgesamt stehen Erdogan vermutlich 16 Luftfahrzeuge zur Verfügung – vom Hubschrauber für kurze Flüge über zweistrahlige Businessjets bis zu mehreren Langstreckenmaschinen.

Ist Geld geflossen?

Flaggschiff der Präsidentenflotte ist eine Boeing 747-8. Der Jet ist größer und luxuriöser als die Air Force One des US-Präsidenten. Um das Flugzeug ranken sich viele Geheimnisse. Der mit Schlafgemächern, Bädern, Konferenzräumen und einem Operationssaal ausgestattete Jumbo gehörte ursprünglich dem Emir von Katar. Während in der Zivilversion rund 400 Fluggäste Platz finden, ist die Maschine für den Transport von nur 76 Personen ausgelegt. Die Ausstattung ist vom Feinsten: Marmor, Blattgold, edles Leder, feinste Stoffe. Anfang 2018 beschloss Katar, sich von dem fliegenden Palast zu trennen. Luftfahrtexperten taxierten den Wert auf mindestens 500 Millionen Dollar, umgerechnet 461 Millionen Euro.

In der Nacht zum 12. September 2018 landete die Maschine überraschend auf dem Istanbuler Flughafen Sabiha Gökcen. Der Emir von Katar habe Erdogan das Flugzeug geschenkt, „aufgrund seiner Zuneigung für ihn“, meldete stolz das türkische Staatsfernsehen TRT. Bis heute zweifeln regierungskritische Medien allerdings an dieser Version und fragen, ob nicht doch Geld geflossen ist.

Problematisch wurde die Debatte um Erdogans Luftflotte während der verheerenden Waldbrände in der Türkei im Sommer 2021. Damals stellte sich heraus, dass der Präsident zwar über etliche Regierungsmaschinen verfügt, die Türkei aber kein einziges einsatzfähiges Löschflugzeug besitzt.

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