Corona Deutschland sitzt auf Millionen Impfdosen

Zu viel Impfstoff bestellt: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).
Zu viel Impfstoff bestellt: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).

Offenkundig hat die Bundesregierung zu viel Impfstoff bestellt. Es ist zu befürchten: Vakzine im Wert von mehreren Milliarden Euro müssen bald vernichtet werden.

Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums waren zum Stichtag 28. Februar noch 116,4 Millionen Covid-19-Impfstoffdosen in den Beständen des Bundes gelagert. Deren Haltbarkeit reiche von April 2023 bis Februar 2024. Genaue Zahlen, wie viele Dosen davon noch in diesem Jahr wegen abgelaufenem Haltbarkeitsdatum vernichtet werden müssen, hat die Bundesregierung nicht. Der Grund: Der Bund liefert den Impfstoff an den pharmazeutischen Großhandel, der wiederum an Apotheken, Ärzte und den öffentlichen Gesundheitsdienst. Eine Verpflichtung, die ZAnzahl der verfallenen Dosen an den Bund zu melden, gibt es nicht.

Darüber hinaus ist der Bund vertraglich verpflichtet, 2023 weitere 107,6 Millionen Impfdosen abzunehmen (Stand: 4. April 2023). Der Wert der Lieferungen beträgt rund 2,5 Milliarden Euro. Das bedeutet: Der Bund muss in laufenden Jahr insgesamt 224 Millionen Dosen Impfstoff einlagern.

Verimpft wird derzeit allerdings wenig. Laut Robert-Koch-Institut beträgt der Sieben-Tage-Mittelwert 2937 Impfdosen. Hochgerechnet bedeutet das: Im kommenden Jahr würden nur gut eine Million Impfdosen verabreicht. Setzt sich dieser Trend fort, müsste auch ein Großteil der noch zu liefernden Vakzine aus Haltbarkeitsgründen vernichtet werden.

672 Millionen Dosen Impfstoff bestellt

Dem Gesundheitsministerium zufolge hat Deutschland seit Beginn der Pandemie insgesamt 672 Millionen Dosen Impfstoff bestellt. Vom früheren Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) wurden 557 Millionen Chargen gekauft, vom amtierenden Minister Karl Lauterbach (SPD) weitere 115 Millionen Dosen. Nach früheren Angaben hat das 13,1 Milliarden Euro gekostet. Insgesamt wurden laut Corona-Warn-App bisher nur 192,2 Millionen Impfdosen verabreicht.

Die Bundesregierung kann den überschüssigen Impfstoff auch nicht an Covax spenden – eine Initiative, die den Menschen weltweit den Zugang zu Covid-19-Impfstoffen ermöglichen will. Covax hat schon 2022 nur noch dann Spenden angenommen, wenn Länder sich verpflichtet haben, die Vakzine abzunehmen. Aufgrund des großen Impfstoffangebots ist das immer seltener geschehen.

Warum ist so viel Impfstoff bestellt worden? Offenbar ist die Bundesregierung von einem zu hohen Impfstoffbedarf ausgegangen. So ist beispielsweise Lauterbach 2022 davon ausgegangen, dass für den Zeitraum Mitte April bis Ende Dezember 2022 ein Bedarf von 62 Millionen Chargen Impfstoff besteht. Tatsächlich wurden in dieser Zeit laut Robert-Koch-Institut aber nur 11,9 Millionen Chargen verimpft.

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