Flüchtlinge Deutsche wollen striktere Asylpolitik

Libysche Flüchtlinge werden von Mitgliedern der spanischen Hilfsorganisation Open Arms nach einem Bootsunglück gerettet.
Libysche Flüchtlinge werden von Mitgliedern der spanischen Hilfsorganisation Open Arms nach einem Bootsunglück gerettet.

Eine deutliche Mehrheit der Menschen in Deutschland ist gegen eine stärkere Aufnahme von Flüchtlingen. Das ergibt eine Umfrage im Auftrag des evangelischen Wohlfahrtsverbands Diakonie.

Auf die Frage, ob Deutschland angesichts steigender Flüchtlingszahlen weltweit mehr Schutzsuchende aufnehmen sollte, antworteten 28 Prozent der Befragten mit Ja. Dagegen antworteten 62,5 Prozent der Befragten mit Nein, wie aus den am Donnerstag in Berlin vorgestellten Ergebnissen hervorgeht. Die Diakonie macht für das Meinungsklima die Politik mitverantwortlich. Sie fordert, auf die Skepsis einzugehen und zugleich die humanitären Verpflichtungen weiter ernst zu nehmen. Benötigt werde eine Politik des „Sowohl-als-auch“, sagte Diakonie-Präsident Ulrich Lilie.

Ende 2019 waren im Ausländerzentralregister insgesamt rund 1,8 Millionen Schutzsuchende in Deutschland registriert, darunter 497.000 Minderjährige, wie eine aktuelle Studie des Bundesamts für Statistik zeigt. Besonders in den Jahren 2015 und 2016 waren viele Menschen als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen.

Weltweit mehr als 80 Millionen auf der Flucht

Immer mehr Menschen sind laut UN auf der Flucht vor Unterdrückung, Menschenrechtsverletzungen, Gewalt und Krieg. Ihre Anzahl habe 2020 mit fast 82,4 Millionen einen neuen Höchststand erreicht, erklärte das Flüchtlingshilfswerk UNHCR am Freitag in Genf. Zum Jahresende 2019 waren die Vereinten Nationen von rund 79,5 Millionen Männer, Frauen und Kinder auf der Flucht ausgegangen.

Auf die Integrationschancen von Asylsuchenden in Deutschland blicken die Befragten in der Diakonie-Umfrage skeptisch. Auf die Frage, ob die Flüchtlinge, seit 2010 ins Land kamen, gut angekommen seien, antworteten 12,5 Prozent mit Ja, die Mehrheit von knapp 58 Prozent mit Nein. 28 Prozent antworteten mit „teils, teils“, der Rest mit „weiß nicht“. Für die Umfrage befragte das Institut Civey Anfang Juni rund 5000 Menschen. Diakonie-Präsident Ulrich Lilie sagte, dass ihn die Ergebnisse zwar nicht überrascht, aber ernüchtert hätten.

Das Statistische Bundesamt veröffentlichte derweil unabhängig von der Diakonie-Studie neue Zahlen zu den Geburten unter Schutzsuchenden. Deren Anzahl ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Von 2015 bis 2019 kamen demnach jährlich im Durchschnitt 27.200 Kinder hierzulande als Schutzsuchende zur Welt.

x