Russland Der Ex-Agent an der Spitze der Kirche

Fest an Putins Seite: Kyrill I.
Fest an Putins Seite: Kyrill I.

Schon länger gibt es Gerüchte, wonach der heutige Moskauer Patriarch Kyrill während des Kalten Kriegs in Genf als KGB-Agent tätig gewesen sei. Akten im Schweizer Bundesarchiv geben Belege für diese These.

Patriarch Kyrill I. predigt seit fast einem Jahr über Heldentod und Himmelreich. Als Präsident Wladimir Putin am 24. Februar seine „Kriegsspezialoperation“ gegen die Ukraine startete, ließ das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche noch für eine schnelle Wiederherstellung des Friedens beten. Aber danach redete er immer häufiger und eindringlicher davon, ein guter Christ sei auch russischer Patriot.

Der Priestersohn aus St. Petersburg, seit 1969 selbst Geistlicher, seit 2009 Patriarch, kooperierte schon zu Sowjetzeiten mit den Staatsorganen. Wie der Schweizer „Tagesanzeiger“ berichtet, war Wladimir Gundjajew (so sein bürgerlicher Name ) während des Kalten Kriegs in den 70er und 80er Jahren als russischer Agent tätig. Er war damals russisch-orthodoxer Vertreter beim Weltkirchenrat in Genf. Sein KGB-Codenamen Michailow war schon länger bekannt.

Rechtfertigungen für den Feldzug

Laut dem deutschen evangelischen Theologen Gerhard Besier versuchte der KGB, Einfluss auf den Weltkirchenrat zu nehmen. Dieser sollte „auf Kritik an der Einschränkung der Religionsfreiheit in der UdSSR“ verzichten „und stattdessen die USA und deren Verbündete“ kritisieren.

Auch jetzt, im Konflikt mit dem Westen, lässt der 76-jährige Kyrill keinen Zweifel daran, dass er für den Staat arbeitet. „Wir glauben, dass der Herrgott weder die russische Erde noch unseren Staat, den Präsidenten unserer Rechtgläubigkeit oder unsere Kriegerschaft im Stich lässt“, erklärte er Mitte Januar nach einem Gottesdienst. Der Patriarch wiederholt die Rechtfertigungen des Kremls für den Feldzug gegen die Ukraine. Er lässt Panzerkolonnen einsegnen, für die Gesundheit Putins, der selbst KGB-Agent war, beten und für den Sieg. Einen Priester, der in einem Pflichtgebet „Über das heilige Russland“ das Wort „Sieg“ durch „Frieden“ ersetzte, suspendierte er vom Dienst.kna/sns

x