Fall George Floyd Demos von Atlanta bis Zürich

 London: Polizisten und Demonstranten von rechtsextremen Gruppen stehen sich in Whitehall in der Nähe des Parliament Square gege
London: Polizisten und Demonstranten von rechtsextremen Gruppen stehen sich in Whitehall in der Nähe des Parliament Square gegenüber.

Die Demonstrationen nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd reißen nicht ab. In London kommt es ebenso zu Ausschreitungen wie in Paris. Der russische Präsident Putin sagt, er sehe die USA in einer tiefen Krise.

Eine neuerliche Protestwelle gegen Rassismus und Polizeigewalt zeichnet sich in den USA ab, schlägt sich aber auch in anderen Städten rund um den Globus nieder. Grund ist der Fall des 27-jährigen Afroamerikaners Rayshard Brooks, der in der Nacht zum Samstag in Atlanta erschossen wurde.

Laut Polizeiangaben hatte Brooks mit seinem Auto die Zufahrt zu einem Schnellrestaurant behindert und war in seinem Wagen eingeschlafen. Nach einem nicht bestandenen Alkoholtest habe er sich der Festnahme widersetzt und anschließend versucht zu fliehen. Dabei soll er mit einem Elektroschocker, den er den Beamten zuvor entrissen hatte, auf die Polizisten gezielt haben. Daraufhin habe einer der Beamten Brooks niedergeschossen.

In Atlanta kam es in der Folge zu Ausschreitungen; das Schnellrestaurant, vor dem sich der Vorfall ereignet hatte, brannte in der Nacht zu Sonntag nieder. Polizeichefin Erika Shields trat zurück. Ein an dem Einsatz beteiligter Polizist wurde aus dem Dienst entlassen; ein anderer wurde einstweilen in den Innendienst versetzt. Atlanta ist die Hauptstadt des US-Bundesstaates Georgia und Geburtsort des Bürgerrechtlers und Friedensnobelpreisträgers Martin Luther King (1929-1968), der sich dem Kampf gegen Rassismus verschrieben hatte.

100 Festnahmen in London

Auch in anderen Teilen der Welt gingen die Proteste gegen Rassismus weiter. Dabei kam es auch im Zentrum der britischen Hauptstadt London zu Gewalt. Zahlreiche Menschen versammelten sich zu einem Gegenprotest gegen eine Anti-Rassismus-Kundgebung. Tausende Menschen missachteten dabei die wegen der Corona-Pandemie geltenden Beschränkungen rund um den Parliament Square. Offenbar waren Rechtsextreme darunter. Als die Polizei einschritt, gingen einige Demonstranten auf die Beamten los, warfen Flaschen, Dosen und Rauchbomben und skandierten „England“. Mehr als 100 Menschen seien festgenommen worden, teilte die Polizei mit. Sechs Beamte wurden demnach leicht verletzt.

Premierminister Boris Johnson verurteilte die Gewalt und sprach von „rassistischem, rücksichtslosem Vorgehen“, das „keinen Platz auf unseren Straßen“ habe. Die Täter müssten mit der „vollen Kraft des Gesetzes rechnen“.

Gewalt auch in Frankreich

In Frankreich gab es am Samstag in allen größeren Städten Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt. In Paris folgten mehrere tausend Demonstranten einem Aufruf zum Protest gegen den Tod des jungen Schwarzen Adama Traoré im Polizeigewahrsam 2016. Auch in Lyon gingen nach Polizeiangaben rund 2000 Menschen auf die Straße. Sowohl in Paris als auch in Lyon kam es ebenfalls zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizisten.

Proteste gab es am Samstag aber auch in Australien, in Taiwan und der Schweiz. Allein in Zürich beteiligten sich nach Polizeiangaben mehr als 10.000 Menschen an der Demonstration, viele Teilnehmer hielten Schilder mit Aufschriften wie „Auch Rassismus ist eine Pandemie“ in die Höhe.

Russlands Präsident Wladimir Putin meldete im staatlichen Fernsehsender Rossija 1 zu Wort und kommentierte die Proteste in den USA mit den Worten: „Was passiert ist, ist ein Zeichen tiefliegender interner Krisen.“ Russland unterbindet im eigenen Land Straßenproteste rigoros.

Die Gruppe der afrikanischen Staaten in den Vereinten Nationen fordern derweil eine Sonderdebatte über Rassismus im UN-Menschenrechtsrat. Rassistisch motivierte Gewalt und Polizeibrutalität gegen friedliche Demonstranten müssten ab Montag in Genf zur Sprache kommen, heißt es in einem Brief der Afrikanischen Gruppe. Auch Deutschland gehört dem Menschenrechtsrat turnusmäßig an.

Zürich: Menschen demonstrieren gegen Rassismus bei einer Kundgebung der „Black Lives Matter“-Bewegung.
Zürich: Menschen demonstrieren gegen Rassismus bei einer Kundgebung der »Black Lives Matter«-Bewegung.
Atlanta: Ein Mann hält ein Protest-Schild, während im Hintergrund ein Wendy’s-Restaurant brennt.
Atlanta: Ein Mann hält ein Protest-Schild, während im Hintergrund ein Wendy’s-Restaurant brennt.
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