Meinung Das „Weimarer Dreieck“ ist wichtiger denn je
Lange war es still. Viel zu still. Zwischen Berlin und Warschau herrschte Totenstille, nachdem in Polen 2015 die rechtsnationale PiS-Partei die Macht übernahm und Deutschland zum Dämon erklärte. Auch zwischen Berlin und Paris war es zuletzt ruhiger geworden. Zu groß waren die Differenzen zwischen Deutschland und Frankreich in Fragen der gemeinsamen Energieversorgung, der Finanz- und Verteidigungspolitik. Am Montag wurde endlich wieder geredet.
Nach dem Regierungswechsel in Polen und dem Amtsantritt des pro-europäischen Regierungschefs Donald Tusk sind die Spitzenpolitiker aller drei Länder in Berlin und Paris zusammengekommen. Die Treffen standen in der Tradition des „Weimarer Dreiecks“ – jenem freundschaftlichen Format, das 1991 entstand und zunächst das Primärziel hatte, Polens Beitritt zur Nato und EU den Weg zu ebnen.
Bedrohung durch Putin und Trump
Leider wurde der Tonfall schon 2004 wieder rauer, nachdem dieses Ziel erfüllt war. In Berlin nahm man den Nachbarn aus Warschau als zunehmend aufmüpfig wahr. Warschau wiederum fühlte sich von Berlin nicht ernstgenommen. Doch derlei Eitelkeiten können sich die neuen alten Partner heute nicht mehr leisten. Ihre Sicherheit ist doppelt bedroht: Erstens ist es nicht mehr undenkbar, dass Russland nach der Ukraine auch einen Nato-Staat angreift. Zweitens droht in den USA eine zweite Amtszeit von Ex-Präsident Donald Trump, der gerade erst verkündet hat, sich nicht an das Nato-Beistandsversprechen halten zu wollen.
Europa muss auf dieses schlimmstmögliche Szenario vorbereitet sein und endlich Führungsstärke zeigen – aber das geht nur im Schulterschluss. Die Wiedergeburt des „Weimarer Dreiecks“ wäre dafür ein guter Anfang. Denn Deutschland ist das größte und wirtschaftsstärkste Land der EU. Frankreich ist nach dem Austritt Großbritanniens die einzige verbliebene Nuklearmacht. Und Polens Streitkräfte sollen zur stärksten Armee der EU aufgebaut werden.