Politik Cybercops gefordert

Berlin. Rund 83.000 Fälle von Cybercrime hat die Polizei nach Angaben des Bundeskriminalamts 2016 in Deutschland erfasst. Dabei sei ein Schaden von über 51 Millionen Euro entstanden, sagte BKA-Präsident Holger Münch gestern auf einer Fachtagung in Berlin.

„Polizeiliche Statistiken und Lagebilder spiegeln aber nur einen kleinen Teil der Realität wider“, sagte Münch. Auch Sandro Gaycken, Direktor des Digital Society Institute, verwies auf das große Dunkelfeld. Der tatsächliche Schaden sei deshalb schwer zu schätzen. Deutschland sei als Industrieland jedoch mehr als viele andere Länder betroffen. Cyberkriminelle hätten sich professionalisiert und oft eine klassische Entwicklung „von der Garage zum Großkonzern“ durchlaufen, daneben gebe es auch „gute“ Mittelständler, sagte Gaycken. Auch viele klassische Deliktfelder wie der Handel mit Drogen oder Waffen seien längst ins Internet abgewandert, sagte Markus Koths, beim BKA Leiter der Gruppe Cybercrime. Die Kriminalität habe sich zu einem hoch organisierten und arbeitsteiligen Dienstleistungsgewerbe entwickelt. Allein für Privatpersonen sei in Deutschland 2015 nach Schätzungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung DIW ein Schaden von 3,4 Milliarden Euro entstanden. Straftätern böten sich durch die Digitalisierung immer neue Angriffspunkte, erklärte BKA-Chef Münch. Sie operierten innovativ und anpassungsfähig und bedienten sich neuster Technologien. Kriminalität werde digitaler, vernetzter, internationaler. Digitale Kompetenzen seien für die Ermittler deshalb von entscheidender Bedeutung. „Dem müssen wir bei der Fortentwicklung unseres Berufsbildes hin zu einem Cybercop Rechnung tragen.“ Münch plädierte auch für „Streifen im digitalen Raum“, etwa in sozialen Netzwerken. Es gehe dabei auch um eine beschleunigte Anpassungsfähigkeit, um mit den Veränderungen Schritt zu halten. „Wir dürfen den Tätern nicht zu Fuß hinterherlaufen.“ Und die Ermittlungsbehörden müssten der hochvernetzten Cyber-Kriminalität ebenfalls ein leistungsfähiges Netzwerk gegenüberstellen. Als Beispiel erfolgreicher Zusammenarbeit nannte Emily Haber, Staatssekretärin des Innenministeriums, die Aufklärung des jüngsten Angriffs auf Router der Deutschen Telekom, der eine große Anzahl von Nutzern vom Netz abgeschnitten hatte. Keine drei Monate später sei ein britischer Staatsangehöriger als mutmaßlicher Täter verhaftet worden. Das sei ein enormer Erfolg gewesen, sagte Haber. Möglich sei das durch eine gute internationale Kooperation der Behörden und Unternehmen gewesen. „Wir müssen unsere Kräfte bündeln.“ Zugleich müsse auch das Strafgesetzbuch aktualisiert werden. |dpa

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