Porträtiert Aufgestiegen im ZDF bis ganz nach oben: Norbert Himmler

„Ich brenne für diesen Sender“, sagt Norber Himmler.
»Ich brenne für diesen Sender«, sagt Norber Himmler.

Er begann als freier Mitarbeiter für die „heute“-Redaktion. Viele Jahre später steht Norbert Himmler nun künftig als Intendant an der Spitze des ZDF. Seinen schlimmsten Moment beim Sender hatte er wegen Jan Böhmermann.

Vermutlich wird Norbert Himmler eine Angewohnheit beibehalten, wenn er im Frühjahr das Amt des ZDF-Intendanten und damit die mächtigste Position in einem der größten Sender Europas übernimmt. Abends um 20.15 Uhr zappt er zu Hause schnell durch alle Kanäle und beobachtet die Konkurrenz. In der TV-Branche ist das die bedeutendste Sendezeit im Rennen um Zuschauerquoten. Sieht man auf die Jahresbilanz, steht das ZDF gut da: Seit längerer Zeit rangiert der Sender in Mainz mit seinem Hauptprogramm an der Spitze.

Dem 50-Jährigen schoss vor vielen Jahren zum ersten Mal die Frage durch den Kopf, ob er sich vorstellen könnte, jemals Intendant des ZDF zu werden: „Als ich Programmdirektor wurde“, sagte Himmler vor der Intendantenwahl. Das Amt hatte er 2012 übernommen. Der Gedanke lag nahe: Sein Vorgänger Thomas Bellut war denselben Weg gegangen – erst wurde er Programmdirektor, dann Intendant.

Harte Schnitte

Himmler, der in Mainz geboren wurde, verheiratet ist und zwei Kinder hat, ist den Zuschauern aus dem ZDF-Programm nicht direkt bekannt, er moderiert keine Sendungen. Zugleich verantwortet er seit Jahren aber maßgeblich, wie sich das ZDF in den vergangenen Jahren verändert hat. In seine Zeit als Programmdirektor fielen auch Entscheidungen, die harte Schnitte bedeuteten. Mit dem ZDF-Flaggschiff „Wetten, dass ..?“ etwa war – auch wegen sinkender Quoten – Ende 2014 Schluss. Der ZDF-Mann wird in der Branche für seine Arbeit geachtet. Er ist gut vernetzt und will die Partnerschaften mit der Produzentenlandschaft als neuer Intendant weiter stärken, wie er in seiner Rede vor der Wahl deutlich machte. Auch, um den globalen Streamingdiensten etwas entgegenzusetzen.

Der 50-Jährige startete nach einem Studium der Germanistik und Politikwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz sowie Promotion in München Ende der 90er als freischaffender Mitarbeiter in der „heute“-Redaktion des ZDF und volontierte dann bei dem Sender. Nach ersten Stationen wurde er 2002 Programmreferent des ZDF-Chefredakteurs und 2008 Leiter des Programmbereichs „Spielfilm“ im ZDF.

Aufregung durch Schmähgedicht

Mehrmals hatte er Angebote, zu anderen TV-Sendern zu wechseln, wie er erzählte. Diese reizten Himmler schon, letztlich blieb er auch deshalb, weil er die Funktion des öffentlich-rechtlichen Rundfunks für die Gesellschaft und die Demokratie wichtig finde. „Ich brenne für dieses Haus“, sagte er am Freitag in seiner Rede vor der Wahl.

Sein schlimmster Moment im bisherigen Berufsleben hängt mit Jan Böhmermann zusammen, der zunächst beim Spartensender ZDFneo eine Satiresendung hatte und seit einigen Monaten auch mit der Satire-Show „ZDF Magazin Royale“ im Freitagabend-Programm zu sehen ist. 2016 verlas Böhmermann ein Schmähgedicht über den türkischen Präsidenten Tayyip Erdogan, was eine Riesenwelle in der Politik auslöste. Das ZDF entschied sich für die nachträgliche Streichung dieses Beitrags, die geplante Wiederholung auf dem Hauptsender wurde herausgekürzt. Auch in der Mediathek war er dann nicht mehr abrufbar.

„Für einen Sender ist es das Schlimmste, Programm nachträglich zu streichen“, sagte Himmler. Als er diese Entscheidung zu dem Böhmermann-Beitrag getroffen habe, sei er im Urlaub und gerade dabei gewesen, ein Fahrrad zu kaufen. Der Anruf aus Mainz kam, als sein Sohn gerade Proberunden mit dem Rad in einer Halle drehte. Himmler beschreibt diese Szenerie als „skurril“. Rückblickend sagte er über die Entscheidung: „Sie war nicht einfach, aber richtig.“

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