Flemlingen/Dernbach Neuscharfeneck: Wie eine Burg im Pfälzerwald ans Stromnetz angeschlossen wird
Seit vier Jahren ist die Burg Neuscharfeneck für die Öffentlichkeit gesperrt. Die alten Mauern stellen mittlerweile ein Sicherheitsrisiko dar. Immer wieder knallen Steine herunter. Erst nach einer umfangreichen Sicherung des Mauerwerks werden Besucher die Burgruine im Pfälzerwald oberhalb von Dernbach wieder betreten dürfen. Die Arbeiten sollen, wenn alles nach Plan läuft, im nächsten Frühjahr beginnen. Die 1,64 Millionen Euro Kosten dafür können sich die Ortsgemeinde Flemlingen, der die Burg gehört, und der Scharfeneckverein nur leisten, weil Bund und Land einen 90-prozentigen Zuschuss geben.
Damit die umfangreiche Waldbaustelle auch zuverlässig mit Strom versorgt werden kann, hatte sich der Gemeinderat dazu entschlossen, die Burg ans Stromnetz anzuschließen. Dafür wird eine Stromleitung vom Trafokasten der Landauer Hütte zur Neuscharfeneck verlegt. Die Pfalzwerke und der Pfälzerwald-Verein Landau konnten für die Idee mit ins Boot geholt werden. Die feste Energieversorgung soll der Burg auch später mehr Möglichkeiten bieten. „Denken Sie an Burgfeste oder andere Veranstaltungen, die mit Strom wesentlich bereichert werden können“, sagt Vereinsvorsitzender Volker Lahr.
700 Meter Kabel von Hütte zur Burg
Arbeiter hatten dafür im November 700 Meter Kabel unter der Erde verlegt. „Das Kabel wurde an der Hangseite Richtung Süden in 80 Zentimeter Tiefe so weit an den Rand gelegt, dass der Weg zur Burg nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde“, berichtet Lahr. Gerade liefen noch die Aufbauarbeiten eines Trafokastens vor der Burg. Danach werde das Kabel auf beiden Seiten der Schildmauer installiert. Zudem müsse noch separat ein Kabel ins Innere der Burg verlegt werden. 96.000 Euro sind für das Projekt veranschlagt.
Im Vorfeld mussten allerdings einige Bäume weichen, die ein Sicherheitsrisiko dargestellt hätten, so der Vereinsvorsitzende. Dazu zählen auch die zwei mächtigen Bäume vor der Schildmauer. „Die Bäume litten unter beträchtlichem Wassermangel, da sie direkt auf dem Felsplateau standen, was an den dürren Astspitzen erkennbar war“, erklärt Lahr. Zudem hätten die Äste in Richtung Schildmauer entfernt werden müssen, um das Mauerwerk zu reinigen, die digitale Bauaufnahme und letztlich den Gerüstbau zu ermöglichen. Das hätte die Standsicherheit der Bäume erheblich beeinträchtigt, was auch für Wanderer hätte gefährlich werden können.
Mauern werden von Bewuchs befreit
In den nächsten beiden Monaten werde eine Firma teils in Klettertechnik die gesamte Ruine von Bewuchs befreien, berichtet Lahr. Dies sei notwendig, um ein genaues Ergebnis bei der digitalen Bauaufnahme zu erhalten. Zudem sei dies die Vorbereitung für die neue Verfugung des Mauerwerks. Dafür werde ein Mörtel verwendet, der nahe an den originalen Mörtel herankomme. Wenn diese Arbeiten abgeschlossen sind, werde der Scharfeneckverein im Januar oder Februar in einem Arbeitseinsatz den angefallenen Grünschnitt beseitigen, mähen, das Bodenterroir mulchen und das Gehölze zurückschneiden.
Noch vor Ostern sollen die Gerüste an den ersten Bauabschnitten gestellt werden, damit die Sicherungsarbeiten beginnen können. Die Adrienne-und-Otmar-Hornbach-Stiftung hatte bereits einen hohen fünfstelligen Betrag gespendet, damit der Verein seinen Anteil an den Sicherungskosten aufbringen konnte. Nun habe die Stiftung den Verein erneut mit einer fünfstelligen Summe unterstützt. Damit und dank zahlreicher weiterer Spender habe der Verein seinen Anteil für das Stromkabel stemmen können.