Pfalz Samurai-Wespe könnte Baumwanzen-Plage stoppen

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Ein Weibchen der parasitoiden Wespenart trissolcus mitsukurii.

Stinkwanzen sind im warmen Herbst besonders lästig. Sie versuchen, in Häuser zu gelangen, um dort einen kuscheligen Platz zum Überwintern zu kriegen. Es gibt kaum etwas, das gegen die aus Asien eingeschleppten Baumwanzen hilft. Ein anderes Insekt könnte die Wanzen aber stoppen.

Der warme, trockene Sommer ist für das ein oder andere Krabbeltier ideal gewesen, um sich im Süden Deutschlands zu verbreiten. Die Baum- und Gartenwanzen, die aktuell an allen Hauswänden sitzen und an den Fensterscheiben um Einlass beten, sind nicht die einzigen. Auch die aus den südlichen Schweizer Alpen nach Baden-Württemberg eingewanderte Bernstein-Waldschabe ist vielerorts zu sehen. Zuletzt auch die Kräuseljagdspinne. Doch die Baum- und Gartenwanzen haben in diesem Herbst die meiste Aufmerksamkeit verursacht. In Neustadt hatten Anwohner einer Straße mit Schaufeln und Besen den Kampf gegen die Insekten aufgenommen. Ganze Hauswände seien zeitweise schwarz gewesen. Das Wetter sei für Gartenwanzen ideal gewesen, um sich zu vermehren, sagt Rainer Wahl vom Dienstleitungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinland-Pfalz. An den warmen Oktobertagen sammeln sie sich oft an von der Sonne aufgewärmten Hauswänden - bevorzugt mit Ausblick Richtung Süden. "Die Wanzen verlängern den Sommer, dann ziehen sie sich zurück und versuchen, zu überwintern", sagt Wahl.

Wanzen werden mehr

Die in Deutschland als Lästlinge bezeichneten Baum- und Gartenwanzen stoßen bei Berührung ein Abwehrsekret ab, das übel riecht. „Sie machen aber keinen Schaden und sind auch keine Vorratsschädlinge", sagt Wahl. Wer sein Zimmer bei Dunkelheit lüftet oder ein Insektengitter an das Fenster anbringt, sollte verhindern können, dass die Baumwanzen hinein gelangen. Gelangen sie doch ins Haus, empfiehlt es sich, sie mit einem Glas einzufangen und wieder hinaus zu bringen. Werden die Sommer auch in den kommenden Jahren so, was aufgrund das Klimawandels nicht unwahrscheinlich ist, dann müssen sich die Menschen an die alljährlichen Wanzen-Invasionen gewöhnen. „Durch die Globalisierung und Erderwärmung kommen immer mehr Wanzenarten, die hier einwandern", sagt Wahl. „Die Lindenwanze ist eine typische Art, die erst eingewandert ist."

US-Forscher hoffen auf Baumwanzen-Feind

Die Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys) gilt hierzulande unter Experten zwar als "Lästling" und nicht als Schädling, in den USA sehen Forscher das allerdings anders. Dort wird seit Jahren untersucht, wie der Baumwanze das Handwerk gelegt werden kann. Das US-amerikanische "Science"-Magazin berichtet in einem aktuellen Artikel, das jene Wanzen auf Apfel-Plantagen im Jahr 2010 etwa 37 Millionen US-Dollar Schaden hinterlassen haben. Demnach machen sie sich in den USA über Obstbäume, Mais, Soja, Tomaten und Getreidearten her. In Nordamerika haben die Stinker keinen natürlichen Fressfeind. Daher kam dort die Idee auf, einen zu importieren: Trissolcus japonicus. Es handelt sich um eine parasitoide Wespenart, die  in Nordamerika umgangssprachlich Samurai-Wespe genannt wird. Die Samurai-Wespe ist winzig und sticht nicht. Für Menschen ist sie ungefährlich.

Irgendwie in die USA gekommen

Noch bevor US-Forscher entschieden haben, ob es für die heimische Tierwelt in Ordnung ist, die Wespen einfach frei zu lassen und auf die Baumwanzen anzusetzen, wurde sie plötzlich in freier Wildbahn entdeckt. Ohne zutun der Wissenschaftler hat es die Samurai-Wespe auch nach Nordamerika geschafft. Auch wenn das zunächst eine gute Meldung im Kampf gegen die Baumwanzen ist, muss noch untersucht werden, inwiefern sich die Samurai-Wespen verhalten, wenn sie in größerer Anzahl auf Baumwanzen losgelassen werden. Schließlich handelt es sich um eine parasitoide Art, die auch Eier anderer Insektenarten befallen könnte. Erste Tests an Pfirsichen mit der Samurai-Wespe seien allerdings vielversprechend gewesen. |hest

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Ein Wanze auf einem Glas in der Ludwigshafener Innenstadt.
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Freiburg: Eine Bernstein-Waldschabe (Ectobius vittiventris) sitzt auf einer gelben Blume.
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