Pfalz Starkregen: Schutz vor Unwetter, Hochwasser und Überschwemmung

Starkregen kann Kanalisationen überfordern, sodass es auch ohne nahes Gewässer zu Hochwasser kommen kann.
Starkregen kann Kanalisationen überfordern, sodass es auch ohne nahes Gewässer zu Hochwasser kommen kann.

Durch Unwetter mit Starkregen kann es auch ohne nahes Gewässer zu Hochwasser und Überschwemmungen kommen. Welche Gebiete in der Pfalz gefährdet sind und wie Sie sich vorbereiten können:

Was ist Starkregen?

Man spricht von Starkregen, wenn viel Niederschlag in kurzer Zeit auf kleinem Raum fällt. Die Definition sei aber nicht einheitlich und hänge von Zeitraum und Intensität ab, sagt Wolfgang Lähne, Mitarbeiter von Klima-Palatina.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) definiert Starkregen in drei Stufen:

  • Starkregen = Eine „Markante Wetterwarnung“ liegt vor, wenn 15 bis 25 Liter Regen innerhalb einer Stunde auf einen Quadratmeter fallen oder bei 20 bis 35 Liter Regenmenge auf einem Quadratmeter innerhalb von sechs Stunden.
  • Heftiger Starkregen = Eine „Unwetterwarnung“ wird ausgegeben, wenn in einer Stunde 25 bis 40 Liter Wasser auf einen Quadratmeter regnen oder wenn 35 bis 60 Liter Niederschlag auf einen Quadratmeter innerhalb von sechs Stunden fallen.
  • Extrem heftiger Starkregen: Vor „Extremen Unwettern“ warnt der DWD bei einer Niederschlagsmenge von über 40 Litern auf einem Quadratmeter innerhalb einer Stunde oder bei Regenmengen ab 60 Liter pro Quadratmeter innerhalb von sechs Stunden

Eine Karte des DWD mit aktuellen Warnungen vor extremen Wettersituationen für Rheinland-Pfalz finden Sie hier.

Klimawandel: Unwettergefahr steigt

Aktuelle Prognosen sagen laut dem pfälzer Meteorologen Wolfgang Lähne, dass Niederschläge im Winter zunehmen und im Sommer abnehmen werden. Obwohl mit trockeneren Sommern zu rechnen sei, steige die Gefahr für Starkregen. Ein Grund: Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Erwärmt sich die Atmosphäre, kann sich mehr kondensiertes Wasser sammeln, dass dann schlagartig abregnen könne. Ein steigender Trend für Starkregen lasse sich laut Lähne zwar noch nicht erkennen. Experten gingen aber davon aus, dass extremer Starkregen häufiger vorkommen werde.

Überschwemmung nach Starkregen: in Römerberg ein wiederkehrendes Problem.
Überschwemmung nach Starkregen: in Römerberg ein wiederkehrendes Problem.

Wie gefährlich ist Starkregen?

Niederschlagsradare, die viel Fläche überblicken, kommen laut Lähne erst in den vergangenen zwanzig Jahren zum Einsatz. Davor habe es nur Daten örtlicher Messstationen gegeben. Punktuell auftretender Starkregen könnte somit nicht immer erfasst worden sein. „Es kann sein, dass die Gefahr deswegen unterschätzt wurde“, sagt Lähne. Gefährlich sei, dass Unwetter mit hohem Niederschlag kaum vorhergesagt werden könne. Das Unwetter über Römerberg, eines der letzten großen Starkregenereignisse in der Pfalz, habe sich erst eine Viertelstunde vorher gebildet, sagt er. Durch den vielen Regen können nicht nur Flüsse über Ufer treten, sondern auch Kanalisationen überlastet werden. So kann es ohne nahes Gewässer zu Überschwemmungen, Hochwasser und Sturzfluten kommen.

Diese Pfälzer Städte sind besonders gefährdet

„Starkregen kann überall auftreten“, sagt Lähne. In der Pfalz ließe sich in den vergangenen Jahrzehnten kaum eine Region finden, die nicht betroffen war. In Städten mit hoher Bodenversiegelung kann Wasser kaum im Boden versickern und droht, Straßen zu überschwemmen und in Keller einzudringen. Zu den stark versiegelten Städten zählen einer Studie des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zufolge Ludwigshafen, Speyer, Kaiserslautern und Neustadt. In Orten wie Römerberg, die an einem Hang liegen, kann der starke Regen zusätzlich Schlamm und Geröll durch die Straßen spülen.

Eine Übersicht über gefährdete Gebiete in Rheinland-Pfalz vom Umwelt- und Klimaministerium finden Sie hier:

Hochwasserschutz: Wer ist verantwortlich?

Dem rheinland-pfälzischen Klima- und Umweltministerium zufolge regelt das entsprechende Gesetz, dass „jede Person zunächst selbst zuständig ist, das ihr oder ihm Mögliche zur Vorsorge und zum Schutz zu ergreifen“, sagt Pressesprecher Dietmar Brück. Das heißt, vor allem die betroffenen Bürger stehen in der Verantwortung. Für Vorsorgekonzepte gegen Hochwasser- und Starkregen seien die Kommunen verantwortlich, dabei werden sie vom Land unterstützt.

In Neustadt stand das Wasser nach Starkregen schon bis zu 30 Zentimeter hoch.
In Neustadt stand das Wasser nach Starkregen schon bis zu 30 Zentimeter hoch.

Wie kann ich mich vor Unwettern schützen?

Konkrete Tipps gibt es auf der Website des Bundesamts für Katastrophenschutz. Dort wird etwa geraten, schon beim Hausbau in gefährdeten Lagen zu beachten, dass der Eingang 15 bis 20 Zentimeter erhöht liegt. Abwasserkanäle im Haus sollten regelmäßig kontrolliert werden, ob sie noch frei sind. Und Betroffene sollten Sperrholzplatten und Silikon zum Abdichten sowie Sandsäcke im Haus haben.

Richtiges Verhalten bei Starkregen und Unwetter

Jens Thiele vom Landesfeuerwehrverband rät, sich in erhöhte Gebiete oder in die obersten Stockwerke zu begeben. Wenn möglich, sollte der Strom an der Hauptsicherung abgestellt werden. Allerdings warnt er davor, Keller oder Tiefgaragen zu betreten. „Dringt dort Wasser ein, steht der Keller innerhalb von Sekunden unter Wasser und man ertrinkt“, sagt Thiele. Ufer könnten unterspült werden und einbrechen, sie sollten also genauso gemieden werden, wie überflutete Straßen. Ebenfalls gefährlich sei fließendes Wasser: „Überflutungen infolge von Starkregen haben oft hohe Strömungsgeschwindigkeiten. Selbst bei einem Wasserstand von 30 Zentimeter kann man sich bei starker Strömung nicht mehr halten und wird abgetrieben“, warnt Thiele.

Nach dem Unwetter müssen Straßen und Keller von Schlamm befreit werden.
Nach dem Unwetter müssen Straßen und Keller von Schlamm befreit werden.
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