Politik Kommentar zur ersten Mondlandung: Utopie wird Wirklichkeit

Buzz Aldrin am 20. Juli 1969 auf dem Mond.  Foto: Neil Armstrong/Nasa/dpa
Buzz Aldrin am 20. Juli 1969 auf dem Mond.

Es war eine Epoche, in der noch geträumt wurde, in der (fast) alles machbar schien. Der Glaube an die Segnungen des technologischen Fortschritts war in den 60er Jahren fast ungebrochen. Mit einer aus heutiger Sicht reichlich naiv anmutenden Zuversicht wurden Atomkraftwerke als „saubere“ Lösung unserer Energieprobleme, wurden immer mehr Straßen und Autobahnen als probate Antwort auf den Wunsch nach unbeschränkter Mobilität gepriesen. Auch gesellschaftspolitisch war es eine Zeit des Aufbruchs. Während in vielen westlichen Ländern die später so genannten 68er für eine Gesellschaft ohne Autoritäten und Zwänge und eine freiere (Sexual-)Moral auf die Straße gingen, setzten die Protagonisten des „Prager Frühlings“ in der Tschechoslowakei auf eine reformierte, freiheitliche Spielart des Kommunismus.

Die Motive für das Apollo-Programm waren höchst irdisch

Viele der damals gedachten und in Teilen praktizierten Utopien lösten sich alsbald in Luft auf oder offenbarten rasch ihre Schattenseiten. Ein Traum aber wurde Wirklichkeit. Als am 20. Juli 1969 Neil Armstrong den Fuß auf die Oberfläche des Mondes setzte, war das mehr als das Resultat einer grandiosen Leistung von Technikern und Wissenschaftlern; und das mit einer aus heutiger Sicht geradezu vorsintflutlich anmutenden Technologie. Der Mensch schien tatsächlich fähig zu sein, die Grenzen von Raum und Zeit zu überwinden. Dabei waren die Motive für das Apollo-Programm höchst profan und irdisch: Als John F. Kennedy 1961 die Losung ausgab, die USA sollten innerhalb eines Jahrzehnts einen Mann zum Mond schicken, ging es vor allem darum, im Wettstreit der Supermächte mit der Sowjetunion um die Vorherrschaft im Weltraum wieder in die Offensive zu kommen. Der Erdtrabant wurde so unversehens zu einem Schauplatz des Kalten Krieges. Das wiederum ändert nichts daran, dass mit der Mondlandung ein Menschheitstraum wahr wurde, dass eine Utopie, die Schriftsteller und Gelehrte seit Jahrhunderten begeisterte, Wirklichkeit wurde.

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