Politik Der fromme Wunsch der Annegret Kramp-Karrenbauer

Hat Annegret Kramp-Karrenbauer einen Strich durch die Rechnung gemacht: Norbert Röttgen.
Hat Annegret Kramp-Karrenbauer einen Strich durch die Rechnung gemacht: Norbert Röttgen.

Teamlösung? Einvernehmliche Lösung? Das hatte sich CDU für die Lösung der Personalfrage an der Spitze gewünscht. Aber sie hat die Rechnung ohne die Kandidaten gemacht.

Annegret Kramp-Karrenbauer (AKK), die Noch-Vorsitzende der CDU, soll es bis zuletzt versucht haben. Am 10. Februar hatte sie angekündigt, bei der Bestimmung eines neuen Vorsitzenden „von vorne“ führen zu wollen. Auf dem regulären Parteitag im Dezember in Stuttgart sollte die neue Spitze dann gewählt werden. Das klang entschieden.

Doch die Gültigkeit der AKK-Ankündigungen bemisst sich inzwischen nur noch in wenigen Wochen oder in Tagen. Es wurde schnell klar: Viele Parteigänger wünschen eine schnelle Lösung – und eine einvernehmliche Teamlösung dazu. Also schaltete AKK um und dachte fortan über einen schnell einzuberufenden Sonderparteitag nach. „Damit bleibt uns eine Hängepartie erspart und wir gehen nicht den Weg der SPD“, findet der CDU-Spitzenkandidat für die rheinland-pfälzische Landtagswahl 2021, Christian Baldauf (Frankenthal).

Wenn sich die vier Bewerber nur einigen würden ...

Dem Vernehmen nach versuchte AKK die möglichen Bewerber um den CDU-Bundesvorsitz, Jens Spahn, Friedrich Merz, Norbert Röttgen und Armin Laschet, noch am Wochenende von den Vorzügen einer Teamlösung zu überzeugen. Es wurde zwar öffentlich nicht recht klar, was die Teamlösung bringen sollte. Der Gedanke war wohl: Wenn sich die vier Bewerber nur irgendwie einigen würden, wer letztlich den Finger streckt, werde es keine quälenden Personaldiskussionen geben.

Ein frommer Wunsch. Denn bei Lichte betrachtet war die Teamlösung schon eine gute Woche später Makulatur. Der frühere Bundesumweltminister Norbert Röttgen machte AKK einen Strich durch die Rechnung, preschte am 18. Februar vor und meldete seine Kandidatur öffentlich an. So seufzte der Bad Dürkheimer CDU-Bundestagsabgeordnete Johannes Steiniger am Montag denn auch: „Es wäre zu wünschen gewesen, dass es eine einvernehmliche Lösung für die Nachfolge von Annegret Kramp-Karrenbauer gegeben hätte.“

„Wäre zu wünschen gewesen “... denn die vier Bewerber konnten sich offenbar nicht verständigen. Also wird es wahrscheinlich zu Kampfkandidaturen auf dem Sonderparteitag kommen.

Hamburger Erinnerungen

Eine Entwicklung, die die CDU-Spitze unbedingt vermeiden wollte. Vielen ist noch frisch in Erinnerung, dass das Ergebnis bei der Stichwahl Annegret Kramp-Karrenbauers (gegen Friedrich Merz) auf dem Hamburger Parteitag 2018 knapp war: 51,75:48,25 Prozent. Die Wahl hat die Partei nicht beruhigt.

Kampfkandidaturen findet der Ludwigshafener CDU-Bundestagsabgeordnete Torbjörn Kartes übrigens keineswegs schlimm. Im Gegenteil. Er sagt: „Es ist gut, dass dieser Wettstreit offen ausgetragen wird. Wichtig ist vor allem, dass wir aus den vergangenen anderthalb Jahren lernen: Hinter dem neuen CDU-Vorsitzenden müssen sich diesmal alle versammeln. Wir brauchen eine klare Führung und einen starken Rückhalt der Partei.“ Gewinnen werde, wer die Delegierten mit seinem Profil und seinen politischen Ideen überzeuge. Und Baldauf meint: „Wichtig ist, dass wir dann auch schnellstmöglich mit der oder dem neuen Vorsitzenden die Sacharbeit fortsetzen.“

x