Rhein-Pfalz Kreis Pläne für eine bessere Zukunft

Mobilität im Alter erhalten, ein senioren- und behindertengerechtes Lebensumfeld schaffen und ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen – das sind die Eckpunkte einer Zukunftswerkstatt, zu der die SPD-Landtagsfraktion am Freitagabend ins Heßheimer Bürgerhaus eingeladen hatte. Rund zehn Frauen und 20 Männer waren gekommen.

Landesweit sollen über hundert dieser Zukunftsforen stattfinden, ein Dialog „von unten nach oben“ entstehen, sagte der gastgebende Landtagsabgeordnete Martin Haller (SPD). Gefragt seien die Ideen der Bürger, die gesammelten Anregungen sollen ins SPD-Wahlprogramm aufgenommen oder in Gesetze gegossen werden, erklärte Haller. Der SPD-Mann bezeichnete die Vorderpfalz als „gesegnete Region“ mit großen Städten, kurzen Wegen zum Arzt oder zum Einkauf. In ihrem „800-Seelen-Heimatdorf“ sei der demografische Wandel hingegen schon jetzt spür- und erlebbar, wie die neue Landessozialministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler erklärte. Sie ist Mutter zweier Kinder und hat zwölf Jahre Politik-Erfahrung im Bundestag. Insbesondere in den vergangenen vier Jahren habe sie sich in einer SPD-Arbeitsgruppe dem Thema demografischer Wandel gewidmet. Die Ideenfindung fand in drei Gruppen statt, nach 15 Minuten wechselten die Gruppen, sodass sich alle zu den einzelnen Themen einbringen konnten. Moderatorin Maren Ranzau, eine Mitarbeiterin Hallers, widmete sich der Frage der hausärztlichen Versorgung und Pflege, Ivan Pavic vom Frankenthaler Seniorenheim Pro Seniore den Einkaufsmöglichkeiten, Barrierefreiheit und Freizeitmöglichkeiten für Senioren, Dagmar Rademacher von der Arbeiterwohlfahrt Frankenthal den Wohnformen. Die Mitarbeit war rege, die Ministerin schnupperte in die Gruppen hinein. Im demografischen Wandel sah sie kein Horrorszenarium, sondern Chancen. Zudem, betonte sie, deckten sich viele Probleme der Senioren mit denen von Familien mit Kindern. Keineswegs realitätsfremd waren die Ideen. Zum Thema Ärztemangel regten die Teilnehmer an, ein gebührenfreies Studium mit einer fünfjährigen Verpflichtung zum ersten Arbeitsplatz im Studienland zu verbinden. „Ohne Druck geht es nicht“, hieß es. Dass behindertengerechte Busse eine Seltenheit seien, noch weniger erhöhte Randsteine ein ebenerdiges Aussteigen erlaubten, wurde als Manko festgestellt. So lange wie möglich in den eigenen vier Wänden bleiben – das wünschten sich alle. Dennoch war mehr Information über alternative Wohnformen gefragt. Barrierefreies Bauen sollte zudem nach Ansicht der Teilnehmer bei Neubauten selbstverständlich, und dort, wo öffentliche Gelder fließen, sogar Pflicht sein. Dass derzeit barrierefreier Wohnraum „aus dem Boden gestampft“ werde, sei ein profitträchtiges Geschäft. Alter, Krankheit, Tod sollten nicht mehr tabu sein, förderungswürdig nannten die Teilnehmer ehrenamtliche Hilfe für pflegebedürftige oder einsame Menschen. Doch, warf der Beindersheimer Herbert Hügenell ein, alle Diskussionen und Pläne nützten nichts, wenn diese nicht generationenübergreifend in den Köpfen seien und vor Ort umgesetzt würden. (cei)

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