Rhein-Pfalz Kreis Neubau oder Umbau?

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Neuhofen. Die vier Kitas im Dorf platzen aus allen Nähten und können keine zusätzlichen Kinder mehr aufnehmen. Eine schnelle Lösung zur Aufstockung der Plätze ist dringend geboten. Darüber entwickelte sich am Dienstagabend eine lebhafte Diskussion in der Sitzung des Ortsgemeinderats. Eine Entscheidung wurde nicht getroffen.

Die letzte Erweiterung der Kita „Im Pavillon“ ist gerade mal zwei Jahre her. Dennoch werden mittelfristig 60 zusätzliche Plätze gebraucht. Wie dringend, das erläuterte Referatsleiter Klaus Krieger von der Kreisverwaltung. Aktuell könnten 183 Drei- bis Sechsjährige untergebracht werden, was einen Fehlbedarf von 32 Plätzen bedeute. Bei den neun vorhandenen Plätzen für Einjährige gebe es derzeit einen Bedarf von 18. Für die heute Zweijährigen errechnete die Kreisbehörde einen leichten Überhang von vier Plätzen. Ein Blick auf die Statistik zeigt, dass sich die Situation in den kommenden drei Jahren voraussichtlich verschärfen wird. Bis 2019 werden 60 fehlende Plätze prognostiziert. „Wir haben im ganzen Kreis die Erfahrung gemacht, dass die Metropolregion Rhein-Neckar ein beliebtes Zuzugsgebiet ist. Der Bedarf ist überall gestiegen“, sagte Krieger. Hinzu komme, dass immer häufiger Einjährige angemeldet würden. Diese müssen in kleineren Gruppen von höchstens 15 Kindern betreut werden. Addiert man die Bedarfszahlen, müssten in Neuhofen drei neue Gruppen eingerichtet werden, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Kriegers Berechnungen zufolge wird sich dies nach 2019 entspannen. Darauf hat die Ortsgemeindeverwaltung reagiert und eine Grundsatzentscheidung getroffen: Die kommunale Kita „Im Pavillon“ soll so schnell wie möglich erweitert und von drei auf sechs Gruppen verdoppelt werden. Für den An- und Umbau werden Räume der angrenzenden Rehbachschule genutzt. Für das 1,25 Millionen Euro teure Vorhaben sollte der Rat nun seine Zustimmung geben, was jedoch nicht geschehen ist. Stattdessen beantragten FDP und CDU, die Entscheidung zu vertagen. Die beiden Fraktionen wollen Alternativen prüfen und mit dem Elternausschuss ins Gespräch kommen. Sie bemängeln vor allem Informations- und Kommunikationsdefizite. „Es gab keine Transparenz und die Alternativen wurden unvollständig dargestellt“, kritisierte Ralf Marohn (FDP) und stellte sich damit auf die Seite der Elternvertreter. Diese waren in der Sitzung zahlreich vertreten und versuchten, ihr Anliegen mit auf Zetteln geschriebenen Andeutungen darzustellen. Die Eltern lehnen den erneuten Umbau im Pavillon ab und fordern die Errichtung einer neuen Kita im Baugebiet Birkenhorst-Kupfernagel (wir berichteten). Marohn sagte in der Sitzung am Dienstag, dass er nicht verstehe, warum das teuerste Projekt im kommenden Haushalt in den Gremien nicht hinreichend diskutiert wurde. Jetzt müsse der Rat unter Zeitdruck entscheiden, weil über die Vor- und Nachteile von Alternativen nicht gesprochen worden sei. Auch André Schlosser (CDU) war irritiert. Ihn überzeugten die Planungen nicht. Vor allem stört ihn, dass der Rat erstmals vor sechs Wochen über diese Problematik informiert wurde. „Die Unterdeckung ist seit zwei Jahren bekannt und offenbar gab es dafür Lösungen. Wir sollten deshalb über Alternativen sprechen“, sagte er und stellte die Frage, ob momentan tatsächlich drei neue Kita-Gruppen notwendig sind. Ein weiteres Argument von FDP und CDU war die Verlagerung der Unterdeckung. „Wenn wir das Problem in der Kita auf die geplante Weise lösen, schaffen wir ein neues in der Grundschule, wo später die Räume fehlen“, mahnte Schlosser. Wegen des Zeitdrucks bevorzugte die SPD-Fraktion die von der Verwaltung vorgeschlagene Anbau-Variante. Die könne in einem Jahr fertiggestellt sein. Ein Neubau mit Genehmigungsverfahren wäre frühestens in zwei Jahren bezugsfertig. Wolfgang Kraus (SPD) sah dennoch einen konzeptionellen Mangel: „Die Unterdeckung ist nicht in Jahrzehnten entstanden. Sie kam durch die schnelle Bebauung im Gebiet Birkenhorst-Kupfernagel.“ Davor habe die SPD seinerzeit gewarnt. Bürgermeister Gerhard Frey (parteilos) entgegnete, der Zuwachs im Neubaugebiet sei in dieser Größenordnung nicht absehbar gewesen sei. Den Neubau einer Kita lehnt er indes ab. Das sei teurer und bedeute eine zeitliche Verzögerung. Außerdem sei die Verkehrssituation an dem in Frage kommenden Grundstück an der Carl-Reiss-Straße unsicherer. Dass noch Gesprächsbedarf besteht, bestätigten die Fraktionen mit dem Abstimmungsergebnis zum Antrag. Bei einer Gegenstimme sprachen sie sich dafür aus, Kosten und Alternativen auf den Prüfstand zu stellen und nochmals Gespräche mit den Elternvertretern anzubieten.

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