Pfalz So lief der Warntag in der Pfalz

Ab 11 Uhr empfingen viele Handynutzer deutschlandweit die Probemeldung zum Warntag.
Ab 11 Uhr empfingen viele Handynutzer deutschlandweit die Probemeldung zum Warntag.

Überpünktlich um 10.59 Uhr wurde der Probealarm zum bundesweiten Warntag vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) auf den Smartphones ausgelöst. Kurz danach waren an vielen Orten in Deutschland Sirenen und Alarmsignale zu hören. In der Ludwigshafener Innenstadt heulten gleich mehrere Systeme gut hörbar auf. Auch über die Warn-Apps Nina oder Katwarn wurde Alarm ausgelöst und um 11.45 Uhr auch wieder Entwarnung gegeben. Der erste Test des neuen Katastrophen-Warnsystems Cell Broadcast ist aus Sicht von Vodafone ein voller Erfolg gewesen.

Durchwachsene Bilanz in Kaiserslautern

Eine sehr durchwachsene Bilanz nach dem Probealarm zieht auf RHEINPFALZ-Anfrage der Katastrophenschutz des Landkreises Kaiserslautern. Bei einigen Personen habe die Alarmierung auf Anhieb funktioniert, bei einigen hingegen nur teilweise. Beispielsweise schlugen etliche Smartphones erst verspätet Alarm, andere auch gar nicht. „Auch Cell Broadcast ist bei uns nicht angesprungen“, so die Kreisverwaltung. Fazit des Katastrophenschutzes: „Es ist mehr als richtig, zukünftig auf ein flächendeckendes Sirenenwarnnetz zu setzen, um bei zeitkritischen Ereignissen eine flächendeckende Warnung der ganzen Bevölkerung sicherzustellen.“ Die digitale Technik sei bei solchen Massenalarmen „anscheinend etwas überfordert“. „Die App-Lösungen erfüllen ihren Zweck eher als Ergänzung der Alarmierung oder zur Verbreitung von Warnungen, die nicht so zeitkritisch sind“, so die Lauterer Kreisverwaltung.

Weitere Sirenen in Speyer geplant

Die Feuerwehr und der Katastrophenschutz der Stadt Speyer haben für ihren Einflussbereich ein positives Fazit des bundesweiten Warntags gezogen. Ab 9 Uhr testeten die Behörden laut Brand- und Katastrophenschutzinspekteur Peter Eymann sämtliche Durchsageeinrichtungen der Einsatzfahrzeuge. „Alle funktionierten tadellos“, so Eymann. Um 11 Uhr löste die ständig besetzte Einsatzzentrale der Feuerwehr sämtliche 31 städtischen Sirenen aus. Auch hier gab es laut Eymann keine Ausfälle. Dieselbe positive Bilanz zog er für die mobilen elektronischen Lautsprecheranlagen (Mobela), die auf jedes Fahrzeug angebracht und über den Zigarettenanzünder betrieben werden können. Die vom Bund versandten Warnmeldungen über Cell Broadcast und die Warn-Apps Katwarn und Nina seien bei den städtischen Empfängern wie vorgesehen eingegangen. „Die Menschen in Gefahrensituationen sicher erreichen und warnen zu können, ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Gefahrenabwehr. Unser Ziel war es, dass jeder Mensch auf mindestens einem Weg eine Warnung erhält, und das scheint mir gelungen zu sein“, so Eymann. Er kündigte für die kommenden Jahren die Installation weiterer Sirenen in Speyer an.

Zu laute Alarmtöne in Frankenthal

Das Fazit der Stadt Frankenthal zum Warntag: Die Sirenen haben ausgelöst. Zwei Bürger – einer aus Studernheim, einer aus der Innenstadt – hätten nichts gehört. Andere hätten die Sirenen als zu laut empfunden. Ein Problem, das Pressesprecherin Xenia Schandin an Katwarn weitergeben möchte: Ein mit der Smartphone-App verknüpftes Element auf der Internetseite der Stadt habe durchgehend die Meldung „Keine aktuelle Warnung“ angezeigt.

Teils stumme Smartphones in Germersheim

Die Kreisverwaltung Germersheim hat den Warntag verfolgt und zu Kommentaren auf sozialen Netzwerken aufgerufen. Die Rückmeldungen dort sind durchwachsen: Bei vielen lief das neue System rund, bei einigen Menschen kam offenbar nur ein stiller Alarm als Textnachricht an, bei anderen gar nichts oder zu spät. „Cell Broadcast hat wohl gut funktioniert“, schildert hingegen ein Kreis-Sprecher am Nachmittag seinen ersten Eindruck.

Sirenen wurden im Kreis Germersheim nicht ausgelöst, „da diese in eigener Verantwortung der Kommunen regelmäßig auf ihre Funktionsfähigkeit getestet werden“, hatte die Kreisverwaltung im Vorfeld informiert. Die allermeisten Sirenen, die es derzeit noch gibt, kennen nur den Feueralarm. Das soll sich ändern: Sobald das geplante neue flächendeckende Sirenensystem installiert sei, werde es an künftigen Warntagen ebenfalls ausgelöst. Hier und da sollen am Donnerstag um 11 allerdings Werkssirenen angegangen sein.

Nur bedingte Zufriedenheit im Donnersbergkreis

Zu großen Teilen hat’s funktioniert – aber halt doch nicht überall. Dieses Fazit lässt sich für den Donnersbergkreis ziehen nach dem großen bundesweiten Warntag am Donnerstag. Während viele Rückmeldungen darauf hindeuten, dass die vom Bund versandten Warnmeldungen über Cell Broadcast und die Warn-Apps Katwarn und Nina auf einer Vielzahl von Mobiltelefonen eingegangen sind, gibt es beispielsweise auf der Facebook-Seite der Kreisverwaltung auch vereinzelte Rückmeldungen, dass Handys stummgeblieben sein sollen. Ob das daran lag, dass diese Personen zum Zeitpunkt der Warnung keinen Handyempfang hatten, oder es andere Ursachen gibt, ist laut Kreisverwaltung nicht klar.

Warnsysteme wie Sirenen mit Durchsagemöglichkeiten konnten im Donnersbergkreis nicht ausgelöst werden, da diese erst noch umgerüstet werden müssen. Erst kürzlich wurde laut Kreisverwaltung ein erster Auftrag für 20 neue Sirenen mit Durchsagemöglichkeit erteilt. Bis diese zum Einsatz kommen, werde es noch gut vier bis fünf Monate dauern, erläutert Brand- und Katastrophenschutzinspekteur Eberhard Fuhr.

Erfolgreicher Probealarm in Ludwigshafen

Beim bundesweiten Warntag heulten auch um 11 Uhr in Ludwigshafen testweise die Sirenen. „Grundsätzlich hat es funktioniert“, zog Jochen Hummel von der Feuerwehr Bilanz. Derzeit gibt es im Stadtgebiet 34 Warnsirenen – 26 davon sind moderne Hochleistungsmodelle, mit denen theoretisch auch Sprachnachrichten an die Bevölkerung übermittelt werden können. Die neuen Modelle sind lauter als die alten Luftschutzsirenen.

Ebling zieht positives Fazit für Rheinland-Pfalz

Innenminister Michael Ebling hat die Inbetriebnahme des Warnnetzes im Landkreis Ahrweiler vor Ort begleitet. 85 moderne Sirenenanlagen wurden dort in Betrieb genommen, die von Land und Bund finanziert wurden, wie das Innenministerium bekannt gab. Nach einem ersten Zwischenstand habe auch Cell Broadcast grundsätzlich gut funktioniert, sofern die Smartphone-Einstellungen korrekt gewesen seien. „Aus den teilnehmenden Kommunen haben wir bisher auch durchaus positive Rückmeldungen erhalten. Für die Zukunft möchte ich aber auch noch einmal darum werben, dass sich möglichst viele an einem solchen Test beteiligen“, sagte Ebling.

Rund 30 Kommunen in Rheinland-Pfalz haben sich am Warntag mit Sirenen-Warnungen oder Lautsprecherdurchsagen beteiligt. Unter anderem die Städte Landau, Trier und Zweibrücken sowie die Verbandsgemeinde Offenbach an der Queich und die Landeshauptstadt Mainz haben bereits erfolgreiche Sirenentests gemeldet.

Verbesserungsbedarf bei der Reichweite

Der innenpolitische Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion, Carl-Bernhard von Heusinger, verwies auf noch offene Mängel: „Zahlreiche Menschen sind offenbar nicht mit der Testwarnung über das Cell Broadcasting gewarnt worden, weil das Betriebssystem ihres Mobiltelefons zu alt ist oder nicht die erforderlichen Einstellungen ausgewählt waren.“ Warn-Apps wiederum verfügten über „unterschiedliche technische Standards und man braucht alle Apps, um keine Warnung zu verpassen“.

Lea Heidbreder (Grüne), Vorsitzende der Enquete-Kommission „Zukunftsstrategien zur Katastrophenvorsorge“ im Landtag, betonte, die Ahr-Flut mit mindestens 134 Toten im Juli 2021 habe gezeigt, wie wichtig Warnungen aller Bürger im Ernstfall seien. Viele neue Sirenen seien in Rheinland-Pfalz seitdem in Betrieb genommen worden, „aber von einer vollständigen Abdeckung der Landesfläche sind wir weit entfernt. Dazu kommt, dass gerade viele Menschen die je nach Ort unterschiedlichen Signale der Sirenen nicht verstehen.“

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