Rheinland-Pfalz Meteorologen zur Flutkatastrophe: Extremwetter war vorhersehbar

Eine Luftaufnahme zeigt die Zerstörungen an der Ahr, nachdem in der Nacht auf den 15. Juli 2021 eine Flutwelle auch das Dorf Ins
Eine Luftaufnahme zeigt die Zerstörungen an der Ahr, nachdem in der Nacht auf den 15. Juli 2021 eine Flutwelle auch das Dorf Insul überschwemmt hat.

Nach Einschätzung zweier Meteorologen war das Extremwetter, dass im Juli 2021 zu der Flutkatastrophe im rheinland-pfälzischen Ahrtal geführt hatte, vorhersehbar. Er könne nicht verstehen, dass Hunderte von Fahrzeugen flussabwärts treiben konnten, wie es auf den Bildern aus dem Ahrtal zu sehen war, sagte der Karlsruher Meteorologe Bernhard Mühr am Freitag vor dem Untersuchungsausschuss Flutkatastrophe des rheinland-pfälzischen Landtags in Mainz. „Bereits am Vortag war deutlich, dass ein Hochwasser kommen würde, da hätten Autos und Campingwagen vom Ufer der Ahr entfernt werden müssen.“

Der Ausschuss geht der Frage nach, warum bei der Flutkatastrophe am 14. Juli im Ahrtal 134 Menschen sterben mussten, warum sie nicht früher und wirkungsvoller gewarnt oder gar evakuiert wurden. Laut Mühr hätte man spätestens am Unglückstag um 16 Uhr wissen können, dass das Jahrhunderthochwasser vom Jahr 2016 überschritten werde.

Das Hochwasser im Juli 2021, bei dem im Ahrtal 134 Menschen starben, kam nicht ohne Vorwarnungen. Am Freitag werden Meteorologen
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„Dass es gefährlich werden könne, wusste ich“, sagte auch der im Fernsehen mit Wettervorhersagen auftretende Meteorologe Sven Plöger im Rückblick. Aber das Ausmaß habe ihn dann doch überrascht. Am Unglückstag selbst sei er nicht im Dienst gewesen, aber in den Tagen zuvor. Das Tief „Bernd“ mit seiner sehr langsamen Fortbewegung sei für sehr ergiebige Regenfälle an einem Ort verantwortlich gewesen. Niederschlagsmengen von 100 bis 200 Litern pro Quadratmeter habe er am 12. Juli vorhergesagt. Zu dieser Zeit sei aber die konkrete regionale Eingrenzung des Extremwetters noch nicht möglich gewesen, sagte Plöger. Zwar deutete sich an, dass die Eifel betroffen sein werde, die Situation habe an diesem Tag aber auch für den Schwarzwald dramatisch ausgesehen, wo letztlich nichts passiert ist.

Der Untersuchungsausschuss will am Freitag zehn Fachleute vernehmen, für den Nachmittag ist auch der Schweizer Meteorologe Jörg Kachelmann angekündigt.

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