Kultur Südpfalz Mit Händel im barocken Himmel

Mit der Aufführung des Oratoriums „Der Messias“ von Georg Friedrich Händel hat sich der 27 Jahre junge Bezirkskantor Wolfgang Heilmann in der Bad Bergzaberner Marktkirche bestens empfohlen für das Amt, das er erst seit September dieses Jahres innehat. Großen Respekt verdient nicht zuletzt die musikalische Leistung der Bezirkskantorei Bad Bergzabern.

Popularität und Aufführungsfülle von Händels Oratorium der 24 Tage – so fix hat er es einschließlich der Orchesterstimmen im Sommer 1741 zu Papier gebracht – sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich dabei um höchst artifizielle Musik handelt, Arien wie Chöre gespickt sind mit schweißtreibenden Koloratur-Arkaden und im Orchester ein kreatives Gewirr emotionaler Effekte präzise und kontrastfreudig abzuhandeln ist. Wolfgang Heilmann hatte das satte Dreistunden-Opus mit einigen sanften Strichen behutsam gestrafft und war damit durchaus gängiger Praxis gefolgt. Nur dass in der Chor-Trilogie des Passionsteils die „Herde“ fehlte, schmerzte etwas. Andererseits hatte er seiner mittlerweile auf Kammerchorstärke von 35 Stimmen angewachsenen Bezirkskantorei keine der Klippen, vor allem im ersten, dem Weihnachtsteil, erspart. Und es war eine Freude, der Chorgemeinschaft zuzuhören. Freilich, für einen Laienchor ist eine so wunderbar kammermusikalische Besetzung eine arge Herausforderung. Und das meisterte die weiterhin im Aufbau befindliche Chorgemeinschaft fast durchweg bravourös. Ein samtiger, zurückgenommener, gleichwohl ungemein vitaler, aber eben angenehm transparenter Chorklang war das Ergebnis. Zuweilen fehlte es noch etwas an Selbstvertrauen und einer Prise draufgängerischen Mutes. Dennoch: die Intonation stimmte, ebenso die Höhentauglichkeit der Soprane und (wunderbaren) Tenöre, nicht zuletzt die technische Trittsicherheit und hellwache Reaktion auf die gestalterischen Vorgaben vom Pult. Das lief alles präzise und unaufgeregt. Einfühlsamer Partner dieser Lesart war das durch etliche Pfälzer Instrumentalisten aufgestockte Stuttgarter Kantaten-Ensemble, von Heilmann während der Studienzeit gegründet. Da wurde zwar nicht auf Originalinstrumenten, dennoch ganz in der fein modellierenden Ästhetik barocker Spielweise begleitet, temperamentvoll, überaus reich sowohl an Eleganz wie zupackenden Effekten; und mit prägnanten Soli gewürzt, vom ersten Geigen- oder auch dem Oboen-Pult etwa. Jetzt hätte allenfalls das Solisten-Quartett die Freude trüben können, aber auch da hatte Heilmann vier leuchtende Perlen in seinem Fundus gefunden. Allesamt stilistisch prächtig eingenordet und versiert im Kanon barocker Auszierungspraxis. Der mehrfach ausgezeichneten Johanna Pommranz, die mit lichtem, strahlendem Höhenregister glänzte und nicht allein in der Rejoice-Arie ihren virtuos geführten Koloratursopran zu schönster Geltung brachte, begegnete auf Augenhöhe der fabelhafte Tenor Jo Holzwarth, der seine ausnehmend frisch und glockenhell timbrierte Stimme gänzlich ohne Attitüde, aber sehr wirkungsvoll durch alle Register führte. Auch dem Bass-Bariton Nikolaus Fluck, seiner bemerkenswert beiläufigen Atemtechnik, sowie seiner überaus kultivierten Stimmführung zu lauschen, war ein reines Hörvergnügen. In der triumphierend, dabei elegant zelebrierten Posaunen-Arie des dritten Teils duettierte er überzeugend mit dem nicht minder lupenrein und delikat aufspielender Solo-Trompeter Christian Syperek. Bliebe Regina Grönegroß, die sehr kurzfristig für die erkrankte Nora Steuerwald eingesprungen war und sich brillant ins Ensemble einfügte; eine Altistin mit voluminösem Tiefenregister und großartigem Höhenpotential, dabei sehr präzise, stilistisch versiert und immer geschmackvoll im gestalterischen Gestus. Das Publikum bedankte sich mit lang anhaltendem und hochverdientem Beifall.

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