Kultur Südpfalz Ergebnis eines Schaffensrausches

Die drei Streichquartette Robert Schumanns erklang im nicht überwältigend gut besuchten Alten Kaufhaus bei vierten und letzten Landauer Meisterkonzert der Saison. Das Diogenes-Quartett aus München demonstrierte dabei sein Steigerungspotenzial.

Mit der Gattung Streichquartett hat sich Schumann schon seit 1828 befasst, wie die Aufzeichnungen zu den von ihm initiierten „Quartettunterhaltungen“ belegen. Zur Komposition von Streichquartetten kam es indes erst im Kammermusikjahr 1842. In der unglaublich kurzen Zeitspanne vom 4. Juni bis 22. Juli entstanden die drei Quartette op. 41. Sie waren nun bei den Meisterkonzerten, die in diesem Jahr dem großen Romantiker gewidmet sind, zu erleben. Selten werden alle drei in einem Konzert gespielt. Verpflichtet wurde das 1998 in München gegründete, renommierte Diogenes Quartett, das schon eine Gesamteinspielung der Streichquartette Franz Schuberts und Max Bruchs, aber auch Klavierquartette des Wormser Spätromantiker Friedrich Gernsheim auf CD vorgelegt hat, dessen fünf Streichquartette das Ensemble nun für CPO einspielen soll. Bevor Schumann in einem Schaffensrausch die drei Quartette komponierte, setzte er sich zu Beginn des Jahres 1842 nochmals intensiv mit Quartetten von Mozart und Haydn auseinander. Direkte Bezüge finden sich zu Beethovens Streichquartetten op. 18 und den „Rasumowsky-Quartetten“ op. 59. Schumann unterstreicht in seinen Quartetten in a-Moll, F-Dur und A-Dur durch subtiles Einflechten von Zitaten die Verbindung zu diesen Werken Beethovens. Gewidmet hat er die Quartette seinem Freund Mendelssohn Bartholdy, dessen Quartette op. 44 er gehört hatte kurz bevor er mit der Arbeit an seinen eigenen drei Quartetten begann. Das Diogenes-Quartett – Stefan Kirpal und Gundula Kirpal, Violine, Alba González I Berecca, Viola, Stephen Ristau, Cello – begann recht verhalten. Es ließ das a-Moll-Quartett zwar recht transparent erklingen, das nicht immer ganz intonationssicher erscheinende Spiel wirkte aber bei aller Ausgewogenheit seltsam monochrom. Dem gelegentlich schartigen Geigen-Ton von Stefan Kirpal mangelte es etwas an Leuchtkraft, das geforderte Espressivo des einleitenden Andantes erklang zurückgenommen. Ob das Scherzo eher elfenhaft im Sinne Mendelssohns oder dämonisch angehaucht erklingen soll, ist Interpretationssache, hier wirkte es schlicht routiniert-distanziert. Aber die Münchener sind nicht zu Unrecht ein renommiertes Ensemble, das sich zu steigern und wohl auch auf die akustischen Gegebenheiten des Alten Kaufhauses immer besser einzustellen wusste. Schon das Streichquartett F-Dur wirkte sicherer und lebendiger, auch in der Intonation, mit einer größeren Klangfarbenpalette und intensivem Zugriff der vier Streicher. Die Transparenz des Spiels wurde beibehalten, aber nicht nur der Primarius wirkte nun auch präsenter. Die Satzcharaktere ebenso wie die größeren Zusammenhänge erschienen nun besser ausgeformt. Nach der Pause war das Diogenes-Quartett offensichtlich ganz bei sich angekommen. Das A-Dur-Quartett ließ fast keine Wünsche mehr offen. Das dynamische Spektrum weitete sich, der emotionale Zugriff auf Schumanns ausdrucksstarke Musik verband sich mit einem hohen spieltechnischen Niveau. Die Emphase, der das Quartett op. 43,3 bedarf, wurde von den Musikern entfaltet, die hier von Stefan Kirpal mit entsprechendem musikalischem Zug inspiriert wurden. Das war ein Quartettspiel, das packend und subtil zugleich war sowie reich an Farben und dynamischen Schattierungen.

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