Kreis Kaiserslautern Ein rotes Tuch für die Schwarzen

Mittlerweile ist es vor der Glotze ziemlich schwer geworden, der Dauerseifenoper namens „Groko“ zu entkommen. Ehrlich. Immerhin waren der sozialdemokratische Außenminister Frank-Walter Steinmeier und die christdemokratische Kanzlerin während der Zeit ihrer regelmäßigen Putin-Sprechstunden fast so oft in der „Tagesschau“ wie der Wetterbericht. Und wie die sich liebhaben, der Frank und die Angela. Putzig. Da bekam sogar der Wladimir Angst vor dieser Harmonie. Das war doch früher unvorstellbar, so ein inniger schwarz-roter Bruderkuss. Doch Zeiten ändern sich nun mal. Für die meisten Genossen sind CDU-Leute heute keine reaktionären Schlipsträger mit Schwarzgeldkonto mehr, die ihre Frau lediglich am Herd begrüßen. Umgekehrt gibt es kaum noch Schwarze, die glauben, dass Sozis in dritter Ehe verheiratete Lehrer sind, die ihren Urlaub in Entwicklungsländern verbringen, um die Kaffeebauern vor Ausbeutung zu schützen. Böse Zungen behaupten ja sogar, dass es keine Unterschiede mehr zwischen Roten und Schwarzen gebe, seitdem Angela Merkel die CDU sozialdemokratisiert habe. Aber Angela hin, Merkel her: Auf dem Papier sind CDU und SPD unterschiedliche Parteien. Na ja. Fast. Bei der gestrigen Meldung der RHEINPFALZ ging diese Trennlinie leider verloren. Zwar wurde richtig verkündet, dass Matthias Mahl zum neuen CDU-Ortsverbandsvorsitzenden von Hütschenhausen gewählt wurde. Doch wer weiterlas, dem fiel das Unfassbare ein paar Zeilen später auf. So stand in unserer Nachricht, dass bei der Sitzung der Christdemokraten diverse SPD-Mitglieder für 40-jährige Parteizugehörigkeit geehrt wurden. Darunter Landrat Paul Junker, der doch als Konservativer durch den Kreis tourt. Junker ein roter Guerillero, der die CDU unterwandern will? Nein. Er meldete sich prompt, um klarzustellen, dass er kein Willy-Brandt-Poster Zuhause hängen hat. Der Landrat schrieb in seiner gestrigen Mail: „Sehr geehrte Damen und Herren, es ist mir gelungen, 40 Jahre lang meine wahre Identität geheim zu halten, jetzt kommen Sie mit Ihrem heutigen Artikel und lassen mich auffliegen. Ergebnis: Mit dieser Urkunde an meiner Bürotür wurde ich heute Morgen empfangen. Einen Wunsch habe ich noch: Bitte machen Sie nicht publik, dass ich gerade eine Schnuppermitgliedschaft bei den Piraten unter den Grünen beantragt habe.“ Keine Angst, Herr Junker. Alles wird gut. Natürlich wurden in Hütschenhausen keine Sozialdemokraten, sondern CDU-Parteisoldaten für 40-jährige Mitgliedschaft in der Union geehrt. Entschuldigen Sie bitte unseren Fehler, Asche über unser Haupt. Kein Schwarzer muss mehr rotsehen. Also, Glück auf! Ach nee, das sagen ja die anderen.

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